Leasing

Zwei Gesichter

Bei den Verantwortlichen der Leasingbranche mischen sich derzeit Sorgenfalten mit einem zufriedenen Lächeln - je nachdem aus welcher Perspektive man auf die Branche schaut. Mit dem ablaufenden Geschäftsjahr 2019 kann der BDL-Präsident Kai Ostermann wieder mal mehr als zufrieden sein: Denn es bringt für die Unternehmen erneut Rekorde. Das Neugeschäft klettert auf 74,4 Milliarden Euro und wächst 2019 mit knapp 9 Prozent deutlich stärker als die deutsche Wirtschaft. Fast jede vierte Ausrüstungsinvestition (24 Prozent) wird in diesem Jahr über Leasing realisiert und rund 16 Prozent aller gesamtwirtschaftlichen Investitionen. Entsprechend gewinnt das Leasing bei den außenfinanzierten Investitionen weiter an Bedeutung und kommt auf einen Anteil von 54 Prozent. Das ist die erfreuliche Seite.

Mit Blick nach vorn trübt sich die Stimmung allerdings ein. "Investitionen sind der Schlüssel für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Deutschland benötigt dringender denn je eine Investitionsoffensive, um die Investitionsbedingungen für Unternehmen zu verbessern und Anreize für mehr Investitionen am Standort zu setzen", so Ostermanns Appell. In Deutschland wird schlicht seit Jahren zu wenig investiert. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) müssten in den kommenden zehn Jahren rund 450 Milliarden Euro aufgewendet werden, um bestehende Investitionslücken zu schließen und als Standort attraktiv zu bleiben. Andernfalls droht der Verfall des öffentlichen Kapitalstocks, also von Straßen, Schienen und Schulen, sich ungebremst fortzusetzen.

Diese Lücke kann der Staat allein nicht schließen. Von daher plädiert Ostermann für mehr Anreize, damit die Privatwirtschaft in diesen Bereichen investiert. Für ihn sind die Mittelstandsstrategie und die Industriestrategie 2030 von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier daher zu begrüßen, da sie neben unterstützenden Maßnahmen auch Steuererleichterungen und einen Bürokratieabbau vorsehen. Allerdings müssten die Vorschläge nun auch zügig umgesetzt werden.

Ein Wermutstropfen für den BDL-Präsidenten dabei: Leasing spielt in den Förderprogrammen des Bundes und der Länder teils gar keine, teils nur eine sehr untergeordnete Rolle. Bösen Willen erkennt Ostermann dabei nicht. Allerdings das mangelnde Bewusstsein, was Leasing ist und welche Bedingungen Leasing braucht. Denn viele Programme seien so ausgestaltet, dass Leasing nicht zu den jeweiligen Förderbedingungen passe. Daran gilt es aufseiten des BDL zu arbeiten, denn Leasing kann auch hier als Finanzierungsalternative zu noch mehr Erfolg der Programme beitragen.

"Wir sehen uns nicht als Bank, sondern als Investitionsermöglicher", so Ostermann. So möchte er die Unternehmen seiner Branche auch reguliert sehen und wirbt unverdrossen der aktuellen Realität für ein eigenes Aufsichtsregime für Leasinggesellschaften, die kleiner und deutlich weniger riskant agieren als Banken oder Sparkassen. Denn vom ursprünglich angedachten KWG-light für Leasingunternehmen ist man inzwischen ziemlich weit entfernt. Das Problem sieht der BDL-Präsident in der Systematik der Aufsicht. Diese werde für international tätige Großbanken entwickelt und dann auf andere Akteure an den Finanzmärkten heruntergebrochen. Mit den bekannten ungewünschten Nebeneffekten.

Entsprechend der allgemeinen wirtschaftlichen Situation der Realwirtschaft und der teils signifikanten Auftragsrückgänge in einzelnen Branchen wird es 2020 aller Wahrscheinlichkeit nach keine neuen Rekorde von den BDL-Mitgliedern geben. Der Verband rechnet mit einem stabilen Neugeschäft. Aber auch das wäre doch schon ein Erfolg, den dann die neue BDL-Hauptgeschäftsführerin Claudia Conen gemeinsam mit Präsident Kai Ostermann verkünden darf. Horst Fittler, seit 2010 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmer geht nämlich mit Ablauf dieses Jahres in den Ruhestand. Besser als mit einem solchen Rekordjahr kann man sich eigentlich kaum verabschieden. Auch das zeigt, wie viel der Verband in den vergangenen Jahren für seine Branche erreicht hat.

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