Deutsche Bank

Das zweischneidige Schwert

Deutsche Bank Zentrale; Quelle: pixabay.com

Die Digitalisierung hat durch die Corona-Krise einen Schub erfahren, das dürfte außer Frage stehen. Dennoch stehen weiterhin große Aufgaben vor den deutschen Kreditinstituten, um sich fit für das digitale Zeitalter zu machen. Auch und gerade für die Deutsche Bank ist die Digitalisierung eine sehr große Herausforderung, gilt die bestehende IT doch als besonders veraltet und ineffizient. Einige dürften sich noch an Aussagen des ehemaligen CEO John Cryan erinnern, dass die IT seiner Bank "lausig" wäre. Oder unvergessen auch die ehemalige IT-Chefin der Bank, Kim Hammond, die sich in Bezug auf die IT zu der Aussage hinreißen ließ, dass es das "dysfunktionalste Unternehmen" sei, für das sie je gearbeitet hätte. Zwar tätigte sie diese Aussage intern, doch sie kam ans Tageslicht und kurze Zeit später war sie eben ehemalige IT-Chefin. Doch auch wenn solche Aussagen von Führungskräften starker Tobak sind, waren sie im Kern natürlich nicht ganz falsch.

Das weiß auch Christian Sewing. Dementsprechend hoch gehängt ist das Thema derzeit auch bei der Deutschen Bank. Und es tut sich auch einiges, auf verschiedenen Ebenen. So wurde Anfang Juli bekannt, dass der bekannte Fintech-Gründer André Bajorat wenige Monate nach seiner Einstellung bei der Deutschen Bank zum Strategiechef der Corporate Bank befördert wurde. Doch die spannendste Neuigkeit war die kurze Zeit später veröffentlichte Meldung, dass die Deutsche Bank und Google eine strategische Partnerschaft eingehen. Dabei soll es nicht nur um die Migration der IT-Systeme in die Cloud gehen, sondern auch um eine neue Ausrichtung der IT-Architektur der Bank und darum, gemeinsam technologiebasierte Finanzprodukte auf eine "neue Weise zu entwickeln und anzubieten". Als Beispiele wurden Cashflow-Prognosen für Treasury-Kunden, verbesserte Risikoanalysen und Sicherheitslösungen genannt. Im Privatkundengeschäft hingegen sollen intuitive digitale Lösungen im Mittelpunkt stehen, die den Dialog zwischen Kunden und Mitarbeitern vereinfachen sollen.

Der Weg der Deutschen Bank ist sicherlich ein zweischneidiges Schwert. Natürlich kann man solche Produkte auch in Eigenregie entwickeln. Doch das ist teuer und langwierig. Manchen fehlt es auch schlicht an Kompetenz dafür. Google hat zweifelsohne eine der besten Forschungsabteilungen für KI und kennt sich mit dem schnellen Entwickeln intuitiver Endkundenprodukte wie kaum ein anderes Unternehmen aus und bietet gleichzeitig noch die Cloud-Infrastruktur aus einer Hand dazu. Eine schnellere und effizientere Entwicklung von Dienstleistungen mit mehr Gespür für den Markt könnte der Vorteil sein, den die Deutsche Bank aus der Kooperation zieht.

Doch dann ist da auch noch die "dunkle Seite der Macht". Zwar betonen beide Seiten von Anfang an, dass die Datenschutzbestimmungen bei der Verarbeitung der immensen Datenmengen eingehalten werden. Doch das Vertrauen darauf, dass sich Google an Datenschutzbestimmungen hält, ist nicht nur in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. Doch Vertrauen ist für eine Bank elementar. Die Gefahr, dass die Kooperation hier negativ abstrahlt, kann zumindest nicht sofort von der Hand gewiesen werden. Zudem greifen die Bigtechs die Kreditinstitute nicht erst seit heute in ihrem angestammten Geschäft an. Kann man sich darauf verlassen, dass Google nicht das Finanz-Know-how der Deutschen Bank nutzt, um diese und alle anderen Institute später mit einer vielleicht sogar noch optimierten Version der gemeinsam entwickelten Produkte zu attackieren? Diese Frage lässt sich erst ex post beantworten. Es ist auf jeden Fall ein mutiger Schritt der Deutschen Bank. Er beweist zudem, dass Sewing wirklich etwas ändern will. Aber der neue Weg ist nicht ohne Risiken und könnte einige Stolpersteine parat haben.

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