Kapitalmarkt

Zweischneidiges Schwert

Die einen haben Trump, die anderen Italien. Leicht haben es beide nicht. Während sich die Federal Reserve Bank vom US-Präsidenten zwar anhören muss, sie sei "verrückt geworden", von der wirtschaftlichen Entwicklung ebenso wie von Trumps Politik der Handelsstreitigkeiten, die zu steigender Inflation führen wird, zu Zinsschritten aber geradezu gezwungen wird, sind der EZB die Hände gebunden. Zinserhöhungen in Europa sind angesichts der angespannten Haushaltslage vor allem in Italien und Griechenland überhaupt kein Thema. Schnelle und baldige Zinsschritte würden der Euro und Europa wohl kaum überleben. Das sehen auch die Kapitalmarktstrategen der im Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands zusammengeschlossenen Landesbanken, der DZ Bank und der Deka, so.

Angesichts der hohen Staatsverschuldung Italiens und der erneut gestiegenen Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen gebe es Risiken für ein Wiederaufleben der Eurokrise, heißt es im Kapitalmarktausblick des VöB. Und auch von der weiterhin unklaren Ausgestaltung des Brexits und einer potenziellen Eskalation der globalen Handelskonflikte gehen nach Ansicht der Ökonomen erhebliche Risiken für die Konjunktur in Europa aus. So erwarten die VöB-Institute ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland zwischen 1,4 Prozent und 2 Prozent und in Europa von 1,5 bis 2 Prozent im Jahr 2019. Doch auch jenseits des Atlantiks wird mit einer leicht schwächeren Konjunktur gerechnet. Die Prognosen für das BIP-Wachstum in den USA liegen zwischen 2,1 und 2,7 Prozent.

Damit wird die Schere zwischen den Leitzinsen in Amerika und Europa in den kommenden Monaten weiter auseinandergehen. Mit Folgen für Renditen, Staaten und Anleger. Auf Sicht von 12 Monaten prognostizieren die VÖB-Ökonomen eine Rendite zwischen 3,25 bis 3,5 Prozent für US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren, also eine nachhaltige Etablierung über der Drei-Prozent-Marke, während Anleger in zehnjährigen Bundesanleihen nur 0,8 bis 1,3 Prozent Rendite erwarten können. Für die EU-Mitgliedsstaaten sichert das weiterhin eine ausgesprochen günstige Refinanzierungsbasis. Von den Anlegern erfordert die Einwicklung dagegen nach wie vor viel Geduld beim Warten auf eine Straffung der Geldpolitik im Euroraum. Dazu wird es nach der VöB-Prognose aber nicht vor dem zweiten Halbjahr 2019 kommen. Also bleibt die Gefahr bestehen, dass Anleger abwandern und lieber in den USA investieren, wo sie eine Rendite für ihr Geld bekommen. Anleiherenditen bleiben ein zweischneidiges Schwert - des einen Glück ist des anderen Leid.

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