Blickpunkte

Kartenstrategie - Zu wenig visualisiert

Karteninhaber interessiert nicht, welches Logo ihre Karte trägt - sofern sie am GAA und PoS nur funktioniert. Dieser Grundsatz gilt nach wie vor. Insofern war es unerheblich, dass die Umbenennung der ec-Karte in Girocard kaum aktiv kommuniziert, geschweige denn beworben wurde.

Was dabei aber offenbar vielfach übersehen wurde: Der genannte Grundsatz gilt selbstredend nur dann, wenn Neuerungen nicht dazu führen, dass die Karte plötzlich nicht mehr funktioniert. Das war ursprünglich der Grund, warum etwa die Sparda-Banken von ihren Plänen, auf Maestro only umzustellen, wieder Abstand nahmen: Es fehlte schlicht noch an Akzeptanz. Wenn Karten mit beschränkter Einsetzbarkeit ausgegeben werden (beispielsweise V-Pay) oder Maestro-Karten mit Auslandssperren belegt werden, um der Skimming-Problematik entgegen zu wirken, dann interessiert dies den Kunden sehr wohl. So etwas muss sehr viel intensiver und vor allem auffälliger kommuniziert werden, als es offenbar in vielen Fällen geschehen ist.

Schon einmal hat es sich als nachteilig erwiesen, dass die Kreditwirtschaft es sich angewöhnt hat, ihren Kunden neue Karten relativ kommentarlos zuzuschicken und Neuerungen allenfalls im Kleingedruckten der - ohnehin meist ungelesenen Begleittexte - zu erwähnen. Bei der Geldkarte führte dies dazu, dass sie bei ihrer Einführung vom Kunden kaum wahrgenommen wurde und bis heute mit Bekanntheitsproblemen kämpft. Wäre die Neuerung vor dem eigentlichen Kartenversand mit einem separaten, optisch auffälligen Schreiben etwa mit einem Bild von Geldkarte-Chip und Logo - angekündigt worden, hätte das vielleicht verhindert werden können. V-Pay oder Sperrungen im außereuropäischen Ausland hätten beispielsweise mit einem EU-Logo visualisiert werden können. Dann wäre von Anfang an klar gewesen: Wer außerhalb Europas verreist, muss sich mit seiner Bank in Verbindung setzen beziehungsweise braucht eine zusätzliche Karte.

Mastercard hat diese Kommunikationslücke gern genutzt. Als Reaktion auf die mediale Entrüstung darüber, dass Urlauber erst im Ausland feststellten, dass ihre Karte am gewählten Ziel nicht funktioniert, hat die Kartenorganisation flugs einen "Verbraucherhinweis" verbreitet und geraten, Bankkarten vor der Reise ins Ausland auf das Maestro-Logo hin zu überprüfen und gegebenenfalls bei der Hausbank gezielt danach zu fragen.

Ein weiteres Beispiel guter Kommunikation gab American Express bei der Einführung der Selbstwahl-PIN. Hier wurde die Botschaft nicht nur vorab kommuniziert. Der Brief erschien auch nicht im üblichen Amex-Design, sondern wurde von vielen riesigen, bunten Ziffern geschmückt. sb

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