REFINANZIERUNG

Leasing finanziert den Mittelstand

Alleinstellungsmerkmale in der Finanzierungslandschaft

Christina Brand, Foto: Nürnberger Leasing

Die Leasing-Branche trägt als Bindeglied zwischen Kunden und Kapitalgebern maßgeblich zur Finanzierung des Mittelstands bei. Der digitale Wandel stellt Finanzmittelgeber vor große Herausforderungen. Anhand eines Praxisbeispiels wird in diesem Beitrag gezeigt, wie die investierenden Kunden, die Refinanzierungspartner der Leasing-Branche und die Leasing-Unternehmen erfolgreich zusammenarbeiten können, um Finanzierungslösungen zu finden und Mehrwerte zu schaffen. (Red.)

Die deutsche Volkswirtschaft steht in der nächsten Dekade vor bedeutenden Herausforderungen. Aus einer produktionsorientierten Ingenieurswirtschaft wird eine zunehmend digitale Dienstleistungsgesellschaft. Was früher am Zeichenbrett geplant und in der Werkhalle gebaut wurde, wird zukünftig am Computer entwickelt und im 3D-Druckverfahren produziert. Innovationszyklen werden dadurch deutlich verkürzt.

Die Herausforderung betrifft besonders die Finanzmittelgeber dieser Volkswirtschaft, da sich die Ansprüche von Großindustrie und Mittelstand erheblich unterscheiden. Letzterer ist insbesondere in Deutschland sehr kleinteilig, quasi familiär aufgebaut. Dennoch sollte die gesellschaftliche Bedeutung des kleinen Mittelstandes nicht unterschätzt werden. Denn er schafft Arbeits- und Ausbildungsplätze und damit Wohlstand und Auskommen in der Region.

Mittelstand stärken

Leasing unterstützt seit über 50 Jahren als ein Grundpfeiler der Außenfinanzierung die deutsche Wirtschaft. Das umfasst insbesondere den mittelständischen Kunden im Bereich der Absatzfinanzierung und/oder der eigenen Investition. Die Leasing-Branche hat sich dadurch zu einem Mittelstandsspezialisten etabliert, der nahe am Kunden agiert. Hervorzuheben ist hierbei, dass Leasing-Gesellschaften nicht nur die reinen Investitionsgüter finanzieren, sondern auch Innovationen, Produkte, neue Technologie et cetera. Somit gilt zu Recht die Aussage, dass die Leasing-Branche der Innovationsmotor des Mittelstandes ist und bleibt.

Die größte Anzahl der Mitgliedergesellschaften des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. sind mittelständisch geprägt. Unternehmerische Herausforderungen werden dadurch aus einem eigenen Blickwinkel heraus verstanden und können - anders als bei anderen Finanzierungsgebern - präziser bewertet werden. Des Weiteren verfügen die Leasing-Gesellschaften über eine hohe Expertise bezüglich der jeweiligen Branchen und deren Objekte.

Gefragter Finanzierungspartner

Gleichzeitig bekommen die Gesellschaften im Zuge der unmittelbaren Zusammenarbeit direkte Einblicke in die Problemstellungen und Vorgehensmodelle ihrer Kunden. Bei der Neueinführung und/oder Verbreitung von innovativer Technik kann der Kunde objektseitig verstanden und mit hohem fachlichem Know-how begleitet werden. Auf diese Weise lassen sich neben der Objektfinanzierung echte Mehrwerte für den Kunden zu schaffen. Gleichzeitig ermöglicht diese fachliche Kompetenz eine präzisere Beurteilung der Werthaltigkeit beziehungsweise Verwertbarkeit des Objektes sowie größere Spielräume bei der Risikobewertung. Dies wird flankiert von einer hohen Flexibilität und Kreativität der Leasing-Branche.

Daher wird die Leasing-Branche häufig als erster Finanzierungspartner für neue Technologien und neue Finanzierungsmodelle angesprochen. Allerdings kommt diesen dabei die Rolle eines Intermediärs zu, der den Spannungsbogen zwischen Kundenwunsch und Anforderungen des Finanzierungspartner schließt. Das setzt voraus, dass die jeweiligen Bankenpartner daran arbeiten, alte Strukturen und Einschätzungen zu verifizieren und neu zu überprüfen. Insbesondere die guten Erfahrungen aus der Pandemie zeigen, dass das Leasing-Geschäft für den Bankenpartner ein krisenfestes Produkt ist.

Leasing als Problemlöser

Wie so etwas gelingen kann, soll im Folgenden exemplarisch anhand der Nürnberger Leasing Gruppe vorgestellt werden. Das Unternehmen hat mit Kreativität und Expertise im Bereich der Verbrauchsmesstechnik eine Lösung für die Finanzierung von Wärmemessprodukten geschaffen. Mit Einführung der Heizkostenverordnung und damit Implementierung von Wärmetechnik war es das Ziel der Bundesregierung, in Privathaushalten und bei Gewerbebetrieben Energie einzusparen. Dies gelang unter anderem durch die Finanzierungsbegleitung bei Messdienstleistern.

Die Problematik war zum einem, dass die Verbrauchsmessgeräte einen geringen Objektwert zwischen sechs und 80 Euro pro Stück haben; je nachdem, ob mit Funkfernauslesemöglichkeit oder ohne. Eine Verifizierung und Bestimmbarkeit darzustellen, stellt in der Finanzierung eine Herausforderung dar. Zum anderem handelt es sich bei den mittelständischen Kunden zumeist um kleinere bis mittelgroße Unternehmen, welche aufgrund ihrer Branchen- und damit einhergehenden Bilanzierungsbesonderheit häufiger einen geringen oder negativen Cashflow aufweisen. Daher sind die jeweiligen Ratings und damit die Risikoeinschätzung sowie Risikoaufschläge bei den Banken höher. Eine klassische Finanzierung gestaltet sich für den Kunden schwierig.

Banken als Begleiter

Die Nürnberger Leasing suchte hier nach einem Lösungsansatz. Mit der multifunktionalen Ertragsanalyse wurde ein adäquates Instrument entwickelt, um die Finanzierungsmöglichkeit für den Leasing-Kunden fundiert darzustellen. Damit wurde eine Brücke zwischen Rating und des Bedürfnisses der Refinanzierungspartner bezüglich der verifizierten, verbesserten Risikoeinschätzung geschaffen. Der Kunde erfuhr eine Verbesserung im Rating und ist seitdem bei den Bankenpartnern der Leasing-Branche im üblichen Rahmen finanzierbar. Das Finanzierungsmodell setzte sich am Markt durch und führte in der Branche zu einer hohen Wahrnehmung. Seit Einführung der neuen Heizkostenverordnung konnte der Energieverbrauch in Deutschland um 20 Prozent reduziert werden. Hierzu trug die Finanzierung von Wärmemess-/Verbrauchsmesstechnik ihren Anteil dazu bei.

Gerade im Bereich Energieeffizienz gibt es neue Anbieter mit innovativen Leasing-Objekten; teils mit einem hohen Anteil an "weichen" Kosten. Oder es etablieren sich Technologien, zum Beispiel in der Robotik, welche aus der Industriebranche nunmehr in andere Geschäftsgebiete herüberschwappen. Dies bringt ungeahnte Einsatzmöglichkeiten mit sich, etwa in der Gastronomie für Koch- oder Servicetätigkeiten sowie im Pflegebereich oder allgemein für Reinigungsaufgaben in der Gebäudebranche. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Bankenpartner am Zukunftsmarkt partizipieren sowie die neuen Technologien bewerten und in der Finanzierung mitbegleiten möchten.

Auch neue Vertragsmodelle bis hin zu Pay-per-Use werden vom Markt nachgefragt. Eine der Herausforderungen bei Pay-per-Use-Modellen ist, die Nutzungsdaten vom Leasing-Nehmer auf den Leasing-Geber plausibilisiert und sicher zu transportieren und weiter an die Finanzierungsbank zu übertragen. Dieser Anforderung hat sich die Branche gestellt. Einige Leasing-Gesellschaften sind auf dem Wege, dies zu lösen. Dabei stellen sich weiterführende Fragen. Zum Beispiel, wie die Bankenpartner nachfolgen und ob die Finanzierungslandschaft unter anderem eine variable Finanzierung auf Basis der Objektnutzung darstellen kann.

Eine weitere spannende Frage ist, wie die Finanzierungslandschaft sich im Rahmen der Nachhaltigkeit positioniert. Wie geht sie beispielsweise damit um, wenn Gebrauchtobjekte einen neuen Lebenszyklus erhalten. Etwa durch die Umrüstung von Gebrauchtfahrzeugen im Rahmen der Elektromobilität. Bleiben dann Finanzierungslaufzeiten gleich oder verlängern sie sich gar? Wie weit ist man hier in dem jeweiligen Institut bei der Bewertung dieser Objekte? Andere Anforderungen stellen sich im traditionellen Geschäft mit klassischen Leasing-Verträgen und bekannten Leasing-Objekten aus dem Maschinen- und Fahrzeugbereich vor dem Hintergrund neuer Technologien und einem erhöhten Digitalisierungsgrad.

Mehrwerte schaffen

Während bei vielen Banken ein zunehmender Trend zum Skalieren des Geschäfts erkennbar ist, haben Leasing-Gesellschaften die Aufgabe, sich den individuellen Bedürfnissen der Kunden anzupassen. Nach der Covid-19-Pandemie werden sich bei den Bankenpartnern vermutlich unterschiedliche Tendenzen abzeichnen. Einige Partner verharren auf Altbewährtes, andere nutzen die Erkenntnisse aus dem Agieren während der Pandemie und überprüften in den letzten Monaten ihre Geschäftsschwerpunkte und -modelle. Hierbei bestätigte sich, dass die Leasing-Finanzierung als ein ertragsreiches sowie gleichzeitig risikoarmes Geschäft auch in der Krisensituation nicht so anfällig ist wie andere Branchen. Daher nehmen die Leasing-Gesellschaften von Bankenpartnern eine weiter steigende Bereitschaft zur Intensivierung der Leasing-Finanzierung wahr.

Dennoch wünscht sich die Branche weiterhin eine höhere Akzeptanz und intensivere Auseinandersetzung in Bezug auf neue Produkte, Technologien oder Finanzierungsmodelle. Märkte und Technologien verändern sich. Durch die Unterstützung der Leasing-Gesellschaften in Verbindung mit der Finanzierungslandschaft kann ein hoher Mehrwert geschaffen werden, um auch zukünftig für Wachstum zu sorgen und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu erhalten.

Leasing bietet aufgrund seiner höheren Flexibilität gerade für die Herausforderungen der heutigen Zeit mit beschleunigtem Innovationstempo, Digitalisierung mit serviceorientierten Ansätzen sowie umweltfreundlichen Mobilitätskonzepten die passenden Lösungen. Diese lassen sich am besten gemeinsam meistern; zusammen mit der Kreditwirtschaft kann die zukunftsfähige Finanzierung von Leasing-Gesellschaften weiterentwickelt werden.

Christina Brand , Mitglied der Geschäftsleitung , Nürnberger Leasing Gruppe
Noch keine Bewertungen vorhanden


X