Nachhaltige Finanzwirtschaft

Jens Loa, Geschäftsführer Bankenfachverband e.V., Berlin, Foto: Bankenfachverband e. V.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind angesichts des Klimawandels ohne Zweifel die Megathemen unserer Zeit. Entsprechend prioritär befassen sich damit nunmehr auch die nationale und europäische Politik sowie die Bankenaufsicht. Zugleich ist die Entwicklung umweltschonender Technologien ein zunehmend wichtiger Wettbewerbsfaktor für die deutsche Industrie.

Die BaFin hatte im Mai dieses Jahres zur Konferenz "Nachhaltige Finanzwirtschaft" nach Berlin geladen, um Chancen und Risiken für den Finanzsektor zu betrachten. Im Juni hat die Bundesregierung einen Beirat für "Sustainable Finance" eingesetzt. Zur Stärkung nachhaltigen Handelns im Finanzsektor wird aktuell auf Initiative des Bundesfinanz- und des Umweltministeriums sowie in enger Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium eine "Sustainable Finance"-Strategie für Deutschland entwickelt. Auch im EU-Regelwerk wird das Thema Nachhaltigkeit sukzessive verankert. Dies hat die Kommission in 2018 mit ihrem Aktionsplan zum nachhaltigen Finanzwesen deutlich gemacht.

Wenngleich die öffentliche Diskussion unter dem Schlagwort "Green Bonds" hier schon etwas weiter ist, so stellt die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten im Wertpapier- und Kapitalanlagebereich bekanntlich nur eine Seite der Medaille von "Green Finance" dar. Genauso wichtig ist in diesem Zusammenhang die direkte Kreditfinanzierung. Die transitorischen Risiken bei der Finanzierung der Umstellung auf eine klimaneutrale Wirtschaft sind dabei durch die Marktteilnehmer zu managen und durch die Finanzaufsicht zu überwachen. Die BaFin hat hierzu für das vierte Quartal ein zu konsultierendes Merkblatt angekündigt.

Es wird bei den anstehenden regulatorischen Initiativen streng darauf zu achten sein, dass der Kreditwirtschaft keine industriepolitisch motivierten Steuerungs- und Nachhaltigkeitsanreize auferlegt werden. Diese Funktion ist letztendlich einer marktwirtschaftlichen Bepreisung auf den Realgütermärkten - flankiert durch einen ordnungspolitischen Rahmen und etwaige fiskalische Interventionen in Form von Steuern und Abgaben - vorbehalten.

Erinnern wir uns daran, dass in Verbraucherschutzkreisen einst der "Produktive Kredit" postuliert wurde. Das Auto, das man finanziert, um zur Arbeit zu kommen, ist in Ordnung. Der größere Fernseher hingegen nicht? Wichtig ist, dass sowohl den Verbrauchern als auch den Unternehmen weiterhin die Autonomie ihrer Investitionsentscheidungen erhalten bleibt. Die sich daraus ergebenden transitorischen Risiken werden dabei verstärkt durch die Kreditwirtschaft zu managen sein.

Jens Loa , Geschäftsführer , Bankenfachverband e.V., Berlin
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