Im Blickfeld

Hochstimmung im Bausparen

Bausparen brummt. Von einer "Renaissance" des Bausparens zu sprechen, würde dem Produkt und der aktuellen Marktentwicklung in diesem Segment nicht annähernd gerecht werden. Denn erstens war das Bausparen nie in einer Situation, dass es Wiederbelebungsmaßnahmen bedurft hätte, und zweitens würden damit die fulminanten Absatzerfolge der Bausparkassen schlichtweg untertrieben. Zwar verpasste die Branche im Jahr 2008 mit einem Neuabsatz von 3,92 Millionen Verträgen nur knapp die Vier-Millionen-Marke, doch entspricht das gegenüber dem Vorjahr mit 3,43 Millionen Abschlüssen einem Zuwachs um stolze 14,3 Prozent. Und auch gemessen an der Bausparsumme bedeuten 98,58 Milliarden Euro einen beachtlichen Anstieg um 9,0 Prozent.

An diesem Erfolg sind die 15 privaten Bausparkassen mit rund 2,4 Millionen Verträgen - ein Plus von 15,4 Prozent beteiligt, womit sie ihren Absatz stärker steigern konnten als die öffentlichrechtlichen Bausparinstitute, die mit 1,52 Millionen Policen plus 12,5 Prozent verkauften. Die Neuabschlüsse der privaten Kassen stehen für eine Bausparsumme von 62,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 10,6 Prozent. Allerdings entfiel mit 32 Milliarden Euro mehr als die Hälfte auf die zum Genossenschaftsverbund gehörende Bausparkasse Schwäbisch Hall, die allein 17 Prozent mehr akquirierte als 2007. Für die LBS bedeutet das um 6,4 Prozent auf 35,78 Milliarden Euro gesteigerte Abschlussvolumen das zweitbeste Ergebnis in der Gruppengeschichte.

Damit behaupteten die Landesbausparkassen als Gruppe ihre Marktführerschaft und kommen gemessen an der Bausparsumme gemeinsam auf einen Marktanteil von 36,3 Prozent, gefolgt von Schwäbisch Hall mit 32 Prozent. Insgesamt vereinen die privaten Bausparkassen einen Marktanteil von 63,7 Prozent - 0,9 Prozentpunkte mehr als 2007 - auf sich. Da die LBS im Schnitt niedrigere Bausparsummen pro Vertragsabschluss hat, erreicht die Gruppe bezogen auf die Stückzahl einen Marktanteil von 39 Prozent, Hall jedoch 28 Prozent.

Als wären diese Zahlen nicht schon beeindruckend genug, wartet der Verband der privaten Bausparkassen mit einem Rekord auf: Fast 31 Milliarden Euro zahlten seine Mitglieder 2008 aus, so viel wie nie zuvor in der 60-jährigen Verbandsgeschichte. Dem Plus von 18,5 Prozent setzen die Landesbausparkassen immerhin eine Steigerung um elf Prozent auf 10,02 Milliarden Euro entgegen. Dabei verzeichnen die Landesbausparkassen gegenüber dem Jahr 2007 eine Zunahme der zinsgünstigen Bauspardarlehen um 25 Prozent.

Insgesamt fiel die Bauspar-Lese des Jahrgangs 2008 reichlicher aus, als von den Instituten selbst erwartet. Zu verdanken ist dies einem überraschend freundlichen Bausparklima vor allem zum Jahresende. Geholfen hat dabei - wieder einmal, aber nicht nur - die Politik. Maßgeblich die Diskussion um die Verlängerung der Zweckbindung für die Wohnungsbauprämie und deren Neuregelung zum 1. Januar 2009 befeuerten den Bausparabsatz im vierten Quartal des Vorjahres. Daneben erhielt das Bausparen zusätzliche öffentliche Beachtung durch die Einführung von Wohn-Riester als letzte Ausbaustufe der staatlichen Altersvorsorgeförderung und durch die Verunsicherung der Sparer im Zuge der Bankenkrise. Konservative Anlageformen sind seitdem wieder stärker gefragt, davon profitiert auch das Bausparen. Erste Zahlen von Schwäbisch Hall und Wüstenrot haben dies bereits bestätigt (siehe Ausgabe 03-2009, Seite 81), jetzt legten weitere Bausparkassen ihre Neugeschäftszahlen vor. (Red.)

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