Im Blickfeld

LBS Hessen-Thüringen holt kräftig auf

Wer dieser Tage im frühlingshaften Frankfurt am Main seine Wachstumszahlen verkünden möchte, kann dafür kaum einen Ort finden, der besser geeignet ist, als der Palmengarten. Wo sonst gedeiht und blüht es in der Stadt üppiger und farbenprächtiger? In diesem Rahmen passte, was der Sprecher der Geschäftsleitung der LBS Hessen-Thüringen, Peter Marc Stober, dieser Tage über die Entwicklung seines Hauses zu verkünden hatte. Mit rund 124 000 Vertragsabschlüssen über eine Bausparsumme von 3,03 Milliarden Euro steigerte das Institut im zurückliegenden Geschäftsjahr sowohl die Stückzahl als auch das Volumen um 11,5 Prozent und erzielte das zweitbeste Bruttoneugeschäftsergebnis seit seiner Gründung. Damit liegt die zur Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba) gehörende Bausparkasse sogar deutlich über dem Durchschnitt der LBS-Gruppe, die 2012 3,3 Prozent mehr Verträge mit einer um 3,9 Prozent höheren Bausparsumme absetzte.

Damit behielt die in Offenbach und Erfurt ansässige Bausparkasse ihren unter Stobers Leitung eingeschlagenen Kurs der besseren Marktausschöpfung und höheren Produktivität bei. Vor allem durch die Forcierung des Gemeinschaftsgeschäftes mit den Sparkassen gelang es, mehr Bausparverträge zu vermitteln und zur Einlösung zu bringen. Die darüber vermittelten Verträge erreichten 2012 zusammengenommen eine Bausparsumme von 462,5 Millionen Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 5,9 Prozent und einem Neugeschäftsanteil von immerhin 15 Prozent. Dass dieses Geschäft in den vorangegangenen Jahren deutlich dynamischer wuchs, erklärte Stober mit der steigenden Zahl neuer Kooperationen. Inzwischen bestehen bereits mit 47 der 50 Sparkassen in Hessen und Thüringen entsprechende Vereinbarungen.

Durch die engere Zusammenarbeit mit den Sparkassen gelang es der LBS, ihren Marktanteil in Hessen um 0,9 Prozentpunkte auf 34,9 Prozent und in Thüringen um 3,4 Prozentpunkte auf 38,2 Prozent auszubauen. Damit näherte sich das Institut dem Durchschnitt der LBS-Gruppe weiter an, die 2012 bundesweit einen Marktanteil von 39 Prozent erreicht hatte. Insgesamt schöpft die LBS damit auch in Hessen und Thüringen die Potenziale noch nicht vollständig aus. Als Maßstab kann hier der Marktanteil der Sparkassen gelten, der auch in den beiden Bundesländern auf etwa 50 Prozent beziffert wird. Innerhalb der Sparkassenkundschaft schätzt die LBS ihre "Marktdurchdringung" je nach Institut zwischen etwa 25 und 40 Prozent. Marktanteile sollen laut Stober allerdings nicht über die Konditionen gewonnen werden. Angestrebt ist Wachstum im werthaltigen Neugeschäft, wobei die Einlösungsquote als Maßstab gilt. Diese liegt stückzahlbezogen mittlerweile bei 96,5 Prozent.

Dabei ist aus Sicht der Bausparkasse Wohn-Riester attraktiv, weil die Altersvorsorgeverträge erstens tendenziell länger bespart werden als klassische Bausparverträge. Zweitens ist die durchschnittliche Bausparsumme höher. In Hessen und Thüringen stieg sie um 9,2 Prozent auf rund 38 700 Euro. Dass bei der LBS Hessen-Thüringen im Berichtsjahr dennoch nur gut fünf Prozent der Abschlüsse Wohn-Riester-Verträge waren, schreibt Stober unter anderem der aus seiner Sicht ungerechtfertigt negativen Berichterstattung über die Riester-Förderung zu.

Dass sich Bausparen derzeit auch in Hessen und Thüringen großer Beliebtheit erfreut, spiegelt sich neben der Neugeschäftsentwicklung im Einlagenbestand wieder. Dieser erhöhte sich im zurückliegenden Jahr um 7,9 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. In Thüringen stieg er sogar um 11,1 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro. Dies lag unter anderem an einem vergleichsweise hohen Anteil der Renditetarife. Vor allem die besser verzinsten Alttarife werden vor dem Hintergrund des aktuellen Niedrigzinsumfeldes intensiver bespart. Diese Entwicklung wird von Stober mit einigem Unbehagen beobachtet und er warnt: "Wir müssen aufpassen, dass das Bausparen nicht zum reinen Sparprodukt wird."

Tatsächlich sind die Auszahlungen an die Bausparer mit 814 Millionen Euro deutlich um 16,6 Prozent zurückgegangen. Erwartungsgemäß wurden die Bauspardarlehen aus früheren Tarifgenerationen, die noch einen aus heutiger Sicht vergleichsweise hohen Darlehenszins aufweisen, in geringerem Maße abgenommen. Lediglich 60,2 Millionen Euro sind an Kollektivdarlehen ausgereicht worden. Dagegen nahmen die Vor- und Zwischenfinanzierungen von 69,4 auf 77,7 Millionen Euro zu. An die Sparkassen wurden im Jahr 2012 Kredite im Gesamtvolumen von 181 Millionen Euro vermittelt.

Auch wirtschaftlich hat das Institut im vergangenen Jahr den eingeschlagenen Kurs gehalten. So wurde trotz weiter sinkender Zinsen an den Kapitalmärkten das Zinsergebnis von 71,5 auf 73,4 Millionen Euro gesteigert. Der Provisionssaldo weitete sich von minus 5,1 auf minus 5,9 Millionen Euro aus. Auch der Veraltungsaufwand nahm aufgrund der um 1,9 Millionen Euro auf 26,2 Millionen Euro erhöhten Personalkosten, aber gleichzeitig durch effizientere Prozesse gesunkenen Sachkosten nur geringfügig auf 43,7 Millionen Euro zu. Um 14,4 Prozent auf 15,2 Millionen Euro verbesserte sich das Betriebsergebnis und nach Abzug der Steuerpositionen verblieb ein Jahresüberschuss von 6,1 Millionen Euro, nachdem es im Vorjahr noch 4,6 Millionen Euro gewesen waren. Aufgrund der rückläufigen Zinsen geht die Bausparkasse für 2013 jedoch von einem niedrigeren Betriebsergebnis aus. Außerdem wird erwartet, dass das Bruttoneugeschäft nicht das Volumen des Vorjahres übertreffen, sondern wahrscheinlich darunter bleiben wird. Aus Sicht der Bausparkasse werden zum Geschäftserfolg sowohl die Entwicklung der Vorfinanzierungen als auch der zum 1. April dieses Jahres eingeführte Tarif Classic FL entscheidend beitragen. Auch wenn vorerst nicht mit weiterem Wachstum gerechnet wird, sieht sich die LBS Hessen-Thüringen für die Fortdauer der Niedrigzinsphase gut gewappnet. L.H.

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