Im Blickfeld

Schwäbisch Hall: Licht und Schatten

Neugeschäft insgesamt um 17,6 Prozent auf 33,5 Milliarden Euro, im Inland sogar um 21,2 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro eingebrochen, aber Marktführerschaft behauptet, wenn nicht sogar ausgebaut. Das Jahr zwei nach der Finanzkrise hielt für die Bausparkasse Schwäbisch Hall Licht und Schatten bereit. Zwar war klar, dass sich die Rekordergebnisse aus dem Vorjahr 2009 nicht wiederholen lassen würden, allerdings haben die Haller auch die eigenen Planzahlen von rund 28 Milliarden Euro deutlich verfehlt. Das ist ungewöhnlich. Und da ist es nur ein schwacher Trost, dass jene drei Milliarden Euro ziemlich genau dem geschätzten Vorzieheffekt entsprechen, der durch die künftige strengere Zweckbindung der Wohnungsbauprämie ausgelöst wurde.

Dass Schwäbisch Hall den Marktanteil halten konnte, liegt an den ebenfalls zweistelligen Einbrüchen im Neugeschäft der Bausparbranche insgesamt. Im Jahr 2009 verzeichneten die privaten Bausparkassen rund zwei Millionen neue Verträge nach 2,4 Millionen im Vorjahr, die Bausparsumme dieser neuen Verträge reduzierte sich von 62,8 auf rund 56 Milliarden Euro, wie der Branchenverband mitteilte.

Davon profitierte nach eigenen Angaben auch der W&W-Konzern, der seinen Marktanteil von rund neun auf nun 11,5 Prozent ausgeweitet hat und damit auf Platz 2 der privaten Bausparkassen in Deutschland liegt - hinter Schwäbisch Hall, vor dem BHW.

Freuen können sich Haller wie die Branche insgesamt über einen deutlich gestiegenen Spargeldzufluss. Dieser liegt in Schwäbisch Hall mit rund sieben Milliarden Euro um rund zehn Prozent über dem Vorjahresniveau, sodass die Bauspareinlagen der Kunden auf den Rekordwert von 32,2 Milliarden Euro stiegen. Auch in der Baufinanzierung wurde mit knap- zehn Milliarden Euro (plus 18,3 Prozent) der höchste Wert in der Unternehmensgeschichte erzielt.

Schatten wirft ein solches Jahr natürlich auf die Gewinn- und Verlustrechnung. Der Zinsüberschuss sank um acht Prozent auf 885 Millionen Euro, die Kosten gingen moderat um drei Prozent auf 352 Millionen Euro zurück. Das verbesserte Provisionsergebnis von minus 200 nach minus 220 Millionen Euro spiegelt die niedrigen Zahlungen an den emsigen Vertrieb wider, der 2009 zu 48 Prozent auf die Berater in den Volk- und Raiffeisenbanken und zu 52 Prozent auf den eigenen Außendienst entfiel. Unter dem Strich verbleiben ein um 12,1 Prozent gesunkenes Teilbetriebsergebnis von 333 Millionen Euro, eine Eigenkapitalrendite von 13,6 nach 13,8 Prozent im Vorjahr sowie eine verschlechterte Cost-Income-Ratio von 53,2 (48,9) Prozent.

Gleichzeitig wurde aber der Fonds zur bauspartechnischen Absicherung mit weiteren 90 Millionen Euro dotiert. Mit 965 Millionen Euro insgesamt erreichen die Haller damit erst als zweite Bausparkasse hinter der Deutschen Bank Bausparkasse die gesetzlich vorgegebene Zielgröße von drei Prozent der Bauspareinlagen.

Hinter der Zukunft stehen für Schwäbisch Hall noch kleine Fragezeichen, beispielsweise in Sachen Auslandsgeschäft. Dieses war von der Krise bislang wenig betroffen, ist aber auch nicht ohne weiteres einfach hochzufahren. Dafür bedürfe es längerer Vorlauffristen durch die Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung in den jeweiligen Ländern und entsprechenden Gesetzen.

Insgesamt ist Vorstandschef Matthias Metz aber nicht bange: "Es gibt keine Signale, dass 2009 einen Strukturwandel darstellt." Altersgerechtes Bauen und Investitionen in Nachhaltigkeit und Klimaschutz seien Themen, die die Branche zuversichtlich machen würden.

Auch die demografischen Veränderungen schrecken den Bausparexperten nicht. "Maßgeblich ist nicht die Pro-Kopf-Zahl, sondern die Zahl der Haushalte, und die Singlehaushalte nehmen immer noch zu", so Metz. Und schließlich gibt es ja noch den Wohn-Riester. Dieser macht immerhin schon zwölf Prozent des gesamten Neugeschäfts der Bausparkasse Schwäbisch Hall aus. Allerdings mahnt auch Metz Verbesserungen beziehungsweise Erweiterungen vor allem bei der Zweckbindung der Wohn-Riester-Verträge an. Das sei jedoch keine große Sache, sondern einfach zu machen. Ob das alles ausreicht, die ambitionierten Wachstumsziele erreichen zu können? 2010 wird erste Indikationen geben. P. O.

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