Im Blickfeld

W&W: Vorsorge zahlt sich aus

Dass ein überregionaler Finanzdienstleister aus dem Katastrophenjahr 2008 mit einem soliden und hart erarbeiteten Gewinn herausgeht, sollte in diesen Tagen der Börsen- und Bilanzwertvernichtungen eigentlich zu Jubel Anlass geben. Tatsächlich aber war es nicht Anerkennung, die der Vorstandsvorsitzende der Wüstenrot & Württembergische AG (W&W), Alexander Erdland, erfuhr, als er dieser Tage die Ergebniszahlen seines Hauses verkündete, sondern Argwohn. Ein Ergebnis nach Steuern von 65,5 Millionen Euro in der IFRS-Bilanz beziehungsweise 97,5 Millionen Euro nach HGB sind angesichts der Rahmenbedingungen bemerkenswerte Hausnummern und ein Plus von immerhin mehr als 21 Prozent. Doch auch an W&W sind die Kapitalmarktkapriolen nicht spurlos vorübergegangen. Tatsächlich war die Welt bis zur Lehman-Pleite Mitte September 2008 und der HRE-Krise Anfang Oktober noch relativ in Ordnung. Für die ersten drei Quartale errechnete der Konzern einen Gewinn von etwa 90 Millionen Euro. Der Einbruch kam im vierten Quartal. Durch Absicherungsgeschäfte für die Aktienbestände der Versicherungen rutschte das Ergebnis im Schlussquartal 2008 auf minus 25 Millionen Euro. Ohne diese negativen Effekte hätte das IFRS-Konzernergebnis in der Nähe des Planwertes für 2008 von 166 Millionen Euro gelegen, erklärt Erdland. So aber verbuchte die Gruppe gegenüber dem Vorjahresergebnis von 146 Millionen Euro (HGB) einen Rückgang um 55 Prozent. Indem Erdland das Aktienrisiko durch Sicherungsinstrumente fast vollständig ausschließt, kann er auf der anderen Seite die operative Profitabilität der Konzerngesellschaften umso deutlicher herausstreichen. Dass sich der "Vorsor-ge-Spezialist" in allen Sparten als wettbewerbsfähig und solide erweist, ist nämlich zu guten Teilen auch das Verdienst seines straffen "W&W 2009"-Programms. Speziell die Sparte Bank und Bausparen überzeugte. Im Gegensatz zu vielen Pfandbriefbanken ist die Wüstenrot Bank AG Pfandbriefbank stabil, weil sie die Krisentreibsätze - Staatsfinanzierung, internationale gewerbliche Immobilienfinanzierung und Kreditersatzgeschäft rechtzeitig aufgegeben und verkauft hat, um sich auf das Privatkundengeschäft zu konzentrieren und mit dem Online-Banking eine zusätzliche Ertrags- und Refinanzierungsbasis neben dem Pfandbrief zu schaffen. Auch im Bausparen hat Wüstenrot wieder den Vorwärtsgang gefunden und verzeichnet branchenweit mit knapp 24 Prozent die höchste Zuwachsrate im Neugeschäft. (Red.)

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