Immobilien an Börse und Kapitalmarkt Ausgabe 7/2019

Dimax versus Dax Quelle: Bankhaus Ellwanger & Geiger, Bloomberg, Stand 7. Juni 2019

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Vonovia, Deutsche Wohnen, LEG Immobilien, Ado Properties, Adler Real Estate und Grand City Properties: Die Anteilsscheine börsennotierter Wohnimmobilienkonzerne gehörten in den vergangenen Jahren zu den Überfliegern am deutschen Aktienmarkt. Anfang Juni erlitten sie nun aber eine unsanfte Bruchlandung. Kursrückgänge im überwiegend zweistelligen Prozentbereich waren bis Redaktionsschluss (21. Juni) bei den Branchenvertretern aufgelaufen. Der Auslöser für Beben war die Ankündigung des rot-rot-grünen Berliner Senats, einen Mietendeckel in der Bundeshauptstadt einführen zu wollen. Mittlerweile stehen diesbezüglich auch die inhaltlichen Eckpunkte: Unter anderem ist ein Mietenstopp für fünf Jahre bei allen bestehenden Mietverhältnissen vorgesehen, auch sollen Vermieter bei frei werdenden Wohnungen höchstens die zuletzt vereinbarte Miete nehmen dürfen.

Bis Oktober 2019 soll der konkrete Gesetzentwurf ausgearbeitet sein, damit könnte das Instrument bereits Anfang 2020 als Landesgesetz in Kraft treten. Die von Wohnimmobilien-AGs einkalkulierten Miet- und Immobilienwertsteigerungen auf dem Berliner Markt drohen damit hinfällig zu werden. Bis dahin ist es allerdings noch ein sehr langer und steiniger Weg, denn der Mietendeckel ist juristisch höchst umstritten. Unter Rechtsexperten besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass sich das Land Berlin mit dem Instrument über die beim Bund angesiedelte Gesetzgebungskompetenz zu Mietverträgen hinwegsetzt. Die Chancen von Vermietern, dagegen erfolgreich gerichtlich vorzugehen, erscheinen vor diesem Hintergrund nicht schlecht. Wirklich Freude darüber wird bei Vonovia & Co. dennoch nicht aufkommen, denn eines ist sicher: Es steht eine längere Phase der Unsicherheit bevor, die - unabhängig vom Ausgang - auch die Entwicklung der Aktien belasten dürfte. Immerhin bleiben derweil andere relevante Faktoren intakt: Die zuletzt sehr dovishen Signale wichtiger Notenbanken etwa haben die Aktienmärkte im Juni gestützt. Auch der Dax profitierte davon und nahm bei Redaktionsschluss Kurs auf seine Jahreshöchstmarke von 12 436 Punkten. ph

KAUFEN, HALTEN, VERKAUFEN

Zwei Kurszielsenkungen für die Aareal Bank

Die DZ Bank hat das Kursziel für die Aareal Bank von 29,00 auf 25,30 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Halten" belassen. Die Analysten reduzierten aufgrund des anhaltend schwierigen Marktumfelds ihre Prognose für den Gewinn pro Aktie. Auch HSBC hat den fairen Wert für die Wiesbadener gesenkt: Das neue Kursziel von 34 anstatt bisher 36 Euro ist dabei aber ausschließlich auf den Dividendenabschlag zurückzuführen. Die Aktie wird unverändert zum Kauf empfohlen.

Mietendeckel ruft Analysten auf den Plan

Die Ankündigung eines Mietendeckels in Berlin hat in den vergangenen Wochen zahlreiche Aktienanalysten zu einer Änderung ihrer Einschätzung von deutschen Wohnimmobilien-AGs veranlasst. Independent Research etwa senkte das Kursziel für Deutsche Wohnen von 46 auf 39 Euro und für Vonovia von 50 auf 47 Euro. Die Einstufung "Halten" blieb jeweils unverändert. Der geplante Mietendeckel könnte das Zahlenwerk der beiden Unternehmen sowie der weiteren Wettbewerber in den kommenden Jahren deutlich negativ beeinflussen. Aufgrund ihrer hohen Aktivitäten auf dem Berliner Markt musste vor allem Deutsche Wohnen diverse weitere Kurszielsenkungen verkraften: Dazu gehören unter anderem Credit Suisse (47,20 auf 39,40 Euro), DZ Bank (43,40 auf 36,20 Euro) und Morgan Stanley (50 auf 39 Euro). Der größte Leidtragende eines Berliner Mietendeckels wäre aber wohl Ado Properties, dessen rund 4,1 Milliarden Euro schweres Immobilienportfolio (davon 84 Prozent Wohneinheiten) ausschließlich in der Hauptstadt liegt. Deshalb sah sich unter anderem die UBS dazu veranlasst, das Kursziel für die im S-Dax notierte Aktie von 60 auf 50 Euro zu senken. Immerhin blieb die Einstufung "Buy" erhalten.

Patrizia: Nord-LB moniert rückläufiges Ergebnis

Die Nord-LB hat das Kursziel für die Aktie von Patrizia nach Zahlen zum ersten Quartal von 19,62 auf 17,90 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Halten" belassen. Der Augsburger Immobilienkonzern habe trotz einer guten Entwicklung bei den Verwaltungs- und Transaktionsgebühren ein deutlich rückläufiges operatives Ergebnis verzeichnen müssen. Immerhin habe das Management aber die Geschäftsziele für das Gesamtjahr 2019 bestätigt.

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