Aareal: Phantasie gefragt

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Wer geglaubt hat, es werde mit dem lange ersehnten Amtsantritt eines neuen Vorstandschefs etwas ruhiger um den Wiesbadener Immobilienfinanzierer Aareal Bank, sieht sich getäuscht. Gerade einmal 24 Tage im Amt musste Jochen Klösges eine Ad-hoc mit brisantem Inhalt herausgeben. "Die Aareal Bank AG bestätigt, dass der Vorstand in ergebnisoffene Gespräche über eine mögliche Mehrheitsbeteiligung einer Gruppe von Finanzinvestoren unter Führung von Centerbridge und Towerbrook, sowie unter weiterer Beteiligung von Advent, an der Aareal Bank eingetreten ist", hieß es hier.

Dabei hatte man in Wiesbaden doch so gehofft, dass der Druck zumindest an dieser Front nachlassen würde, hatte man doch mit dem strategisch klugen Move des Verkaufs eines 30-Prozent-Anteils an der umworbenen Tochter Aareon an Advent im Sommer 2020 den aufmüpfigen Hegdefonds etwas den Wind aus den Segeln genommen. Doch gerade jene Advent sind nun Teil des durch den Abschied von Towerbrook aus dem Konsortium verbliebenen Investoren-Duos. Zu verlockend scheinen die vielen Millionen, die sich mit einer Abspaltung der Aareon erzielen ließen. Immerhin wurde diese im Zuge der Beteiligung Advents auf rund 960 Millionen Euro taxiert. Zum Vergleich: Die gesamte Marktkapitalisierung der Aareal-Gruppe betrug Ende Oktober rund 1,6 Milliarden Euro, allerdings spürbar getrieben durch die Übernahmephantasien, denn nach Bekanntgabe der Gespräche, die einen Übernahmepreis von 29 Euro je Aareal-Aktie avisierten, sprang der Kurs um mehr als 30 Prozent in die Höhe.

Der frische Wind scheint damit etwas verpufft, auch wenn der Ausgang der Gespräche nach wie vor offen ist. Es wird spannend sein, zu beobachten wie es der Aareal-Führung gelingt, ihre Ziele für das laufende Jahr trotz der Störfeuer zu erreichen und wie Geschäfts- und Finanzierungspartner der Wiesbadener auf die ungewisse Zukunft reagieren. Bislang wohl recht gelassen, wie auf der Expo Real, die am Tag nach der Ad-hoc begann, zu hören war. Aareal-Vertriebs- und Marktvorstand Christof Winkelmann jedenfalls hält seine Ziele für das laufende Jahr nicht gefährdet, auch nicht durch die Nachwehen der Corona-Pandemie. "Wir können Krise, denn wir sind ein Nischenspieler und können daher etwas agiler und flexibler reagieren als andere. Wir reüssieren, wenn das Geschäft schwieriger wird, weil wir den Zyklus durchgehend bedienen können." In der Tat verkraftet das auf den ersten Blick doch etwas riskante Portfolio der Aareal mit den Schwerpunkten Hotel, Büro, Retail und USA bislang alles sehr gut. Der Loan-to-Value ist zwar etwas angestiegen, aber fernab jedes Krisenmodus. Winkelmann geht davon aus, dass spätestens 2023 wieder das Niveau von 2019 erreicht werde. Über den wirtschaftlichen Erfolg werden die Neun-Monatszahlen Auskunft geben, die bei Redaktionsschluss leider noch nicht vorlagen. Aber nach den ordentlichen Halbjahreszahlen dürften hier ebenfalls keine Überraschungen warten. Es läuft also alles gut - eigentlich. Denn irgendwie ist bei der Aareal gerade wieder mal Phantasie gefragt. P.O.

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