Aareal will sich Optionen offenhalten

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Es gibt Pressekonferenzen, die lassen den Beobachter nicht unbedingt klarer sehen. Die der Aareal zu den Ergebnissen des abgelaufenen Geschäftsjahres war so eine. Man musste das Übernahmeangebot prüfen, habe es für gut befunden und den Aktionären empfohlen, es anzunehmen, heißt es da vom Vorstand. Aber es war nur eine zusätzliche Option zum Plan A, dem Wachstum aus eigener Kraft. Oder: Die Aareon spielt eine zentrale Rolle in der Wachstumsstrategie, man wolle sich gegenüber dem Investor Advent, der 30 Prozent im Oktober 2020 an der Aareon übernommen hat, als verlässlicher Partner erweisen. Aber es sei kein Tabu, die Aareon auch vor 2025 in andere Hände zu geben.

"Wir sind durch die langfristig angelegte Partnerschaft mit Advent nicht gebunden, Advent schon. Das verschafft uns die Möglichkeit eines Verkaufs weiterer Anteile oder eines IPO, wobei Advent ein Vorkaufsrecht hätte", so der neue Aareal-Vorstandsvorsitzende Jochen Klösges. Oder: Das gescheiterte Übernahmeangebot habe die Wahrnehmung der Aareal als interessantes Investment erhöht. Und gleichzeitig: Man blicke zuversichtlich in die Zukunft und wolle langfristig das Beste für Investoren, Kunden und Mitarbeiter.

Natürlich ist dem geneigten Chronisten klar, wie so etwas zustande kommt. Man versucht, möglichst keine Stellung zu beziehen, sich alle Optionen offenzuhalten und vor allem keine neue Angriffsfläche für die der Aareal so hart zusetzenden aktivistischen Investoren um Petrus Advisers zu bieten. Aber mitunter wären etwas klarere Aussagen doch wünschenswert, gerade auch für den Markt, die Kunden und die Mitarbeiter.

Zwei Dinge wurden dennoch deutlich: Die Aareal hat gute Ideen für ein Wachstum aus eigener Kraft. Und sie hat 2021 sehr erfolgreich abgeschnitten, was eine gute Basis für die weitere Entwicklung ist. So stieg das Konzernergebnis kräftig um 230 Millionen Euro auf 155 Millionen Euro. Geholfen haben ein um 85 Millionen gewachsener Zinsüberschuss in Höhe von 597 Millionen Euro und vor allem der Rückgang der Risikovorsorge um satte 209 Millionen Euro auf 169 Millionen Euro.

Im laufenden Geschäftsjahr wird ein Konzernergebnis in der Größenordnung von 210 bis 250 Millionen Euro angepeilt, 2023 dann sogar von 300 Millionen Euro und 2024 sollen schließlich 350 Millionen Euro zu Buche stehen. Dafür wird das Immobilienportfolio um rund 1 Milliarde Euro pro Jahr ausgeweitet auf rund 33 Milliarden Euro im Jahr 2024. "Jede zusätzliche Milliarde bringt uns etwa 15 Millionen Zinsüberschuss", so Klösges. Und das zu den gegenwärtigen Zinsbedingungen. Eine Zinswende der EZB würde wie ein zusätzlicher Turbo wirken.

Eine große Rolle spielt auch die im Zentrum der Aktivisten-Kritik stehende Aareon. Diese würden die Tochter gerne von der Aareal abspalten. Davon hält Klösges gar nichts. "Die Aareon hat sich als Teil der Aareal Bank kontinuierlich weiterentwickelt und braucht noch Zeit für ihre weitere Entwicklung. Dafür braucht sie Ruhe und nicht die Volatilität der Börse. Entsprechend sind wir der Meinung, dass die Aareon unter dem Dach der Aareal am besten aufgehoben ist", unterstrich der Vorstandschef die Haltung der Aareal-Verantwortlichen. Bis 2025 soll sich der Ergebnisbeitrag der Tochter auf 155 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

All das klingt stimmig. Aber ist es auch überzeugend? Dafür muss die Aareal Gespräche mit allen Investoren führen, die ihr schon bei der empfohlenen Übernahme nicht in ausreichendem Maß gefolgt sind. Denn es geht um einen Wettbewerb der Konzepte. Das eher kurzfristig ausgelegte der aktivistischen Investoren oder die längerfristigen Wachstumspläne des Konzerns. "Unser Konzept ist das Bessere", ist sich Klösges natürlich sicher. Es bleibt für die Aareal zu hoffen, dass nach den turbulenten Monaten endlich wieder ein wenig Ruhe einkehren kann. P.O.

Philipp Otto , Geschäftsführer, Verleger, Chefredakteur , Verlag Fritz Knapp, Verlag Helmut Richardi, Verlag für Absatzwirtschaft
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