Corestate: auf der Suche nach Kontinuität

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Wer kennt sie nicht, die berühmt-berüchtigte Bilanz nach 100 Tagen? Vor allem bei Führungskräften wird sie gerne herangezogen. Nicht immer handelt es sich dabei freilich um einen fairen Bewertungsmaßstab, gerade wenn der Betroffene ein ziemliches Chaos an seiner neuen Wirkungsstätte vorfindet. So auch im Fall von René Parmantier, der zum 1. Dezember 2020 das Amt als CEO von Corestate angetreten ist und nun Ende Februar nach knapp 100 Tagen im Amt erst einmal extrem enttäuschende Zahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr erklären musste. So fuhr der Luxemburger Immobilien-Investment-Manager überwiegend aufgrund hoher negativer Bewertungseffekte, Einmalaufwendungen und einer Goodwill-Abschreibung einen Nettoverlust in Höhe minus 48 (2019: plus 131) Millionen Euro ein. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag noch leicht über der Nulllinie, kollabierte aber ebenfalls von 175 auf 17 Millionen Euro. "Über uns ist ein Orkan hinweggefegt", gab Parmantier unumwunden zu, deshalb sei es nun umso wichtiger, nach vorne zu schauen. Aus genau diesem Grund hat er die ersten Wochen auch intensiv für eine Neujustierung der strategischen Ausrichtung genutzt. Seine aus dem Seefahrer-Jargon entlehnte Vision für Corestate: "Es besteht kein Anlass, das Steuerrad komplett herumzureißen, aber wir werden die Segel etwas anders setzen."

Dazu gehört insbesondere ein stärkerer Fokus auf organisches Wachstum. "In der Vergangenheit ist Corestate zu stark von Übernahmen abhängig gewesen", bemängelt Parmantier. An dieser Stelle müsse man besser werden, denn gerade in Zeiten des Umbruchs und der Krise würden Marktanteile neu verteilt. "Hier will und wird Corestate zu den Gewinnern gehören", ist der neue CEO unter Verweis auf die angestoßene Stärkung des Vertriebs überzeugt. Zusätzlich wird das Unternehmen in den kommenden Monaten auch sein Markenuniversum unter dem Dach von Corestate zusammenführen, um die Bedürfnisse der Investoren besser zu treffen. Eine ganze Menge hat Parmantier in seinen ersten 100 Tagen also bereits angestoßen, vieles davon kommt sehr plausibel daher. Der Erfolg wird am Ende aber natürlich auch ganz wesentlich von äußeren, nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen abhängen. So käme dem Konzern vor allem eine konjunkturelle Erholung gepaart mit einem kräftigen Wiederanziehen der gewerblichen Transaktionsvolumina gerade recht, um nach diesem fürchterlichen Jahr 2020 wieder etwas mehr Kontinuität - operativ wie personell - reinzubekommen. ph

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