Erfolgsverwöhnte Vonovia

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

"Das vergangene Jahr war das erfolgreichste in unserer Unternehmensgeschichte." Mit Superlativen gespickte Sätze wie dieser gehören inzwischen quasi zum Inventar einer Jahrespressekonferenz der erfolgsverwöhnten Vonovia SE. Und natürlich kam er CEO Rolf Buch auch heuer einmal mehr über die Lippen - diesmal allerdings mit einer ganz besonderen Prise Genugtuung in der Stimme.

Schließlich gelang es dem äußerst beharrlichen "Dealmaker" nach langem Anlauf doch noch, den Konkurrenten Deutsche Wohnen zu schlucken. Und das sorgte 2021 schon rein konsolidierungsbedingt für zusätzliche operative Power: So kletterten die Erlöse um rund 19 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro, beim Gewinn (FFO) konnten die Bochumer gar um 24 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro zulegen. Die Aktionäre sollen daran mit einer um 8 Cent höheren Dividende (1,66 Euro je Aktie) beteiligt werden.

Derweil liegt der Verschuldungsgrad (LTV) auch nach der gut 17 Milliarden Euro schweren Deutsche-Wohnen-Transaktion bei noch immer ziemlich komfortablen 44 Prozent. Nicht zuletzt die im Januar getätigten Immobilienverkäufe über 2,5 Milliarden Euro an die Berliner Wohnungsgesellschaften Berlinovo, Degewo und Howoge halfen hier beim Schuldenmanagement. Fast schon reflexartig wirft das die Frage nach weiteren potenziellen Übernahmekandidaten auf.

Der seit Jahresbeginn amtierende neue Vonovia-Finanzchef Philip Grosse dämpfte derartige Fantasien aber umgehend: "Externes Wachstum aus den bestehenden Bilanzkapazitäten wird erstmal schwierig." Tatsächlich bräuchte es für eine weitere Großakquisition eine weitere Eigenkapitalerhöhung, und die will man sich und den Aktionären vorerst nicht zumuten - die letzte über stolze 8 Milliarden Euro im Rahmen der Deutsche-Wohnen-Übernahme liegt schließlich gerade einmal rund vier Monate zurück.

Stattdessen wird das Jahr 2022 für die Bochumer ganz im Zeichen von Instandhaltung, Sanierung und Neubau stehen - bis zu 2,5 Milliarden Euro sind dafür budgetiert. Vor allem die energetische Gebäudesanierung hat laut Buch in Anbetracht des Ukraine-Kriegs eine ganz neue Dimension bekommen: "Wenn die Mieter 2023 ihre Nebenkostenabrechnungen für 2022 erhalten, ist mit einem Riesenproblem zu rechnen." Die enormen Preissteigerungen werden für viele Haushalte nicht ohne staatliche Unterstützung tragbar sein", befürchtet er und stellte für seine Mieter direkt Stundungen oder Ratenzahlungen in Aussicht.

Davon abgesehen will und wird Vonovia auch 2022 weiter kräftig wachsen - Akquisitionspause hin oder her. Dafür sorgt allein die Tatsache, dass die Übernahme der Deutsche Wohnen bislang nur im Schlussquartal 2021 ergebniswirksam geworden ist. Entsprechend optimistisch fällt Buchs Jahresausblick aus: "Wir erwarten für Umsatz, Ebitda und Group-FFO ein Wachstum von mehr als 20 Prozent." Man darf sich also definitiv schon mal auf neue Superlative im Rahmen der Vonovia-Jahrespressekonferenz 2023 gefasst machen. ph

Philipp Hafner , Leitender Redakteur, Immobilien & Finanzierung , Helmut Richardi Verlag
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