Immobilien oder Banken?

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Eigentlich ist doch alles wie immer: Erträge geliefert, Kosten gesenkt, Neugeschäft gesteigert und Ergebnisprognosen bestätigt (beziehungsweise sogar erhöht). Die Zahlenwerke der beiden großen börsennotierten Immobilienbanken Deutsche Pfandbriefbank und Aareal Bank zum dritten Quartal 2018 können sich einmal mehr sehen lassen. Im Fall der pbb steht nach neun Monaten ein deutlich verbesserter Zins- und Provisionsüberschuss in Höhe von 338 Millionen Euro (plus elf Prozent) zu Buche, gleichzeitig konnte der Verwaltungsaufwand nochmals leicht auf 136 (141) Millionen Euro gesenkt werden. Unterm Strich liegt das Vorsteuerergebnis mit 171 Millionen Euro rund zehn Prozent über dem des Vorjahreszeitraums. Die Guidance für das Gesamtjahr 2018 wurde deshalb bereits zum zweiten Mal im laufenden Jahr auf nunmehr 205 bis 215 (bisher: 175 bis 195) Millionen Euro angehoben.

Auf Kurs ist auch die Aareal Bank, die in den ersten neun Monaten dieses Jahres 199 Millionen Euro verdient hat. Das ist zwar deutlich weniger als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres (262 Millionen Euro), allerdings muss hier ein 2017 angefallener positiver Sondereffekt in Höhe von 50 Millionen Euro aus der Auflösung von Rückstellungen bei einer Tochtergesellschaft berücksichtigt werden. Den kürzlich infolge der vereinbarten Übernahme der Düsseldorfer Hypothekenbank angehobenen Ergebniskorridor von 312 bis 352 Millionen Euro sollte die Aareal jedenfalls problemlos erreichen.

Darüber hinaus dürften die Wiesbadener beim Verwaltungsaufwand leicht unter der für das Gesamtjahr 2018 avisierten Bandbreite von 470 bis 500 Millionen Euro auslaufen und das Neugeschäftsziel für 2018 wurde auf eine Spanne zwischen acht und neun statt bislang sieben und acht Milliarden Euro angehoben. Lediglich eine Enttäuschung gab es bei der Aareal zu vermelden: Der Zinsüberschuss ist im dritten Quartal relativ deutlich auf 131 (3. Quartal 2017: 144) Millionen Euro zurückgegangen. Hier machte sich das mit 5 (3. Quartal 2017: 20) Millionen Euro unerwartet niedrige Abgangsergebnis, in dem die Einnahmen für vorzeitige Kreditrückzahlungen erfasst sind, negativ bemerkbar. Alles halb so wild also - sollte man meinen. Doch diese kleine Schwäche im operativen Geschäft reichte aus, um die Aareal-Aktie auf steile Talfahrt zu schicken: Bis zu sieben Prozent verlor sie im unmittelbaren Anschluss an die Zahlenvorlage - eine objektiv betrachtet überzogene Reaktion. Dass den hypernervösen Börsianern derzeit mit rationalen Argumenten nicht beizukommen ist, musste im Übrigen auch die pbb feststellen, deren Kursentwicklung zuletzt ebenfalls enttäuschte.

Deutlich besser läuft es derweil interessanterweise bei anderen Immobilientiteln, insbesondere dann, wenn das zugrunde liegende Geschäftsmodell auf Wohnimmobilien abstellt. So ist die Aktienperformance führender Unternehmen in diesem Segment (TAG Immobilien, Deutsche Wohnen, LEG Immobilien und mit Ab strichen auch Vonovia) seit Jahresbeginn durchaus ansehnlich und allen Turbulenzen in den vergangenen Wochen zum Trotz auch robust. Ganz offensichtlich ordnen Investoren die Anteilsscheine von Aareal und pbb eher dem Banken- als dem Immobiliensektor zu. Wie sonst lässt sich erklären, dass die Aareal-Aktie seit ihrem Zwölf-Monats-Hoch aus dem April dieses Jahres rund 30 Prozent (!) - und damit quasi genauso viel wie die Titel der Deutschen Bank und Commerzbank - an Wert verloren hat? Die parallele Kursentwicklung zu den arg gebeutelten Großbanken ist eine bittere Pille für den seit Jahren so überaus erfolgreichen Immobilienfinanzierer aus Wiesbaden.

"Undank ist der Welten Lohn", wird man sich bei der Aareal Bank vielleicht denken. Denn während die beiden Universalbanken seit Jahren keine (Commerzbank) beziehungsweise nur eine sehr niedrige (Deutsche Bank) Dividende zahlen, verwöhnen die Wiesbadener ihre Aktionäre förmlich mit einer hochattraktiven Ausschüttungspolitik. Üppige 2,50 Euro je Aktie wurden im vergangenen Jahr gezahlt und auch 2018 dürfen die Anleger mindestens in dieser Größenordnung kalkulieren. Somit sollte den Investoren also spätestens auf den im Frühjahr anstehenden Hauptversammlungen wieder ins Gedächtnis gerufen werden, dass die Aareal Bank eben doch im boomenden Immobiliensektor anzusiedeln ist. ph

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