LBS Südwest trotzt Corona

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

6,0 - 5,8 - 6,0 - 6,5: Mit diesen Raten sind hierzulande die Bestände privater Wohnungsbaukredite in den vier Quartalen 2020 (in Prozent, jeweils zum Vorjahr) laut den Zahlen der Deutschen Bundesbank gewachsen. Damit beschleunigte sich der seit gut zehn Jahren währende Baufinanzierungsboom im "Corona-Krisenjahr" sogar noch einmal leicht. Die scheinbar nicht zu bändigende Lust der Deutschen auf Wohneigentum kommt selbst für so manchen "alten Hasen" der Branche überraschend. Stefan Siebert etwa, Chef der LBS Südwest, musste bei der Jahrespressekonferenz seines Hauses mit Blick auf das brummende Finanzierungsgeschäft eingestehen: "Nach 20 Jahren Vorstandstätigkeit im Sparkassensektor hat man eigentlich ein Gefühl dafür entwickelt, wie Krisen durchschlagen. Doch diese ist schlichtweg anderer Natur."

Wie viele andere auch hat er ganz offensichtlich die durch die Corona-Belastungen nochmals verstärkte Bedeutung der eigenen vier Wände unterschätzt. Der LBS Südwest, die Anfang 2016 aus der Fusion der LBS Baden-Württemberg und LBS Rheinland-Pfalz entstanden ist, bescherte dieser Effekt bei den Darlehensauszahlungen 2020 ein sattes Plus in Höhe von 13,2 Prozent auf 1,77 Milliarden Euro - ein neues Allzeithoch. Inklusive der ausgezahlten Sparguthaben und der durch Bauspardarlehen abgelösten Kredite stellte die LBS Südwest ihren Kunden im vergangenen Jahr insgesamt 4,1 Milliarden Euro für Investitionen in den Wohnungsbau zur Verfügung. Zusätzlich vermittelte der LBS-Außendienst Wohnbaukredite in Höhe von rund 1,55 Milliarden Euro an die Sparkassen/BW-Bank in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz - eine Steigerung von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Eine kleine Verschnaufpause verzeichnete die LBS Südwest dagegen beim Bausparneugeschäft. Hier musste man nach zwei Rekordjahren mit jeweils über 10 Milliarden Euro Brutto-Neugeschäft etwas Federn lassen und kam letztlich auf 9,03 Milliarden Euro - angesichts des Booms im außerkollektiven Geschäft ist diese Delle sicher zu verschmerzen. Damit vermittelte die LBS Südwest im Übrigen erneut knapp ein Drittel des deutschlandweit insgesamt abgeschlossenen Bausparvolumens innerhalb der LBS-Gruppe.

Ähnlich wie das Finanzierungsgeschäft hat sich auch das Thema Kreditstundungen bislang deutlich entspannter als zunächst befürchtet entwickelt. Laut dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Uwe Wöhlert machten von der staatlicherseits eingeräumten Möglichkeit zur Stundung von Immobilienkrediten nur knapp 3 500 Kunden mit einer Kreditsumme von insgesamt 270 Millionen Euro Gebrauch. 200 davon liefen noch, der Rest zahle wieder wie gewohnt. Keine Anzeichen gäbe es derweil für steigende Ausfallrisiken, eher im Gegenteil: "Die Kreditausfälle bewegen sich bezogen auf den Baudarlehensbestand der LBS weiterhin im Promillebereich und auf historischem Tief", so Wöhlert. Entsprechend überschaubar ist auch die gebildete Risikovorsorge. Sie lag im vergangenen Jahr im unteren einstelligen Millionenbereich "mit einer 2 vor dem Komma", wie Wöhlert erklärt. In Anbetracht eines Darlehensbestands von mittlerweile knapp 11 Milliarden Euro ist das wirklich vernachlässigbar.

Und last, but not least, konnte Corona der LBS Südwest auch beim Betriebsergebnis nichts anhaben. So verdiente das Institut im vergangenen Jahr 23 Millionen Euro - das sind 3 Millionen Euro mehr als 2019. Dieser Anstieg hat, wie Siebert ausdrücklich betont, nichts mit der Tatsache zu tun, dass Finanzvorstand Norbert Lohöfer zum 31 März in den Ruhestand getreten ist. "Marktgerechte Konditionen im aktuellen Tarifwerk in Verbindung mit einer konsequenten Kostendisziplin haben dieses erfreuliche Ergebnis ermöglicht", erklärt Lohöfer, der fast 40 Jahre und damit sein gesamtes Berufsleben in der LBS-Familie verbracht hat. Eigentlich schade, dass er jetzt abtritt, schließlich scheinen die Bausparkassen auch betriebswirtschaftlich so langsam aber sicher den ersehnten Turnaround zu schaffen. ph

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