PSD Banken: Baufinanzierung wird digital

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Samstagabend auf der Couch - bequem via Tablet den neuen Bestseller bei Amazon ordern, die Herbstkollektion bei Zalando bestellen, das Bahnticket und die Unterkunft für den nächsten Urlaub buchen, das Aktiendepot umschichten und - beinahe vergessen - noch schnell die Finanzierung für den Wohnungskauf in trockene Tücher bringen. Während die ersten dieser Beispiele längst Gang und gäbe in deutschen Wohnzimmern sind, fiel Letzteres bislang unter die Kategorie "Zukunftsmusik". Bislang, denn die 14 PSD Banken arbeiten unter Hochdruck an der Vollendung einer ausschließlich digitalbasierten Form der Baufinanzierung. Bis zum Jahresende soll es damit soweit sein, wie Dieter Jurgeit, Verbandspräsident der PSD Banken, kürzlich auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main verriet.

Zwar können Teile der Baufinanzierung bekanntlich bereits heute online erledigt werden. Doch sobald es ans Eingemachte geht, fällt dann doch immer noch eine ganze Reihe analoger Schritte beziehungsweise Medienbrüche an. Für Jurgeit und die PSD Banken ist dies im digitalen Zeitalter, in dem sich Verbraucher längst an ein Höchstmaß von Convenience und Schnelligkeit gewöhnt haben, ein verbesserungswürdiger Zustand. Digitale Leadgenerierung beziehungsweise bloße Schaufensterkonditionen, wie bei anderen Banken üblich, sollen mit der Neuentwicklung deshalb der Vergangenheit angehören: "Bei den PSD Banken erhält man auf Basis der online gemachten Angaben umgehend ein verbindliches und maßgeschneidertes Angebot mit Echtzeitkonditionen", verspricht Jurgeit. Der Weg dorthin ist tatsächlich denkbar einfach und intuitiv: Mit gerade einmal acht Klicks lässt sich die digitale Antragsstrecke der PSD Bankengruppe theoretisch zurücklegen. Dabei sind alle gängigen Finanzierungsvorhaben (Kauf, Bau, Modernisierung und Darlehensverlängerung) möglich, außerdem kann der Kunde die Zinsbindungsfrist frei wählen und ist somit nicht auf die klassische zehnjährige Laufzeit beschränkt.

Sofern an irgendeiner Stelle der Antragsstrecke Fragen auftauchen, wird entweder medienbruchfrei via Video oder auf Wunsch auch per Telefon oder in der Filiale geholfen. Digitaler Komfort steht dann auch im Anschluss im Fokus: Die einzureichenden Kreditunterlagen können bequem online hochgeladen werden, darüber hinaus arbeiten die genossenschaftlichen Direktbanken derzeit unter anderem noch an der Ermöglichung der digitalen Legitimation und Dokumentenunterzeichnung. "Dort, wo es die (aufsichts-)rechtlichen Rahmenbedingungen erlauben, wird die Customer Journey vollständig digital gestaltet", so Jurgeit. Abgerundet wird das Ganze mit der virtuellen persönlichen Immobilienassistentin, kurz PIA. Im Sinne eines ganzheitlichen Ökosystems wird Kunden dabei die Onlinebuchung von weitergehenden Dienstleistungen rund um die Baufinanzierung angeboten.

Nun bleibt abzuwarten, wie aufgeschlossen die Kunden gegenüber der Produktinnovation der PSD Bankengruppe sein werden. Um einen Selbstläufer dürfte es sich bei dem Konzept nicht handeln, schließlich ist die Baufinanzierung ein komplexes Vorhaben, das noch dazu für die meisten Menschen die wichtigste finanzielle Entscheidung ihres Lebens darstellt. In weiser Voraussicht hat die PSD Bankengruppe deshalb eine wissenschaftliche Untersuchung beim Münchner CFin - Research Center for Financial Services unter Leitung von Professor Jens Kleine in Auftrag gegeben, um das konkrete Potenzial der volldigitalen Baufinanzierung zu eruieren. Die Ergebnisse sind durchaus ermutigend: Fast ein Drittel (31,2 Prozent) der befragten Bundesbürger kann sich demnach inzwischen vorstellen, eine Baufinanzierung digital und ganz ohne den klassischen Beraterkontakt abzuschließen. Das potenzielle Neugeschäftsvolumen (ausschließlich neu verhandelte Kredite im Neugeschäft) beziffert das CFin in Deutschland auf 4,4 Milliarden Euro jährlich. ph

Noch keine Bewertungen vorhanden


X