Rosige Aussichten mit kleiner Eintrübung

Andreas Pohl, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hypothekenbank

Quelle: Deutsche Hypothekenbank

In der Novembererhebung des Deutsche-Hypo-Index unter gut 1 000 deutschen Immobilienexperten hat sich die Stimmung im Vergleich zum Vormonat zwar minimal eingetrübt, ist aber weiterhin sehr gut. Das Immobilienklima sank in der 119. Befragung leicht um 1,0 Prozent auf 139,5 Zählerpunkte, erreichte aber dennoch den zweitbesten Wert dieses Jahres.

Und die Immobilienkonjunktur, in die unter anderem Werte wie der Dax, Dimax und das ifo-Geschäftsklima einfließen, erreichte unbeeindruckt vom Herbstwetter einen neuen Rekordwert von 317,9 Zählerpunkten. Seit dem Erhebungsbeginn im Jahr 2008 präsentierte sich die Immobilienkonjunktur noch nie so robust wie heute. Aktuell haben die Wirtschaftsweisen ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland für dieses und nächstes Jahr nach oben korrigiert. Erwarteten sie im Frühjahr für 2017 noch 1,4 Prozent, gehen sie jetzt von 2,0 Prozent aus. Für 2018 wurde die Prognose von 1,6 auf 2,2 Prozent angehoben. Ebenfalls gute Nachrichten! Denn ein solches Wachstum wirkt sich natürlich auch auf die Immobilienbranche positiv aus.

Die guten Aussichten werden allerdings etwas eingetrübt, wenn man sich einzelne Entwicklungen in der Branche einmal genauer anschaut. Beispielsweise ziehen sich Projektentwicklungen heute viel länger hin als noch vor einigen Jahren. Waren es früher im Schnitt zwei, müssen heute drei bis vier Jahre einkalkuliert werden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind die Baugenehmigungsverfahren teilweise sehr langwierig. In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung sollte es möglich sein, diese elektronisch abzuwickeln. Hier könnten Kommunen und Länder sowohl technisch als auch personell "nachrüsten" und Abläufe damit beschleunigen. Zum anderen operiert die Bauindustrie derzeit an ihrer Kapazitätsgrenze - viele Bauvorhaben müssen geschoben werden. Hinzu kommt, dass sich der Fachkräftemangel auch in der Immobilienbranche immer mehr bemerkbar macht.

Darüber hinaus stieg in der Novemberbefragung des Deutsche-Hypo-Index das Büroklima zum dritten Mal in Folge und erreichte einen neuen Spitzenwert seit Erhebungsbeginn. Und auch wenn die "Klima"-Daten für die Assetklassen Logistik, Handel, Hotel und Wohnen im November gesunken sind, stellen wir im Hinblick auf das ganze Jahr fest: Die einstigen Nischenprodukte Hotel- sowie Industrie- und Logistikimmobilien sind aus Investorenstrategien heute nicht mehr wegzudenken. Auch der Einzelhandel behauptet sich in Zeiten des Onlinehandels nach wie vor.

Die Rahmenbedingungen für die Immobilienbranche sind also nach wie vor gut. Die Büroleerstände sind in fast allen deutschen Metropolen so niedrig wie nie und der Investitionsappetit der Anleger ist ungebrochen. Deutschland bietet Investoren heute eine große Zahl von Top-, aber auch von interessanten B-Standorten in Verbindung mit einer Produktdiversität der Assetklassen, die im länderweiten Vergleich einzigartig ist. Die Kunst besteht jetzt darin, mit den aufgezeigten Herausforderungen so umzugehen, dass die Branche bestmöglich vom Wirtschaftswachstum profitieren kann.

Andreas Pohl, Vorstandsvorsitzender, Deutsche Hypothekenbank (Actien-Gesellschaft), Hannover

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