Schwäbisch Hall: Fluch und Segen

Selbst der Branchenprimus scheint zu schwächeln - zumindest im Neugeschäft. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall schloss im vergangenen Jahr "nur" noch 809 000 neue Verträge ab gegenüber 1,1 Millionen im Jahr zuvor. Die Bausparsumme sank vom Rekordergebnis von 36 Milliarden um 13,6 Prozent auf 31,1 Milliarden Euro. Während im ersten Halbjahr ein deutlicher Rückgang des Neugeschäfts im Bausparen gegenüber dem von einer

Tarifumstellung geprägten Vorjahr zu verzeichnen war, kam der Marktführer in der zweiten Jahreshälfte noch auf ein Plus von gut 18 Prozent. Seit 2004 hatte Schwäbisch Hall das Bausparvolumen allerdings von 25 auf 31 Milliarden Euro ausgebaut und den Marktanteil von 26 auf 30 Prozent gesteigert. Für das laufende Jahr zeigt sich Vorstandschef Reinhard Klein unverändert selbstbewusst und optimistisch und kündigt ein Neugeschäftsvolumen von wieder über 30 Milliarden Euro an. Dazu beitragen wird sicherlich auch erneut der Wohnriester. 2014 wurden hier insgesamt 117 000 neue Verträge abgeschlossen - zehn Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie zuvor.

Auch auf der Ertragsseite machen sich die niedrigen Zinsen allmählich bemerkbar. Zwar stieg das ausgewiesene Ergebnis vor Steuern um 25 Prozent auf 379 Millionen Euro. Allerdings ist dies zum Großteil einer Umstellung bei der Zahlung der Provisionen zu verdanken. Die Provisionen an die Vermittler, vor allem die Volks- und Raiffeisenbanken, die bislang bei Abschluss bezahlt wurden und voll auf das Jahresergebnis durchschlugen, werden fortan auf die gesamte Sparphase verteilt. Ohne diese Umstellung stünde ein Rückgang des Ergebnisses um 18 Prozent auf nur noch 250 Millionen Euro zu Buche.

Dementsprechend werden auch bei Schwäbisch Hall Kündigungen von Altverträgen ein Thema. Mit Blick auf die weitere Zinsentwicklung könne das grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden, sagte Klein. Allerdings will man erst im Sommer über einen solchen Schritt entscheiden. Hochzinsverträge mit über 3,5 Prozent machen bei Schwäbisch Hall jedoch nur 1,7 Prozent der Verträge aus. Die Durchschnittsverzinsung über alle Verträge hinweg liegt bei 1,6 Prozent. In der Branche liege der Wert bis zu einem Prozentpunkt darüber, betont Klein.

So weit der Fluch. Auf der anderen Seite profitieren aber auch die Haller von den niedrigen Zinsen und dem anhaltenden Bau- und Sanierungsboom. In der Baufinanzierung gelang Schwäbisch Hall mit einem Neugeschäft von 13,4 Milliarden Euro ein neuer Rekord. Damit wurde offensichtlich der bisherige Marktführer Deutsche Bank/Postbank überholt, denn Klein freute sich: "Wir sind die Nummer eins in Deutschland!" P.O.

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