Spie übernimmt die Spitze

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Sie ist die große Orientierungshilfe auf dem durch Übernahmen, Fusionen und Beteiligungen immer undurchsichtigeren Markt für Facility Services: die Lünendonk-Liste. Zum inzwischen fünfzehnten Mal hat das Beratungsunternehmen dieses traditionell nach Inlandsumsatz sortierte Ranking der 25 führenden Branchenakteure nun veröffentlicht. Die Liste an Klagen der FM-Unternehmen ist bekanntlich lang: der intensive Wettbewerb drückt auf die ohnehin niedrigen Margen, der Einstieg ins digitale Zeitalter gestaltet sich schwierig, der Fachkräftemangel wird zum limitierenden Faktor im Neugeschäft und, und, und ...

Nur: Von all diesen Problemen zeugt die Lünendonk-Liste bislang nicht. Einmal mehr ist es dem Großteil der führenden Dienstleister trotz zweifellos anspruchsvoller Rahmenbedingungen gelungen, ihre Umsätze zu steigern. Sechs davon (unter anderem Hectas, CBRE und Dr. Sasse) legten sogar zweistellig zu. Im Durchschnitt betrug das Wachstum der 25 führenden Unternehmen im vergangenen Jahr 4,4 Prozent. Das ist nicht mehr ganz so viel wie in den durch eine positive Sonderkonjunktur (Stichwort "Flüchtlingsversorgung") geprägten Jahren 2015 und 2016, aber immer noch solide und wohlgemerkt deutlich mehr als die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate in Deutschland. Lünendonk rechnet auch in den kommenden Jahren mit optimistischen Wachstumsraten in Höhe von jeweils rund fünf Prozent für die Branchenprimusse. Insgesamt ist der FM-Markt mit einem Volumen von 53,4 Milliarden Euro der mit Abstand bedeutendste B2B-Service-Markt in Deutschland.

Im Ranking ist die markanteste Veränderung übrigens direkt an der Spitze zu finden: Mit Spie thront erstmals seit 2008 ein neues Unternehmen auf Platz 1. Der Konzern aus Ratingen hat mit einem Deutschlandumsatz von 1,5 Milliarden Euro Apleona (1,48 Milliarden Euro) knapp auf Rang 2 verwiesen. Während das Umsatzplus (100 Millionen Euro) von Spie überwiegend auf anorganischen Effekten (Übernahmen der Lück-Gruppe und des Service-Geschäfts der SAG) beruht, wuchs Apleona 2017 - ähnlich wie die Konkurrenten Wisag und Gegenbauer - rein organisch um immerhin 3,1 Prozent.

Den größten Satz nach vorne machte Piepenbrock: Dank hohem organischen Wachstum (plus 12,1 Prozent auf 564 Millionen Euro) ist das Unternehmen nach einem Jahr Pause wieder in die Top-10 vorgerückt. Auf Wachstumskurs ist weiterhin auch der dänische Facility Manager ISS (Rang 13). Mit dem Zukauf von Evantec verbesserte sich der Deutschlandumsatz 2017 um 18,3 Prozent auf 394 Millionen Euro und ein Sprung in die Top-10 ist nicht zuletzt dank des hochdotierten FM-Auftrags von der Deutschen Telekom an rund 9 000 Standorten (ab 1. Juli 2019) wohl nur eine Frage der Zeit.

Interessant auch: Ganze 83 Prozent der von Lünendonk befragten FM-Unternehmen verweigern sich mittlerweile bestimmten Ausschreibungen. Grund dafür ist die fehlende Wertschätzung des Faktors "Qualität" beziehungsweise der einseitige Fokus auf den Faktor "Preis" im Rahmen der Vergabepraxis. Dies zeigt die teils tiefen Gräben zwischen den Unternehmen und ihren Kunden beziehungsweise Auftraggebern.

Dabei hat das FM laut einer aktuellen Studie der Gefma zwischen 2012 und 2016 zu einer Senkung der Bewirtschaftungskosten pro Quadratmeter um neun Prozent beigetragen. Die Branche hat also tatsächlich verlässlich geliefert, was sie immer versprochen hat: mehr Effizienz an deutschen Unternehmensstandorten. Dieser Mehrwert, der wohlgemerkt auch zu einer Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit beiträgt, darf sich künftig also ruhig auch einmal in besseren Vergütungen für die Dienstleister niederschlagen. ph

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