"ES LAUFEN NICHT ALLE GROSSPROJEKTE AUS DEM RUDER"

Prof. Dr. Martin Haag; Quelle: Stadt Freiburg

Herr Prof. Haag, welche Themen stehen auf Ihrer Prioritätenliste als Baubürgermeister der Stadt Freiburg derzeit ganz oben?

Wie in vielen anderen Großstädten auch steht bei uns in Freiburg das Thema "Wohnen" ganz oben auf der Agenda - dabei geht es vor allem um die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bei möglichst geringem Flächenverbrauch. Ebenso spielen natürlich auch die Themen Klimaschutz und Mobilität eine große Rolle. Hier in unserer "Green City" sind diese beiden Themenfelder nicht neu. Freiburg verfolgt schon lange nachhaltige Ziele und steht für eine umweltfreundliche Verkehrs- und Energiepolitik - alles Themen, die auch in Dietenbach eine große Rolle spielen werden.

Ihr neuer Stadtteil Dietenbach ist eines der größten städtebaulichen Projekte Deutschlands. Solche Großprojekte scheinen mit Blick auf die Kosten hierzulande seit langer Zeit regelmäßig aus dem Ruder zu laufen. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?

Da muss ich widersprechen - es laufen nicht alle Großprojekte aus dem Ruder. Generell besteht natürlich die Gefahr, dass bei großen Projekten, die über einen langen Zeitraum geplant und gebaut werden, Verzögerungen und Teuerungen zum Tragen kommen. Es gibt natürlich auch Maßnahmen, die sowohl im ursprünglichen Kosten- wie auch Zeitrahmen abgewickelt wurden - bestes Beispiel dafür sind unsere beiden neuen Stadtviertel Vauban und Rieselfeld sowie die Umgestaltung der Innenstadt durch die neue Stadtbahnlinie über den Rotteckring und den Platz der Alten Synagoge.

Dietenbach ist zwar insgesamt ein sehr großes Projekt, besteht aber aus vielen Teilprojekten, die zwar miteinander verknüpft, aber auch jeweils für sich geplant und gesteuert werden. Begleitend zur städtebaulichen Planung sind daher eine umfassende Projektsteuerung und eine gute begleitende Kostenplanung enorm wichtig.

Wie genau werden die veranschlagten Kosten in Höhe von knapp 900 Millionen gestemmt?

Die Kosten des neuen Stadtteils refinanzieren sich aus der Wertsteigerung, die die Grundstücke in den kommenden Jahren durch ihre Erschließung und Infrastruktur erfahren. Das war auch bei den Stadtteilen Vauban und Rieselfeld so. Etwa 100 Millionen Euro schießt der städtische Haushalt in 20 Jahresraten zu. Es ist gleichermaßen wichtig, dass wir die Entwicklung der Ausgaben gut steuern - hier spielt Drees & Sommer mit seinem Beratungsteam, das uns entsprechende Controlling-Instrumente an die Hand gibt, eine wesentliche Rolle.

Werden in Dietenbach am Ende vor allem Großinvestoren und -projektentwickler dominieren, oder sollen auch kommunale Bauträger/Genossenschaften zum Zug kommen?

Die Schaffung von preisgünstigem Wohnraum ist unser wichtigstes Ziel. Das hat auch der Gemeinderat mit seinem Beschluss, in Dietenbach 50 Prozent geförderte Mietwohnungen umzusetzen, bekräftigt. In Dietenbach soll nicht nach Höchst-, sondern Festpreisen vermarktet werden. Dabei spielen nicht-profitorientierte Unternehmen, die Mietwohnungen dauerhaft in ihrem Bestand halten und nicht veräußern, eine große Rolle. Das sind etwa die Freiburger Stadtbau, die traditionellen aber auch neuen Wohnungsbaugenossenschaften, das Mietshäusersyndikat und auch Baugemeinschaften. Das Vermarktungskonzept ist derzeit in Bearbeitung - dabei werden Wohnungsmarktanalysen berücksichtigt sowie Ergebnisse eines Dialogkonzeptes, das mit zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern aus der Freiburger Bevölkerung durchgeführt wurde.

Kurzinterview mit Prof. Dr. Martin Haag, Baubürgermeister, Freiburg im Breisgau

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