Bankenchronik

26. Mai 2009 bis 5. Juni 2009

In zwei Teile spaltet sich die schweizerische Vermögensverwaltungsgruppe Julius Bär Holding auf. Das Private Banking zum einen und die Asset-Management-Sparte mit der Fondsgesellschaft GAM zum anderen sollen künftig als zwei organisatorisch und rechtlich getrennte Gesellschaften geführt werden. Bis Ende September 2009 sollen beide Einheiten separat an der Schweizer Börse (SWX) notieren. Die Bank Julius Bär will sich dabei künftig auf wohlhabende Privatanleger konzentrieren, die neue GAM Holding alle Investmenttätigkeiten unter einem Dach vereinen.

Für eine Summe von 75 Millionen britische Pfund hat die japanische Investmentbank Daiwa Securities SMBC alle Aktien der Londoner Beratungsfirma Close Brothers Corporate Finance übernommen. Die britische M&A-Gesellschaft gehört zur Geschäftsbank Close Brothers Group. In Deutschland ist von der Übernahme die in Frankfurt ansässige Close Brothers GmbH betroffen, nicht aber die Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler, die 2005 von der britischen Gruppe übernommen worden war.

Nachdem die außerordentliche Hauptversammlung der HSH Nordbank AG, Hamburg und Kiel, Ende Mai dieses Jahres eine Kapitalerhöhung beschlossen hatte, hat die Europäische Kommission die Hilfen nunmehr bewilligt. Damit erhält die Landesbank eine Kapitalzufuhr von drei Milliarden Euro sowie einen Risikoschirm. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein werden die Kapitalerhöhung jeweils hälftig tragen. Ferner geben sie für ein Wertpapierportfolio von rund 172 Milliarden Euro paritätisch eine Garantie von maximal zehn Milliarden Euro.

Ihr Verbot von bestimmten Leerverkäufen hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn, Anfang Juni dieses Jahres zum dritten Mal verlängert, es endet nun am 31. Januar 2010. Mit ihren Verfügungen vom 19. und 21. September 2008 hatte die BaFin ungedeckte Leerverkäufe, also Naked Short Selling, von Aktien von elf Finanzunternehmen untersagt. Im Dezember 2008 wurde das zunächst bis Ende 2008 befristete Verbot erstmals bis Ende März 2009 ausgedehnt, im Anschluss daran bis zum 31. Mai 2009.

Von einem Teil ihres Pakets an der chinesischen Großbank Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) hat sich die US-amerikanische Geschäftsbank Goldman Sachs getrennt. Der Erlös wird auf 1,92 Milliarden US-Dollar beziffert. Die US-Bank veräußerte 3,03 Milliarden ICBC-Aktien, entsprechend 0,9 Prozent des Aktienkapitals der ICBC, über die Hongkonger Börse. Sie will mit dem ICBC-Verkaufserlös ihre Staatshilfen möglichst vorzeitig tilgen. Goldman hatte sich Ende März verpflichtet, 80 Prozent ihres Anteils von 4,93 Prozent an der ICBC bis Ende April 2010 zu halten, die restlichen zum Verkauf freien 20 Prozent wurden jetzt fast vollständig abgegeben.

Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Hypo Real Estate Holding AG in München haben die Aktionäre der von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagenen Kapitalerhöhung mit knapp drei Vierteln der Stimmen zugestimmt. Zur Zeichnung der neuen Aktien aus der Kapitalerhöhung wurde ausschließlich der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) zugelassen. Das gesetzliche Bezugsrecht der Aktionäre wurde ausgeschlossen. Der SoFFin hatte im Vorfeld der Hauptversammlung erklärt, dass er neue Aktien in dem Umfang zeichnen wird, der erforderlich ist, um ihm eine Beteiligung von 90 Prozent am Grundkapital der Gesellschaft zu verschaffen. Entsprechend der gegenwärtigen Höhe der Beteiligung des SoFFin in Höhe von rund 47,3 Prozent bedeutet dies eine Zeichnung von Aktien durch den Sonderfonds in einem Umfang von rund 986,5 Millionen Aktien. Bei einem Ausgabebetrag von drei Euro pro Aktie ergibt sich ein Betrag von rund 2,96 Milliarden Euro, der der Gesellschaft zufließt.

Des Weiteren soll die Bilanz des Münchner Instituts aufgespalten werden. Demnach wird ein größtenteils bei der irischen Konzerntochter Depfa liegendes Portfolio von 210 Milliarden Euro als nicht strategisch betrachtet und soll künftig unabhängig von den Aktiva der Staats- und Immobilienfinanzierung geführt werden. In Letzterem will das Institut auch aktiv um Neugeschäft werben, das Depfa-Portfolio soll zurückgeführt werden.

Anfang Juni dieses Jahres hat die International Petroleum Investment Corp. (IPIC), ein Staatsfondsvehikel der Königsfamilie des Golfemirats Abu Dhabi erklärt, ihre über Pflichtwandelanleihen verbrieften Optionen an der britischen Großbank Barclays für rund 3,5 Milliarden Pfund bei institutionellen Investoren platziert zu haben. Die Transaktion umfasst insgesamt 1,3 Milliarden Anteilscheine und erstreckt sich damit auf rund elf Prozent des Aktienkapitals des Kreditinstituts.

Die Deutsche Postbank Gruppe, Bonn, wird künftig den Zahlungsverkehr der HSH Nordbank AG, Hamburg und Kiel, abwickeln. Durch die Übernahme der Abwicklungsaktivitäten steigt das Transaktionsvolumen der Postbank um weitere 430 Millionen Transaktionen pro Jahr auf jährlich rund acht Milliarden an. Die Postbank-Tochter Betriebs-Center für Banken AG (BCB) soll die Prozesse in mehreren Schritten übernehmen, sodass bis Ende 2010 der gesamte in- und ausländische Zahlungsverkehr auf der IT-Plattform der BCB läuft. Die Zahlungsverkehrs-Mitarbeiter der Landesbank werden von dem IT-Dienstleister übernommen.

Ihre Beteiligung an der Deutsche Lufthansa AG, Frankfurt am Main, hat die Commerzbank AG, Frankfurt am Main, verkauft. Das Paket von 3,06 Prozent an der Fluggesellschaft war durch die Übernahme der Dresdner Bank AG, Frankfurt am Main, in den Besitz der Bank gekommen und war an der Börse zuletzt knapp 140 Millionen Euro wert. Nach dem Versicherer Axa war das Frankfurter Institut zweitgrößter Lufthansa-Aktionär. Zuvor hatte die Commerzbank eine im ersten Quartal 2009 zunächst von zehn auf fünf Prozent reduzierte Beteiligung an dem Industriekonzern Linde AG, München, vollständig veräußert.

In einer schriftlichen Erklärung haben sich die Länder mit Landesbankbeteiligung gegenüber dem Bundesfinanzministerium für das Ziel effizienterer Strukturen ausgesprochen. Auf der Basis von Kapazitätsanpassungen und Schwerpunktsetzungen soll eine Neuordnung des Landesbankensektors stattfinden. In einem nächsten Schritt wollen die Länder Gespräche mit den Sparkassenverbänden aufnehmen, die Miteigentümer der Institute sind. Dabei sollen weitere Schritte im Rahmen der Konsolidierung festgelegt werden.

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