Gespräch des Tages

BNY Mellon I - Regulierung als Chance

Während nahezu alle Banken und die Mehrzahl der sonstigen Finanzdienstleister unter der weltweiten Regulierungsflut stöhnen, bietet diese für einige Anbieter auch Chancen. Das gilt beispielsweise für BNY Mellon, die sich in ihrem Geschäftsfeld Investment Services als Weltmarktführer sieht und sich mit ihrem zweiten Standbein Investment Management, bestehend aus den beiden Geschäftsbereichen Asset Management und Wealth Management, immerhin zu den weltweit führenden Anbietern zählt. In welchen Dimensionen sich die Gesellschaft bewegt, mag ein Blick auf die Volumina und die Ergebnisse vor Steuern beider Segmente belegen. Als Summe der Assets under Custody sowie der Assets under Administration werden für 2012 rund 26,7 Billionen US-Dollar genannt. Und die Assets unter Management des Investment-Arms werden auf 1,4 Billionen US-Dollar beziffert. Auf der Ertragsseite wurde aus Investment Services ein Ergebnis vor Steuern von 2,4 Milliarden US-Dollar generiert, während die Bereiche Asset und Wealth Management mit 1,1 Milliarden US-Dollar ein knappes Drittel zum Ergebnis beigesteuert haben.

Dass BNY Mellon in der Ende 2012 vom Finanzstabilitätsrat aktualisierten Liste der Systemrelevanten Banken - ebenso wie die Bank of America, die Credit Suisse, die UBS und Goldman Sachs -, lediglich eine mittlere Systemrelevanz bescheinigt wird, mag angesichts der Marktposition in einigen Geschäftsbereichen überraschen. Immerhin sieht das Institut sich als weltgrößter Wertpapierverwahrer, als Nummer eins im globalen Sicherheitenmanagement (Global Collateral Management) und im Treuhänder-Geschäft (Corporate Trust), als drittgrößter Dienstleister für die Verwaltung und Verwahrung von alternativen Investments und unter den Top fünf der Dienstleister im weltweiten Zahlungsverkehr. Für den Finanzstabilitätsrat wiegen diese Verflechtungen über das Backoffice aber offensichtlich weniger schwer als die Ansteckungsgefahr zwischen Investment Banking und Einlagengeschäft wie sie der Kategorie der Institute mit sehr hoher Systemrelevanz zugeschrieben wird, nämlich der Citibank, der Deutschen Bank, HSBC sowie J. P. Morgan.

Deutschland wird von BNY Mellon zu seinen weltweit fünf Kernmärkten gerechnet. An der Zahl der Mitarbeiter gemessen werden dem Geschäftsfeld Asset Servicing mit seinen Hauptprodukten Depotbank-Dienstleistungen, Fondsadministration sowie globale und lokale Wertpapierabwicklung am Standort Frankfurt 367 der insgesamt 590 Mitarbeiter der Bank in Deutschland zugeordnet, während der Rest auf die in Düsseldorf ansässige Meriten Investment Management entfällt (siehe BNY Mellon II). Mit dem Jahr 2012 betrachtet der Frankfurter Arm die Integration der BHF Asset Servicing als abgeschlossen. Dabei wird mit 179 Kunden auf Zuwächse der Assets under Custody um 15 Prozent auf 443,5 Milliarden Euro, der Assets under Depotbank um 21 Prozent auf 132,2 Milliarden Euro und der Assets under Administration um 31 Prozent auf 131,6 Milliarden Euro verwiesen. Weitere Impulse verspricht sich die Gesellschaft durch eine zunehmende Nachfrage nach Alternative Investment Services sowie Service Dienstleistungen rund um das Sicherheitenmanagement für deutsche KAGen, wie sie etwa mit der Umsetzung von EMIR verbunden sind. Als potenzielle Wachstumsbereiche gelten zudem geschlossene Fonds, die an der Umsetzung der AIFM-Richtlinie arbeiten sowie Asset Manager, die etwa mit Blick auf das zunehmend attraktive Instrument der Infrastrukturinvestitionen vor der Entscheidung stehen, die Administration auszulagern oder selbst zu übernehmen.

Laut Branchenverband BVI mussten im Berichtsjahr 2013 immerhin 27 (36) KAGen beziehungsweise KAG-Gruppen im Geschäft mit Wertpapier-Publikumsfonds mit Netto-Abflüssen zurechtkommen und nur 23 (13) durften Nettomittelzuflüsse verzeichnen. Angesichts dieser Entwicklung dürfte sich das Potenzial für eine Auslagerung weiter erhöhen. Für die Asset-Servicing-Einheit von BNY Mellon in Deutschland übersteigen damit die Chancen der Regulierung bei Weitem die Risiken.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X