Gespräch des Tages

Förderbanken - Alleskönner im Ländle

"Wir können alles. Außer Hochdeutsch." Dieses selbstironische Motto war der Slogan einer Werbeund Sympathiekampagne des Landes Baden-Württemberg, die im Oktober 1999 startete und für viel Aufmerksamkeit sorgte. Jeder vierte Bundesbürger kennt diesen Claim, und fast die Hälfte der Baden-Württemberger benutzt ihn im privaten Umfeld.

Mittlerweile ist dieser Slogan in den alltäglichen Sprachgebrauch über gegangen und durchaus zum geflügelten Wort geworden. Heute zählt das Musterländle zu den wirtschaftsstärksten und wettbewerbsfähigsten Regionen Europas.

Davon konnte auch die L-Bank profitieren. Mit 7,9 Milliarden Euro lag ihr Fördervolumen für Privatleute, Unternehmen und Kommunen in Baden-Württemberg um 27 Prozent über dem Vorjahresniveau. Dabei förderte die landeseigene Staatsbank mit mehr als 25 000 Krediten über insgesamt 1,5 Milliarden Euro (plus 61 Prozent) den Wohnungsbau, insbesondere bei privaten Bau- und Sanierungsvorhaben. An den Mittelstand vergab die L-Bank Finanzierungen über 3,1 Milliarden Euro (plus 20 Prozent). Und als Finanzierungspartner des Landes und für Infrastrukturprojekte der Kommunen stellte die Förderbank im vergangenen Jahr 2,4 Milliarden Euro (plus 33 Prozent) zur Verfügung.

Diese positive Geschäftsentwicklung schlug sich auch im Zinsüberschuss des Instituts nieder, der sich um vier Prozent auf 438 Millionen Euro erhöhte. Dass dabei keine zusätzlichen Risiken in die Bücher gelangten, zeigt das nahezu unverändert positive Bewertungsergebnis in Höhe von 58,5 Millionen Euro. Gleichwohl will sich das Institut für die Zukunft wappnen und hat deshalb in 2012 sowohl Vorsorgereserven in Höhe von 50 Millionen Euro gebildet als auch den Fonds für allgemeine Bankrisiken um weitere 46 Millionen Euro auf nunmehr 350 Millionen Euro aufgestockt. Alles in allem reduzierte sich das Betriebsergebnis nach Risiko jedoch deutlich, und zwar um 59,3 Prozent auf 303,7 Millionen Euro. Aus dem Bilanzgewinn in Höhe von 148,3 Millionen Euro stellte die L-Bank weitere 148 Millionen Euro zur Erhöhung der Kernkapitalquote auf 15,28 Prozent (nach Basel III: 8,76 Prozent) ein und sieht sich bei den Vorbereitungen auf Basel III auf einem guten Weg.

Während die Förderbank die Reformen zur Eigenkapitalbasis und zu den Liquiditätsvorschriften durchaus begrüßt, befürchtet sie bei den weiteren aufsichtlichen Entwicklungen große Nachteile. Gemeinsam mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank und der NRW-Bank zählt sie nämlich zu den Instituten, die angesichts einer Bilanzsumme von über 30 Milliarden Euro künftig unter die Aufsicht der Europäischen Zentralbank fallen sollen. Bereits in seiner Funktion als Präsident des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands hatte Christian Brand im Rahmen der VÖB-Halbjahrespressekonferenz diese Zuständigkeit angeprangert. Anlässlich der Präsentation der L-Bank-Zahlen wiederholte er seine Bedenken und forderte die Möglichkeit einer Opt-out-Klausel. Damit könnte die Aufsicht über Spezialkreditinstitute nach einer Risikoprüfung durch die EZB an die nationale Aufsicht zurückdelegiert werden.

Falls es doch zu einer Beaufsichtigung durch die EZB kommt, befürchtet Brand gravierende Veränderungen. So wäre es sicherlich schwierig, die notwendigen Mitteilungen und Protokolle auf Englisch zu verfassen. Ein viel größeres Problem sei allerdings die Rechnungslegung, denn die EZB werde sich gewiss nicht mit einer Bilanzierung nach HGB zufriedengeben, sondern die internationalen Standards IFRS verlangen. Um bei einer notwendigen Umstellung der Rechnungslegung jedoch nicht gänzlich unvorbereitet getroffen zu werden, hat die L-Bank ihre Informationstechnologie bereits entsprechend weiterentwickelt. Dies schlug sich auch in den Verwaltungsaufwendungen nieder, die 2012 um 5,2 Prozent auf 143,5 Millionen Euro anstiegen. Angesichts der ablehnenden Haltung der Förderbank gegenüber der EZB-Amtssprache und den internationalen Rechnungslegungsstandards ließe sich für die L-Bank das Ländle-Motto somit noch erweitern: Wir können alles. Außer Hochdeutsch, Englisch und IFRS.

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