Gespräch des Tages

HSBC Trinkaus - Vorteil Asien

Zumindest für den üblichen Ausblick auf das Restjahr sind die jüngsten Marktturbulenzen an den Börsen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Denn die Zahlenwerke waren gleichsam schon in Druck als die Märkte zu ihrer kräftigen Korrektur nach unten ansetzten. Entsprechend vorsichtig will HSBC Trinkaus die Interpretation ihrer Prognose für das zweite Halbjahr verstanden wissen. Zwar ist auch im Halbjahresbericht schon von erheblichen Bedenken hinsichtlich der Kapitaldienstfähigkeit nicht nur Griechenlands, sondern auch anderer Länder die Rede. Und die gravierende Staatsverschuldung der USA ist ebenfalls schon mit im Kalkül. Aber bei der Präsentation der Ergebnisse durch den Vorstand wurde die angepeilte moderate Ergebnissteigerung gegenüber dem Vorjahr vorsichtshalber relativiert und von der weiteren Entwicklung an den Kapitalmärkten abhängig gemacht. Keinen Zweifel ließ die Bank freilich an ihrer Positionierung im Wettbewerbsvergleich. Auch wenn Halbjahresergebnisse längst nicht immer ein guter Indikator für das Gesamtjahr sein müssen, gibt man sich in Düsseldorf zuversichtlich, per Jahresende 2011 deutlich besser abzuschließen als viele Wettbewerber - trotz aller Börsenkapriolen.

Grundlage dieses Selbstbewusstseins ist nicht zuletzt die strategische Aufstellung in Deutschland, einschließlich der Einbindung in den globalen HSBC-Konzern. Angefangen vom Privatkundenbereich über das (institutionelle) Asset Management bis zum Firmengeschäft registriert die hiesige Einheit unter ihren Kunden eine überaus hilfreiche Kompetenzvermutung für die asiatischen Märkte. Genau das beschert zuweilen Marktchancen, die andere Wettbewerber so nicht haben. Im Firmenkundengeschäft, so wurde diese besondere Affinität zu Asien erläutert, fühlen sich deutsche Mittelständler mit Ambitionen in diesen aufstrebenden Ländern insofern gut aufgehoben, als sie um die starke Präsens der Muttergesellschaft wissen. Sie erhoffen sich im Zweifel durch unbürokratischen (Informations-)Austausch innerhalb des global operierenden Bank-Konzerns Vorteile bei der eigenen Marktbearbeitung. Umgekehrt knüpfen asiatische Firmen für ihren Marktantritt in Deutschland erste Kontakte mit den örtlichen HSBC-Einheiten und finden im Idealfall in Deutschland zu HSBC Trinkaus. Auch wenn nicht alles über die eigene Ergebnisrechnung läuft, so der Tenor, profitiert der Bankkonzern insgesamt von solchen Vernetzungenseiner Geschäftseinheiten in Asien und Deutschland.

Solche Möglichkeiten der internen Abstimmung mögen auch erklären, weshalb sich HSBC Trinkaus ernsthaft für gewisse Teile des Firmenkundengeschäftes der WestLB interessiert. Die Bank darf sich erhoffen, mit den größeren Mittelstandskunden der WestLB (Umsatzvolumen über 50 Millionen Euro) auf den asiatischen Märkten ebenso wie im Inland gute Geschäfte machen zu können. Und die bisherigen WestLB-Kunden würden sich sicher ziemlich reibungslos mit einer Bank arrangieren können, der man eine gute Vernetzung und großes Know-how in vielen zukunftsträchtigen Märkten nachsagt. Ob diese Transaktion freilich zustande kommen kann, dürfte in hohem Maße vom Preis abhängen. Und der wird sich wiederum daran bemessen müssen, inwieweit die für HSBC Trinkaus reizvollen WestLB-Einheiten nicht auch in den intenen Planungen für die Ausgestaltung eines tragfähigen Geschäftsmodells für die beschlossene Verbundbank des Sparkassensektors eine wichtige Rolle spielen.

Im ersten Halbjahr trägt das Segment Firmenkunden bei HSBC Trinkaus übrigens mit 29,6 (32,3) Mill. Euro gut 23 Prozent zum Jahresüberschuss vor Steuern von 127,4 (114,6) Millionen Euro bei und steht damit den Bereichen institutionelle Kunden mit 33,9 (29,7) Millionen Euro und Handel mit 30,0 (34,2) Millionen Euro kaum nach. Beim Halbjahresergebnis stehen einem um 14,5 Prozent gestiegenen Zinsüberschuss von 74,4 (65,0) Millionen Euro, dem traditionell vergleichweise hohen Provisionsüberschuss von 197,1 (196,5) Millionen Euro sowie dem Handelsergebnis von 71,5 (78,9) Millionen Euro auf der Ertragsseite Verwaltungsaufwendungen von 247,2 Millionen Euro gegenüber. Dessen deutlichen Anstieg um 8,4 Prozent erklärt die Bank mit der Umsetzung ihrer Wachstumsstrategie. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft hat in der Berichtsperiode zu Auflösungen von 12,3 Millionen Euro geführt (nach einem Aufwand von 2 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres).

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