Aufsätze

Initiative Finanzstandort Deutschland hat Innovationstempo in Deutschland beschleunigt

Als sich die Initiatoren der Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) im Mai 2003 zum ersten Mal trafen, hatten sie ein klares Ziel vor Augen: Durch Innovationen und gemeinsame Aktivitäten sollte der Finanzstandort Deutschland Impulse erhalten, mit denen wesentliche Schwachpunkte beseitigt und Wachstum angeregt werden sollten. Heute, nach über drei Jahren intensiver Arbeit, kann die IFD ein Portfolio von Maßnahmen und Erfolgen vorweisen, die den Finanzstandort Deutschland deutlich nach vorne gebracht haben.

Ideengeber und Katalysator für Fortschritt

So hat die IFD ihre Grundidee, Ideengeber und Katalysator für Fortschritt zu sein, erfüllt. Mehr noch: Sie ist zum Sprachrohr für den gesamten deutschen Finanzmarkt geworden und wird im In- und Ausland als wertvoller Gesprächspartner, Ideenpool und Ratgeber gesehen.

In der IFD arbeiten alle Bereiche der deutschen Finanzwirtschaft zusammen: die Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die Versicherer ebenso wie die von Bund und Ländern getragene KfW und die Deutsche Börse. Die Deutsche Bundesbank und das Bundesministerium der Finanzen sind ebenso in die Arbeit der IFD eingebunden wie die finanzwirtschaftlichen Verbände. Die Auslandsbanken waren zunächst durch die deutsche Tochter von Morgan Stanley repräsentiert - inzwischen zählen fünf ausländische Institute als assoziierte Mitglieder zum Kreis der IFD.

Wertvolle Plattform

Allen Beteiligten war von Anfang an klar, dass sich Erfolg nur dann einstellt, wenn Einzelinteressen zurückgestellt werden können. Das testet zwar bisweilen die Grenzen der Mitglieder, aber die Arbeit in den inzwischen zwölf Arbeitsgruppen zeigt, dass sich alle Mitglieder der IFD erfolgreich für pragmatische und marktorientierte Lösungen für neue Dienstleistungen und Produkte einsetzen. Rund 250 Experten der Mitgliedshäuser entwickeln umsetzbare Vorschläge zu Themen wie Mittelstandsfinanzierung, Reform der Altersvorsorge, Sepa, Finanzausbildung und EU-Finanzmarktintegration. So hat sich die IFD zu einer wertvollen Plattform entwickelt, die Verbesserungspotenziale identifiziert und mit konkreten Maßnahmen dazu beiträgt, diese Potenziale besser zu nutzen. Ein entscheidender Vorteil der IFD ist, dass sie bewusst auf eigene Strukturen, Verwaltungsapparat, Geschäftsführung und Satzung verzichtet, um sich mit Energie, Pragmatismus, Marktkenntnis und Produktorientierung der Lösung von Sachfragen zu widmen.

Mehr Transparenz bei Mezzanine

Mezzanine: Diese Arbeitsweise bildet eine gute Grundlage dafür, dass die Konzepte tatsächlich umgesetzt werden. Schließlich kommen die IFD-Experten fast alle aus der Praxis. Das hat sich besonders beim Thema Mittelstandsfinanzierung bereits mehrfach als erfolgreich erwiesen. So hat die IFD zum Beispiel entscheidende Vorarbeit für die Einführung von so genannten Mezzanine-Finanzierungen geleistet. Dabei handelt es sich um Mischformen zwischen Eigen- und Fremdkapital, die insbesondere für mittlere Unternehmen eine interessante Alternative zur klassischen Kreditfinanzierung darstellen, weil dies ihnen ermöglicht, wirtschaftliches Eigenkapital aufzunehmen, ohne die eigene unternehmerische Freiheit einzuschränken. Mezzanine-Programme deutscher Kreditinstitute erreichen zurzeit ein Volumen von vier Milliarden Euro.

Mit dem Marktzutritt neuer Anbieter und der damit einhergehenden breiteren und differenzierteren Produktvielfalt am Markt wird das Angebot für die potenziellen Mezzanine-Nehmer natürlich umfassender und vielfältiger, aber auch weniger überschaubar. Da Mezzanine-Kapital von den nachfragenden Unternehmen oftmals zum Zweck der Bilanzstrukturoptimierung in Erwartung einer Ratingverbesserung beziehungsweise zur Erweiterung des Finanzierungsspielraums eingesetzt wird, ist es für einen potenziellen Mezzanine-Nehmer sehr wichtig, Klarheit über die Beurteilung der angebotenen Mezzanine-Produkte durch die Kreditinstitute im Rahmen ihrer internen Ratingverfahren zu haben.

Die IFD ist daher bestrebt, zu mehr Transparenz in diesem Bereich beizutragen und hat zu diesem Zweck einen Katalog von maßgeblichen Kriterien erstellt, die Mezza-nine-Produkte erfüllen müssen, damit sie ratingstärkend wirken.

Ratingskala: Rechtzeitig vor Inkrafttreten von Basel II hat die IFD für alle Kreditinstitute eine einheitliche Ratingskala geschaffen. Im Oktober gab die IFD eine Ratingbroschüre* heraus und unterstützt damit den Dialog zwischen den Unternehmen und den Banken über Bonität und Rating. In diesem Zusammenhang haben sich die in der IFD zusammenarbeitenden Institute verpflichtet und die Verbände ihren Mitgliedern empfohlen, ihren Firmenkunden Auskunft über die Ratingeinstufung zu geben.

Die somit geschaffene Transparenz findet gerade bei mittelständischen Kunden sehr positiven Anklang. Durch das Rating ihrer Bank haben mittelständische Unternehmen nun die Möglichkeit, sich Klarheit über ihre Stärken und Schwächen zu verschaffen. Dadurch wird es für ein Unternehmen leichter, seine Position im Vergleich zu Wettbewerbern zu bestimmen und seine eigene Finanzstruktur zu verbessern.

REITs als Portfolioergänzung

REITs: Besonders im öffentlichen Rampenlicht steht das Thema Real Estate Investment Trust (REIT). Die IFD hat mit ihrer Expertise wesentliche Vorarbeit für den Gesetzgebungsentwurf geleistet. Deutschland hat den größten Immobilienmarkt in Europa, doch als Anlageklasse sind Immobilien hierzulande nur unzureichend erschlossen. Als international bewährte, börsennotierte Immobilieninvestment AGs können REITs hier Abhilfe schaffen - zum Vorteil aller Beteiligten. REITs werden verstärkt Kapital nationaler und internationaler Anleger in den deutschen Immobiliensektor lenken und damit zur Entwicklung und besseren Nutzung vieler Immobilien beitragen. Unternehmen bekommen mit REITs die Möglichkeit, ihr in Immobilien gebundenes Kapital zu mobilisieren - für mehr Investitionen in das Kerngeschäft.

Für Anleger sind REITs eine ideale Ergänzung des Portfolios, denn sie verfügen über ein ganz eigenes Chancen- und Risikoprofil. Und nicht zuletzt profitiert der Staat, denn bei einem prognostizierten Anlagevolumen von über 100 Milliarden Euro in den ersten fünf Jahren nach Markteinführung können REITs mehr als zehn Milliarden Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen in den Staatshaushalt spülen. Zurzeit berät die Bundesregierung über Detailfragen bei der konkreten Ausgestaltung von REITs in Deutschland. Basis dieser Beratung ist der Vorschlag der IFD. Wir hoffen auf eine schnelle Umsetzung. Die Vorteile der REITs sprechen für sich.

Besseres Verständnis für Kapitalmärkte wecken

Kapitalgedeckte Altersvorsorge: Die kapitalgedeckte Altersvorsorge befindet sich ebenso im Aufwind. Die IFD sieht sie als einen entscheidenden Wachstumstreiber in den nächsten Jahren in Deutschland. Nach einem schwierigen Start vor vier Jahren wuchs die Zahl der Riester-Verträge bei Finanzdienstleistern auf insgesamt 6,2 Millionen Verträge. Dazu kommen noch einmal gut 13 Millionen weitere Verträge der privaten und betrieblichen Altersvorsorge, die seit 2002 bei Lebensversicherern abgeschlossen wurden. Intensive Beratung und innovative Angebote der IFD-Mitgliedsinstitute unterstützen die Ausrichtung des Sparens an langfristigen Vorsorgezielen.

Finanzstandortbericht: Zum zweiten Mal hat die IFD den Finanzstandortbericht* herausgegeben, in dem die Volkswirte der IFD jährlich Stärken und Schwächen des deutschen Finanzstandorts analysieren und Perspektiven für nachhaltiges Wachstum aufzeigen.

Finanzausbildung: Einen besonderen Schwerpunkt bei dem Thema "Finanzausbildung" legt die IFD auf eine Verbesserung der universitären Ausbildung im Bereich Betriebswirtschaftslehre. Die Initiative unterstützt in diesem Zusammenhang die Einführung von Bachelor-Studiengängen in Deutschland. Alle Mitglieder haben sich verpflichtet, Absolventen dieser Studiengänge bei der Einstellung neuer Mitarbeiter besonders zu berücksichtigen. Ebenso führen Lehrerfortbildung, ehrenamtliche Arbeit von Bankenmitarbeitern und eine Verbesserung der Lehrpläne zu einem besseren Verständnis von Kapitalmarktprodukten in der Bevölkerung. Auch auf diesem Feld engagiert sich die IFD.

Gestaltung eines wettbewerbsfähigen europäischen Finanzmarkts

2007 will die IFD ihren erfolgreichen Kurs fortsetzen. Die Herausforderungen für die Wirtschaft bleiben jedoch hoch, die Globalisierung prägt immer mehr den Alltag. Die IFD versteht einen gemeinsamen Europäischen Binnenmarkt als beste Antwort auf die fortschreitende Globalisierung. Finanzdienstleister aus den EU-Mitgliedstaaten müssen das Recht haben, ihre Produkte und Dienstleistungen in allen Mitgliedstaaten anbieten zu können. Verbraucher müssen Finanzdienstleistungen von Anbietern in der ganzen EU in Anspruch nehmen können.

Einen Finanzmarkt zu integrieren, der von 25 verschiedenen Rechtsordnungen, Steuersystemen, Aufsichtsregelungen und 14 verschiedenen Währungen geprägt ist, stellt eine große Herausforderung dar. Die deutsche Finanzwirtschaft ist entschlossen, ihren Beitrag zur Weiterentwicklung des europäischen Finanzmarkts zu leisten. Deutschlands Rolle als Finanzstandort kann nur verbessert werden, wenn die ergriffenen Maßnahmen auch die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Finanzstandorts insgesamt stärken. Daher hat die IFD von Anfang an die europäische Perspektive immer im Auge behalten. Die Gestaltung eines wettbewerbsfähigen europäischen Finanzmarkts ist eines der wichtigsten Ziele. Vor diesem Hintergrund ist auch die deutsche Ratspräsidentschaft als eine große Chance zu verstehen, Fortschritte zu erzielen.

Beschleunigte Durchsetzung von PPP

2007 werden wir auch dazu nutzen, letzte Vorbereitungen für einen europäischen Zahlungsverkehrsraum abzuschließen. Die Institute der IFD haben ein deutliches Bekenntnis für die Schaffung eines einheitliches Zahlungsraums, der Single Euro Payments Area (Sepa) abgegeben. Dabei ist eine schnelle Verabschiedung der EU-Richtlinie ebenso unverzichtbar wie die Bereitschaft gerade der öffentlichen Stellen, die neuen Sepa-Instrumente zu nutzen. Nur wenn schnellstmöglich eine kritische Masse erzeugt wird, kann Sepa ein Erfolg werden und der Finanzplatz Deutschland seine Position als größter Zahlungsverkehrsraum in Europa ausbauen.

Innenpolitisch wird sich die IFD im kommenden Jahr verstärkt mit dem Thema "Zusammenarbeit der privaten Wirtschaft mit der öffentlichen Hand zum Beispiel bei Infrastrukturprojekten", den sogenannten "Public Private Partnerships (PPP)" befassen. Eine hierzu eingesetzte IFD-Arbeitsgruppe hat Optionen zur beschleunigten Durchsetzung von PPP in Deutschland analysiert. Im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland hier nur wenige Erfolge vorzuweisen, zumindest gemessen am vorhandenen Potenzial.

Nichtsdestoweniger ist das Interesse an diesem Geschäftsfeld grundsätzlich hoch. Der Anspruch der IFD besteht darin, in diesem attraktiven Zukunftsmarkt eine Führungsrolle in Europa einzunehmen. Das kann nur geschehen, wenn die öffentliche Hand, die Industrie und die Finanzwirtschaft motiviert sind, dieses Thema gemeinsam anzugehen.

Die IFD hat sich in den vergangenen drei Jahren für den Finanzstandort Deutschland eingesetzt und wird dies mit dem Knowhow aus den 18 Mitgliedshäusern auch weiterhin aktiv tun.

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