Liane Buchholz: „EZB-Geldpolitik frisst Effizienzerfolge auf“

Prof. Dr. Liane Buchholz, Foto: Sparkassenverband Westfalen-Lippe

Die Corona-Schockstarre hat das Kundengeschäft der der 57 Sparkassen in Westfalen-Lippe boomen lassen. Der Bestand an Kundenkrediten erreichte erstmals einen Wert über 100 Milliarden Euro und kommt insgesamt auf 102,4 Milliarden Euro (plus 5,1 Prozent). Auch die Kundeneinlagen erreichten einen neuen Höchstwert von 113,0 Milliarden. Euro (plus 9,0 Prozent). Das Betriebsergebnis vor Bewertung lag mit 0,80 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme leicht unter dem Vorjahreswert (0,87 Prozent) – bei einem Rückgang von 13 Millionen Euro.

 „Die wirtschaftliche Schockstarre in der Corona-Krise hat Unsicherheit ausgelöst und viele Firmen, Einzelunternehmer, aber auch Haushalte in Bedrängnis gebracht“, erklärte die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Professorin Liane Buchholz. Die erste Hilfe in der Krise sei vielfach von der Sparkasse gekommen. So hätten die Sparkassen staatliche Hilfen vorfinanziert, Kreditlinien unbürokratisch ausgeweitet oder fällige Tilgungsleistungen gestundet. Die 57 Sparkassen in Westfalen-Lippe haben im Jahr 2020 zusammen 96 000 Anträge für staatliche Hilfsprogramme mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden. Euro bei Bund und Land gestellt. Darüber hinaus haben sie 27 000 Stundungen von Zins- und Tilgungsleistungen bei Privatkunden (98,5 Millionen Euro) und 21 000 Stundungen bei Firmenkunden (395,7 Millionen Euro) vorgenommen.

Der Zuwachs bei den Einlagen betrug im vergangenen Jahr 9,4 Milliarden Euro beziehungsweise 9 Prozent auf 113,0 Milliarden Euro. Der Überhang an Einlagen gegenüber den Krediten wuchs im vergangenen Jahr um 71 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Mehr als drei Viertel der Sparkassen in Westfalen-Lippe haben damit die im September 2019 von der EZB eingeführten Freibeträge ausgeschöpft. Ihre über die Freibeträge hinausgehenden Überschussreserven werden nunmehr mit 0,5 Prozent Minuszins belegt. Das zusätzliche Geld kostete die Sparkassen also insgesamt 11 Millionen Euro an Zinsen. Damit fresse die EZB-Politik alle Effizienzerfolge der Sparkassen auf, so Buchholz.

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