NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT BICKEL-STUMPF

WEINGUT BICKEL-STUMPF

Was haben viele Weinkritiker und Sommeliers gegen Franken? Noch immer wird die Dynamik fränkischer Jungwinzer wie Matthias Stumpf (Jahrgang 1983) hartnäckig übersehen. Obwohl sie doch dabei sind, die Weine ihrer Heimat neu zu erfinden. Gänzlich unverkrampft lotet Matthias die Möglichkeiten der familieneigenen Weinberge südlich und nördlich von Würzburg aus. Im Süden, in Frickenhausen, dominiert Muschelkalk, nördlich von Würzburg, in Thüngersheim, hingegen Buntsandstein. Der geschmackliche Unterschied zwischen seinen trockenen, nach diesen Bodenarten benannten Silvanern ist frappierend. Der schlanke und elegante Silvaner Buntsandstein liegt Lichtjahre von der korpulenten fränkischen Norm entfernt. Noch blumiger und rassiger ist der "fränkische gemischte Satz" aus einem 111 Jahre alten Weinberg. Die Trauben aus allen Sorten, die in diesem Weinberg wachsen, lässt Matthias zusammen lesen und vergären, wie das noch vor rund 100 Jahren gemacht wurde. Strahlend und modern schmecken die Großen Gewächse vom Silvaner, ohne eine Spur von nostalgischem Staub, obwohl sie im Holzfass ausgebaut sind. Wenn Franken so blitzt, muss man schon blind sein, um es nicht zu sehen.

Das Weingut Bickel-Stumpf ist ein Familienbetrieb in Frickenhausen, der seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zu unverfälschter fränkischer Weinbaukultur leistet. Das Gut ist 1979 entstanden. Damals hatten Carmen Bickel und Reimund Stumpf beschlossen, privat wie beruflich zu fusionieren: durch Heirat und Zusammenlegung ihrer traditionsreichen Weingüter. Bis heute werden die Lagen in Frickenhausen und Thüngersheim in Handarbeit gepflegt. Seit 2008 ist Sohn Matthias Stumpf am Ruder, im vergangenen Jahr kam auch die Tochter Melanie Stumpf-Kröger mit ins Boot. Während Matthias nach dem Abitur eine Ausbildung zum Winzermeister in der renommierten Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim absolvierte und die Praxis unter anderem in Niederösterreich und Südafrika studierte, hat seine Schwester ein Publizistikstudium hinter sich sowie Engagements beim German Wine Information Bureau in Toronto und beim VDP.

Seit der Übernahme hat Matthias Stumpf die Rebflächen stetig erweitert: auf nunmehr knapp 13 Hektar, darunter ein neu angelegter Silvaner-Weinberg mit alten Klonen. Sein erklärtes Ziel ist die Konzentration auf Silvaner. Daneben erzeugt er auch Riesling, Müller-Thurgau, Spätburgunder, Portugieser und Blaufränkisch. Die Charakteristik des fränkischen Muschelkalks und Buntsandsteins will er noch entschiedener in seinen Weinen herausarbeiten. Darin folgt er dem Weg seines Vaters.

Dieses Streben nach Bodenhaftung bringt sein Lieblingswein besonders schön zum Ausdruck, der trockene Silvaner Großes Gewächs aus dem Kapellenberg in Frickenhausen vom Jahrgang 2012. An dem Wein, den er im großen Fränkischen Eichen-Stückfass ausgebaut hat, schätzt er vor allem seine spezielle Struktur und Spannung. Die intensive Beschäftigung mit Silvaner ist für den Franken Matthias Stumpf Ehrensache. Die Rebsorte hat hier mit Abstand die längste Tradition. Silvaner bietet er vom einfachen Schankwein bis zu exklusiven Abfüllungen mit Auflagen von weniger als 400 Flaschen an.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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