NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT TEINBACHHOF

WEINGUT TEINBACHHOF

Vor ein paar Jahren haben mich die eher hellfarbigen, aber hocheleganten Rotweine der Eißlers regelrecht verblüfft: Da duftete der Lemberger auf einmal auch nach Blüten und schmeckte richtig filigran; da hatte der ansonsten bescheidene Schwarzriesling plötzlich Kraft. So was gibt es doch sonst nur in Frankreich, habe ich mir gedacht. Solch eine subtile Stilistik benötigt tiefe Wurzeln und eine treue Kundschaft. Beides aber war in Deutschland bis dato kaum vorhanden.

Denn die hiesige Rotwein-Tradition war von der süßen Welle der sechziger Jahre zerschlagen worden. Hier, bei den Eißlers in Württemberg, lebte die Tradition wieder auf - in einer zeitgemäßen Neuinterpretation. Mit ihren herben Rieslingen hingegen hatten sich Ulrich Eißler (Jahrgang 1968) und seine aus Berlin stammende Frau Nanna (Jahrgang 1979) damals noch etwas schwer getan. Doch mit den letzten Jahrgängen sind ihnen damit wahre Feuerwerke an Kräuter und Fruchtaromen gelungen. Malerisch schön liegt der Steinbachhof. Und nach dem großen Umbau bietet er sich als Ausflugsziel noch mehr an als zuvor - denn das hat hier schon Tradition.

Bis in die fünfziger Jahre war Ulrich Eißlers Familie Pächter des Steinbachhofs mit Obst- und Weinbau gewesen. Davon hatten die Eltern oft erzählt, und der Sohn hatte fasziniert gelauscht. Bis der Samen, der mit diesen Geschichten gelegt wurde, aufging: Ulrich Eißler wollte seine eigene Geschichte mit diesem Ort verbinden. Im Jahr 2000 gründete er zusammen mit seiner Frau Nanna Eißler das Weingut Steinbachhof - entgegen den Mahnungen eines Unternehmensberaters, der die Erhaltung des Gutshofs als Fass ohne Boden ansah.

Ulrich Eißler machte zunächst eine Ausbildung zum Landwirt, dann besuchte er die Technikschulen für Weinbau und Kellerwirtschaft in Weinsberg. Schließlich folgte noch ein Studium der Agrarwissenschaften. Nanna Eißler brachte als Berlinerin eine andere Geschichte mit. Sie hat ein Jahr lang in Israel gelebt und begonnen, in Heidelberg Politikwissenschaft zu studieren und an der Jüdischen Hochschule Jüdische Studien zu belegen. Das gab sie auf, um Winzerin zu werden. Heute ist sie in dem Siebeneinhalb-Hektar-Hof für den Vertrieb, die Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation von Events in der "Eißler Location" zuständig, die sie aufgebaut hat.

Das Weingut hat sich mit duftigem, fein strukturiertem Lemberger sowie mit Schwarzriesling, der zu den feinsten Vertretern seiner Art in Württemberg zählt, einen Namen gemacht. Der Lieblingswein des Winzerpaares, die 2011er Cuvée EJA trocken, besteht zu zwei Drittel aus Lemberger, zu einem Drittel aus Schwarzriesling aus dem Gündelbacher Steinbachhof und dem Diefenbacher König. Der Wein mit dem feinkörnigen Tannin duftet intensiv nach dunklen Beeren, würzig nach Wacholder, ist saftig und voll im langen Abgang - ein idealer Begleiter zu kräftigen Saucen und Wild.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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