Es ist unglaublich, wie lange das Potenzial für erstklassige trockene Weißweine im kühlen Nordbaden vernachlässigt wurde. Man glaubte, hier könne nur Spargel vorzüglich gedeihen. Spätestens seit die zweite Generation das 1983 gegründete Weingut Klumpp übernommen hat, wissen wir, welch rassige Rieslinge, elegante Weißburgunder und feinwürzige Chardonnays hier möglich sind. Die Aufgaben sind klar verteilt: Andreas Klumpp (Jahrgang 1984) gibt durch seine penible ökologische Weinbergsarbeit auch dem kleinsten Klumpp-Wein Kraft und Stärke. Und Markus Klumpp (Jahrgang 1979), der Kellermeister, hat ein ganzes Sortiment revolutionärer Weiß- und Rotweine ausgebaut. Auch Rotweintrauben, die wie der Lemberger in Baden keine Tradition haben, ergeben starke Weine, die einen echten Kontrapunkt zum typisch badischen Spätburgunder setzen. Inzwischen ist Markus ein Meister des Barriquefasses, in dem auch der einfache, aber großartige Spätburgunder des Hauses reift. Die Brüder sind auf dem besten Wege, den Norden Badens auch für seine Weine berühmt zu machen.
Als Ulrich Klumpp 1980 den ersten Jahrgang auf Flaschen füllte, bewirtschaftete man 1,2 Hektar Reben. Heute sind es 25. Stetig hat das Weingut seine Qualität weiter entwickelt und genießt längst einen vorzüglichen Ruf. Seit 2004 engagiert sich Markus Klumpp als Kellermeister im elterlichen Gut, 2010 kam sein Bruder Andreas hinzu, der für die Pflege der Weinberge verantwortlich zeichnet. Weiße Burgundersorten, Chardonnay und Riesling, der die Hälfte der weißen Trauben ausmacht, werden seit 1995 ebenso ökologisch angebaut wie die roten Sorten Spätburgunder, Lemberger und St. Laurent.
Markus Klumpp hat nach einer Winzerlehre in Baden, unter anderem im Bioweingut Stadt Lahr, auch wichtige weinbauliche Erfahrungen jenseits der badischen Heimat erwerben können. So war er in der Wachau im Weingut Leo Alzinger tätig und in Kalifornien bei Rosenblum Cellars. Zudem absolvierte er ein Studium des Weinbaus und der Önologie an der Forschungsanstalt Geisenheim im Rheingau. Auch Andreas Klumpp hat in Geisenheim studiert. Seine Winzerlehre absolvierte er in der Pfalz unter anderen im Weingut Knipser, das für ihn zu seinen wichtigsten Stationen zählt. Hinzu kamen Auslandsaufenthalte in der Wachau, in Südafrika und bei Méo-Camuzet in Vosne-Romanée.
Der Kirchberg in Unteröwisheim zählt mit einer Steigung bis zu 35 Prozent zu den steilsten Lagen des Gutes. Der Untergrund dieser windexponierten Südlage besteht aus Kalk- und Stubensandstein mit hoher Lößauflage. Herausragendes Merkmal ist ein breites Mineralspektrum, das im Lieblingswein der Brüder, dem 2011er Kirchberg Chardonnay trocken, sehr schön zur Geltung kommt. Sein reifes Bukett erinnert an Mandeln, Birnen und gelbe Früchte. Hinzu kommen Noten von feinwürzigem Holz und von Feuerstein. Der kräftige Körper wird von einer filigranen Säure eingefasst, die angenehm frisch und animierend nachhallt.
Weintipp aus der Zeitschrift:
FINE Das Weinmagazin - Special No.2
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag
