NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT SCHMITT'S KINDER

WEINGUT SCHMITT'S KINDER

"Tradition" und "traditionell" sind Begriffe, die im Zusammenhang mit Wein so selbstverständlich klingen, dass wir uns viel zu selten fragen, was sie wirklich bedeuten. Auch ich frage mich das viel zu selten. Als Martin Johannes Schmitt (Jahrgang 1977) mir sagte, er mache keine traditionellen fränkischen Weißweine, wollte ich von ihm wissen, was er damit meine. Seine Antwort lautete, die vorherige Generation fränkischer Winzer habe ihre kräftigen Weißweine meist mit Trauben erzeugt, die mehr oder weniger Edelfäule hatten: "Ich will aber nur ganz saubere Trauben." Traditionell ist für ihn das, was die Generation seines Vaters gemacht hat. Ich habe seine Weine daraufhin sehr aufmerksam verkostet, und der Unterschied fiel mir stark auf. Martins Weine sind vielleicht eine Spur leichter und weniger muskulös als die seines Vaters, aber auch strahlender und nuancierter.

Das Weingut der Familie Schmitt in Randersacker unweit und südlich von Würzburg gehört zweifellos zu den führenden Erzeugern in Franken. Karl Martin und Renate Marie Schmitt haben dem Gut in den letzten Dekaden ein klares Profil gegeben. Seit dem Jahrgang 2003 ist Sohn Martin Johannes fest mit dabei. Bei den vierzehn Hektar Rebland konzentriert er sich auf die besten Parzellen in den erstklassigen Hang- und Steillagen von Randersacker. Dazu gehört auch die Fokussierung auf traditionelle Sorten sowie die Selektion und Vermehrung hochwertiger eigener Rebpflanzen.

Vor seinem Önologie- und Weinbaustudium in Geisenheim hat Martin Johannes eine Winzerlehre im Topgut Ruck in Iphofen absolviert. Verschiedene Praktika führten ihn nach Rust am Neusiedlersee, nach Vouvray an der Loire und nach Australien. Nachhaltigkeit ist für ihn kein leerer Begriff: Davon zeugt nicht zuletzt eine gut ins Landschaftsbild eingebundene Photovoltaikanlage, die vor zwei Jahren errichtet wurde.

Lieblingsweine habe er viele, sagt der Winzer. Aber ein ganz besonderes Verhältnis habe er zu dem Großen Gewächs vom Silvaner aus dem Randersacker Pfülben, einem Steilhang mit bis zu 70 Prozent Gefälle. Hoch über dem Main gedeihen die Reben auf Muschelkalk aus dem Trias: 240 Millionen Jahre alt ist dieses Gestein.

Der Silvaner trägt dessen Signatur: In Duft und Geschmack ist eine intensive und feine Mineralität zu spüren. Hinzu kommt ein reiches Spektrum subtiler Aromen, die in ein natürliches Gefüge aus Frische und Frucht gebettet sind. Für Martin Johannes ist es "ein Silvaner, wie ich ihn mir vorstelle, ein Wein zum Philosophieren".

Weintipp aus der Zeitschrift: FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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