Bankenchronik Ausgabe 10/2019

26. April bis 7. Mai 2019

In Vorbereitung auf den Brexit hat die Bundesanstalt für Finanzmarktaufsicht (BaFin) ein Memorandum of Understanding (MoU) mit den britischen Aufsichtsbehörden Prudential Regulatory Authority (PRA) und Financial Conduct Authority (FCA) abgeschlossen. Die Vereinbarung basiert auf einem Muster-MoU, das die Europäische Bankenaufsicht EBA gemeinsam mit der EZB und den nationalen Aufsichtsbehörden entwickelt hat. Konkret wird die Zusammenarbeit auf verschiedenen aufsichtlichen Feldern geregelt, unter anderem die Kooperation bei der Zulassung von Unternehmen, der Geldwäschebekämpfung sowie der allgemeine Informationsaustausch.

Die NRW-Bank hat mit den Förderagenturen LIOF (Niederlande) und LRM (Belgien) eine grenzübergreifende Kooperation in der Region rund um Limburg und dem westlichen Nordrhein-Westfalen vereinbart, um insbesondere Start-ups zu unterstützen. Der Fokus soll auf der Wirtschaftsförderung durch verschiedene Veranstaltungsformate und gemeinsame bedarfsgerechte Förder- und Finanzierungsangebote liegen, um junge innovative und schnell wachsende Unternehmen in der Region zu begleiten und zu stärken.

Die genossenschaftliche VR-Leasing AG hat ihr Tochterunternehmen VR-Immobilien Leasing (VRIL) an die Loancos-Gruppe verkauft. Letztere sieht damit ihr Leistungsspektrum als Spezialdienstleister für die Kreditwirtschaft um die Bearbeitung langlaufender Asset-Leasingstrukturen im großgewerblichen Immobilienleasing erweitert. Die VR Leasing trennt sich von diesem Geschäftsfeld im Zuge ihrer strategischen Konzentration auf die Unterstützung der Genossenschaftsbanken mit Finanzierungslösungen und Services für Geschäfts- und Gewerbekunden. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

Die Dexia Crédit Local, handelnd durch ihre Niederlassung in Dublin, und die Helaba haben Ende April 2019 nach dem Vorliegen aller Freigaben den Abschluss des Verkaufs der Dexia Kommunalbank Deutschland (DKD) für 352 Millionen Euro bekanntgegeben. Erstere hat mit dem Closing ihre der DKD zugesicherten Unterstützung beendet. Mit dieser Transaktion reduziert Dexia ihre Bilanzsumme um etwa 24 Milliarden Euro. Der Nettokapitalverlust durch den Verkauf wird auf 115 Millionen Euro veranschlagt, der positive Effekt auf den Solvabilitätskoeffizient auf rund 15 Basispunkte. Die DKD firmiert zunächst unter dem Namen KOFIBA-Kommunalfinanzierungsbank GmbH, bevor sie in die Helaba integriert wird. Die vollständige Integration soll bis Ende des ersten Quartals 2020 erfolgen.

Der Versicherer Ergo hat seine türkische Non-Life Tochtergesellschaft an den Versicherungskonzern Talanx verkauft. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen, die für das dritte Quartal erwartet werden. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Talanx übernimmt das komplette Unternehmen inklusive Mitarbeiter, Kundenportfolio und IT-Systemen. Die ehemalige Ergo-Tochter ist auf Rang 19 der türkischen Non-Life Versicherer, gemessen an den Prämieneinnahmen.

Der Finanzstabilitätsrat FSB hat das Derivatives Service Bureau (DSB) damit beauftragt, als alleiniger Dienstleister für den geplanten Unique Product Identifier (UPI) zu fungieren. Mit dem UPI sollen Over-the-Counter (OTC) Derivate ausgestattet werden. Neben der Vergabe der UPI soll das DSB auch das Referenzregister für die UPIs anbieten. Somit soll es für Regulierer leichter werden, Risiken im OTC-Markt kalkulieren zu können und Marktmissbrauch aufzudecken. Die mangelnde Transparenz des OTC Derivatemarktes hatte eine große Rolle bei der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 gespielt (siehe auch Gespräch des Tages).

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz hat beschlossen, das Frankfurter LOEWE-Zentrum Sustainable Architecture for Finance in Europ (SAFE) in die Förderung der Leibniz-Gemeinschaft aufzunehmen. Das Institut untersucht das Zusammenspiel, die institutionelle Aufstellung und die Anreizdynamik der verschiedenen Finanzmarktakteure und analysiert die Effekte regulatorischer, geldpolitischer und wettbewerbspolitischer Maßnahmen auf Spar- und Investitionsverhalten, Wachstum sowie Finanz- und Währungsstabilität. Es soll künftig als Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE (LIF-SAFE) firmieren.

Die Saar-LB und die Banque Populaire Alsace Lorraine Champagne (BPALC) wollen ihre deutsch-französische Strategie mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung weiterentwickeln. Sie umfasst eine gegenseitige Unterstützung bei grenzüberschreitenden Finanzierungen und Bankdienstleistungen. Wichtige Basis ist das Forum beziehungsweise der Marktplatz für grenzüberschreitende Investitionen (Pôle Franco-Allemand), das die Saar-LB im Januar 2019 initiiert hat.

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hat die Übernahme des Land Transport Finance-Kundenkredit-Portfolios sowie des Personals der DVB Bank SE erfolgreich abgeschlossen. Laut der Helaba wächst ihr Portfolio an Schienenverkehrsfinanzierungen (Rolling Stock Finanzierung) damit auf knapp zwei Milliarden Euro an. Ergänzend zum Finanzierungsgeschäft will die Landesbank nun auch aus der Niederlassung London heraus Beratungsdienstleistungen für die Finanzierung schienengebundener Verkehrsmittel und schienennaher Objekte anbieten.

Zwei Gruppen von mehr als 35 institutionellen Investoren, die mit ihren verbundenen Unternehmen ein Anlagevermögen von über 850 Milliarden Euro verwalten, wollen sich nicht an der bevorstehenden Finanzierungrunde durch Senior Anleihen der Hamburg Commercial Bank AG (HCOB) beteiligen. Zu den Gläubigern gehören mehrere deutsche Versicherungsgesellschaften sowie Investmentfonds mit Sitz in Deutschland, im europäischen Ausland sowie in den USA. Die Gläubigergruppen halten gemeinsam mehr als 1,4 Milliarden Euro an von HCOB emittierten Tier-1-Instrumenten.

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