Bankenchronik Ausgabe 24/2020

20. November bis 3. Dezember 2020

Das Schweizer Zentrum des BIS Innovation Hubs (BISIH), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und der private Betreiber finanzieller Infrastrukturen SIX haben im Rahmen des Projekts Helvetia erfolgreich den Einsatz digitalen Zentralbankgeldes simuliert. Beim Versuch wurde das SNB-Digitalgeld für den Handel mit tokenisierten Wertpapieren eingesetzt. Da es allerdings noch viele offene Fragen gebe, könne noch keine Entscheidung über die Einführung von digitalem Zentralbankgeld getroffen werden, heißt es.

Die Allianz wird das allgemeine Assekuranzgeschäft der australischen Bank Westpac für einen Preis von 725 Millionen australischen Dollar (rund 445 Millionen Euro) übernehmen. Mit dem Abschluss wird den Angaben zufolge in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres gerechnet. Westpac und die Allianz arbeiten bereits seit 2015 zusammen.

Die Niedersächsische Landesregierung hat dem Erwerb von Trägeranteilen in Höhe von 137 Millionen Euro an der Norddeutschen Landesbank Nord-LB durch die Hannoversche Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen mbH (HanBG) zugestimmt. Damit setze das Land getroffene Vereinbarungen aus dem Stützungsvertrag um, der zwischen den bisherigen Trägern, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V. sowie dem Institut abgeschlossen worden war. Das Land Niedersachsen wird dann über einen Anteil von insgesamt 55,15 Prozent an der Nord-LB verfügen. Zuvor waren es 52,98 Prozent.

Der US-Finanzinvestor Blackstone erwirbt DCI, eine unabhängige Vermögensverwaltungsfirma, die sich auf Investment-Grade-, High-Yield- und Emerging-Market-Unternehmenskreditstrategien spezialisiert hat. Das in San Francisco ansässige Unternehmen soll Teil von Blackstone Credit werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Solarisbank hat als erste Bank in Deutschland ihre Kernbankensysteme sowie alle digitalen Produkte und Datenbanken auf die Cloud von Amazon Web Services (AWS) migriert. Laut Meldung sind die Produktteams aus verschiedenen Geschäftsbereichen durch den Umstieg in der Lage, die (IT-)Infrastruktur "as Code" zu entwickeln. Dabei handelt es sich um die Bereitstellung und Verwaltung von Cloud-Ressourcen in Form eines Templates, das sowohl Menschen als auch Maschinen verarbeiten können. Gleichzeitig erhalte das Unternehmen seine internen Genehmigungsprozesse.

Die Libra Association hat in Vorbereitung auf die Herausgabe der Digitalwährung Libra die Umbenennung der Organisation und der Währung in "Diem" bekanntgegeben. Diese Maßnahme sowie die Aufstellung weiteren Führungspersonals, sollen die Unabhängigkeit der Organisation untermauern. Die Diem Association priorisiere derzeit technologische und betriebliche Bereitschaft für die Herausgabe der Währung und Start des Zahlungssystems, welches sich derzeit noch im Lizenzierungsprozess der Schweizer Finanzaufsicht FINMA befindet.

Die Eurogruppe hat sich auf eine Reform des Euro-Rettungsschirms European Stability Mechanism (ESM) geeinigt, welche im Januar 2021 unterzeichnet und anschließend ratifiziert werden soll. Aufgrund des Fortschritts bei der Risikoreduzierung, zu dem die Institutionen der Eurogruppe einen umfassenden Bericht veröffentlicht haben, soll auch die Einführung einer Letztsicherung für den Bankenabwicklungsfonds SRF auf Anfang 2022 vorgezogen werden. Der "Backstop" soll die Form einer Kreditlinie des ESM annehmen, um das Direct Recapitalisation Instrument zu ersetzen und ein finanzielles Sicherheitsnetz für Bankenabwicklungen in der Bankenunion zu bieten.

Das Europäische Parlament und der EU-Rat haben sich auf Anpassungen in der Benchmark-Verordnung verständigt, die die EU auf das Ende des LIBOR-Index (London Inter-Bank Offered Rate) zum 31. Dezember 2021 vorbereiten sollen. Mit den Änderungen soll sichergestellt werden, dass die Finanzstabilität der EU durch die Abschaffung dieser weit verbreiteten Benchmark nicht beeinträchtigt wird. Daher wird die EU-Kommission dazu befähigt, eine Ersatz-Benchmark zu benennen.

Der Verwaltungsrat der Europäischen Investitionsbank (EIB), der sich aus Vertretern der EU-Mitgliedstaaten zusammensetzt, hat eine neue Climate Bank Roadmap (CBR) zur Umsetzung der Ziele des European Green Deals verabschiedet. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts will das Institut Klimaschutzmaßnahmen und Investitionen in die ökologische Nachhaltigkeit mit mindestens 1 Billionen Euro unterstützen.

Die BaFin hat ein Schreiben zur Qualifizierung von Banken und Sparkassen als kleines und nicht komplexes Institut (Small and Non-Complex Institution - SNCI) gemäß Artikel 4 Absatz 1 Nr. 145 der europäischen Kapitaladäquanzverordnung (Capital Requirements Regulation-CRR) und zum Antrag zur Nutzung der vereinfachten NSFR (SimplifiedNet Stable Funding Ratio - sNSFR) gemäß Artikel 428ai CRR veröffentlicht. Das Schreiben stellt dar, wie die Qualifizierung als SNCI erfolgt, wie der Antrag zur Nutzung der sNSFR gestellt werden muss und welche Angaben gemacht werden müssen.

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (BIS) und die Group of Central Bank Governors and Heads of Supervision (GHOS) haben angesichts der Corona-Pandemie die nach der Finanzkrise 2007/2008 eingeleitete Reregulierung des Bankensektors für beendet erklärt. Eine maßvolle Verringerung der Puffer sei während dieser Stressperiode angemessen. Allerdings erwarte das Gremium nach der Krise eine vollständige, rechtzeitige und konsequente Umsetzung aller Aspekte des Basel-III-Rahmens. Der Ausschuss will seine Arbeit zudem nach einer strategischen Überprüfung auf künftige Risiken für das Bankensystem infolge struktureller Trends wie die andauernde Digitalisierung sowie Klimarisiken konzentrieren, heißt es.

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