Börsennachrichten Ausgabe 21/2016

Deutsche Börse und LSE: längere Prüfung

Die vertiefte Prüfung des geplanten Zusammenschlusses der Deutschen Börse und der London Stock Exchange (LSE) unter wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten durch die EU-Kommission wird länger dauern als die bisher vorgesehenen 90 Tage. Die Frist endet nun auf Antrag der beiden Börsenbetreiber drei Wochen später, also am 6. März 2017. Genauere Gründe hierfür hat die Behörde nicht genannt.

ICE und Trayport: Rückabwicklung

Der Kauf des mit Hauptsitz in London ansässigen Anbieters von elektronischen Handelssystemen Trayport durch die amerikanische Börse ICE muss laut Beschluss der britischen Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) rückabgewickelt werden. Der Wettbewerbshüter sieht durch die Ende vergangenen Jahres für rund 650 Millionen US-Dollar vollzogene Transaktion den Wettbewerb im Energiehandel unzulässig beeinträchtigt. Ob die ICE die Entscheidung der CMA anfechten wird, ist noch nicht entschieden. Die Bekanntgabe der Entscheidung zur Rückabwicklung hat aber Spekulationen ausgelöst, die ICE könne nach der im November ablaufenden Stillhaltephase in den laufenden Fusionsprozess Deutsche Börse und LSE einsteigen.

Clearstream: Zugang zu Fonds in China

In Hongkong ansässige internationale Anleger können künftig über die globale Fondsverarbeitungsplattform Vestima von Clearstream direkt in Fonds mit Sitz in China investieren, wenn diese im Programm zur gegenseitigen Anerkennung von Fonds zwischen Festland-China und Hongkong enthalten sind. Die Mutual Recognition of Funds (MRF) ermöglicht Vermögensverwaltern aus Hongkong und China den Vertrieb anerkannter Fonds in beiden Rechtsordnungen.

Mit Vestima als Order-Routing-Plattform für in China ansässige Fonds werden alle bei Clearstream gehaltenen Wertpapiere auf derselben Plattform und über die selben Kanäle verarbeitet. Die Tochter der Deutschen Börse verspricht höhere Effi zienz, verbesserte Skalierbarkeit und Reduktion des manuellen Aufwands, weil die Prozesse automatisch gestaltet sind und gespeicherte Referenzdaten zur Auftragsausführung verwendet werden. Die Fondsverarbeitungsplattform, so wird darüber hinaus hervorgehoben, fungiert als zentraler Zugang für Aufträge und bietet ein schlankes Cash Management sowie konsolidiertes Positionsreporting in einem sicheren Umfeld.

Die Systemverbindung zwischen der Central Moneymarkets Unit (CMU) der Hong Kong Monetary Authority und Vestima unterstützt zudem die Verarbeitung von Transaktionen im Rahmen des MRF-Programms für Fonds mit Sitz in China. Nicht zuletzt will man den neuen Zugang als Beitrag zu einer Förderung der Internationalisierung des Renminbi gewertet wissen.

Der Vermögensverwaltungsbranche in China wird ein großes Wachstumspotenzial zugesprochen: Nur rund drei Prozent des Kapitalvermögens in China sind in Investmentfonds angelegt. Der Rest und damit der Großteil dieses Kapitals wird nach wie vor als Einlagen gehalten. Marktliberalisierung, anhaltende institutionelle Nachfrage und der Wandel am Privatkundenmarkt von Spar- hin zu Investmentprodukten dürfte für einen prozentualen Anstieg des Anlagekapitals in Investmentfonds sorgen.

Wiener Börse: Capped-Indizes

Die Wiener Börse hat Ende September 2016 mit der Berechnung von drei neuen Indizes mit einer Gewichtungsgrenze von 8 Prozent ihr Indexangebot erweitert. Der "ATX Prime Capped 8" ist ein nach Streubesitz gewichteter Preisindex, der "ATX Prime Capped 8 Total Return" und der "ATX Prime Capped 8 Net Total Return" sind nach Streubesitz gewichtete Performanceindizes. Die Indizes weisen dieselbe Zusammensetzung wie der ATX Prime auf, der sich aus sämtlichen Titeln des Prime-Segments zusammensetzt. Die Gewichtungsfaktoren werden jedoch so festgesetzt, dass kein Indextitel eine Gewichtung von über 8 Prozent aufweist. Die Börse will das erweiterte Angebot als Antwort auf die Nachfrage österreichischer Marktteilnehmer und nicht zuletzt der Fondsindustrie verstanden wissen. Die neuen Indizes, so wird betont, können als verlässliche, transparente Benchmark für Investoren und als Basis für strukturierte Produkte und standardisierte Derivate herangezogen werden. Beim "ATX Prime Capped 8 Total Return" werden Brutto-Dividendenzahlungen berücksichtigt, beim "ATX Prime Capped 8 Net Total Return" die Netto-Dividendenzahlungen. Die Indizes werden in Echtzeit in Euro berechnet und veröffentlicht.

SHFE: mehr Marktüberwachung

Die Shanghai Futures Exchange (SHFE) startet eine neue Plattform für Marktüberwachung. Damit sollen Integrität und Transparenz ihres Future-Marktes auch in Zukunft gewährleistet werden. Betrieben wird diese von Smarts, einer Überwachungslösung der Nasdaq. Das neue System verarbeitet große Datenvolumina in Echtzeit und soll Analysten somit helfen, Marktanomalien zu erkennen und untersuchen zu können.

Neuer Lobbyverband

Zur Bündelung ihrer Anliegen gegenüber den Aufsichts- und Regulierungsinstanzen haben vier große elektronische Handelsplattformen Mitte Oktober eine Interessenvertretung gegründet. Im Umfeld der Einführung der MiFID-II-Regelungen vor knapp zwei Jahren wollen Broker-Tec, Market-Axess, MTS und Tradeweb mit den zuständigen Behörden in einen wirkungsvolleren Dialog über ihre gemeinsamen Anliegen eintreten. Die Gründer der Lobbygruppe halten die Mitgliedschaft für weitere Marktteilnehmer offen, die die im Einzelnen noch zu erarbeitenden Mindestkriterien erfüllen.

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