Bank Lending Survey Juli 2022

Quelle: pixabay.com

Die Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) erfasst drei Kredit­segmente: Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken verschärften per saldo die Kreditrichtlinien im Unternehmensgeschäft geringfügig. Bei den privaten Wohnungsbaukrediten fiel die Verschärfung der Kreditrichtlinien so stark aus wie noch nie seit Einführung des BLS. Auch die Richtlinien für Konsumenten- und sonstige Kredite wurden gestrafft. Der Nettoanteil von Banken, die ihre Richtlinien verschärften, lag bei Unternehmenskrediten bei plus 3 Prozent (nach plus 3 Prozent im Vorquartal), bei Wohnungsbaukrediten bei plus 32 Prozent (nach plus 7 Prozent im Vorquartal) und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten bei plus 2,0 Prozent (nach 0 Prozent im Vorquartal).

Die Banken begründeten die Verschärfungen mit einem nach ihrer Einschätzung erhöhten Kreditrisiko. Hierzu trugen im Unternehmensgeschäft vor allem branchen- und firmenspezifische Faktoren bei, aber auch die von den Banken als verschlechtert eingeschätzte allgemeine Wirtschaftslage sowie die getrübten Konjunkturaussichten, unter anderem aufgrund des Krieges in der Ukraine. Bei den Wohnungsbaukrediten spielten die laut Bankangaben eingetrübten Aussichten auf dem Wohnimmobilienmarkt sowie eine geringere Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer die wichtigste Rolle für die Verschärfung. Für das dritte Quartal planen die Banken, per saldo ihre Richtlinien in allen drei Kreditsegmenten weiter zu verschärfen. Auch die Kreditbedingungen in der Gesamtbetrachtung (das heißt die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) wurden in allen drei Kreditsegmenten gestrafft. Die Anpassungen wurden ebenfalls primär mit einem gestiegenen Kreditrisiko begründet und betrafen vor allem die Margen.

Die Kreditnachfrage der Unternehmen legte erneut zu, vor allem nach kurzfristigen Krediten. Als Grund für den Anstieg führten die Banken nahezu ausschließlich den gestiegenen Mittelbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel an. So hätten viele Unternehmen angesichts instabiler Lieferketten bei Vorprodukten und der verstärkten Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg ihre Lagerhaltung vergrößert. Die Kreditablehnungsquote nahm gegenüber dem Vorquartal geringfügig zu. Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten ging per saldo marginal zurück, während die Kreditablehnungsquote in diesem Bereich deutlich anstieg. Die Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten nahm weiter zu, unter anderem weil den privaten Haushalten nach Einschätzung der Banken aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten weniger eigene Mittel für die Finanzierung größerer Anschaffungen zur Verfügung standen. Für die nächsten drei Monate erwarten die Banken einen Rückgang der Nachfrage bei Unternehmens- und Wohnungsbaukrediten. Bei den Konsumenten- und sonstigen Krediten rechnen sie dagegen mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage.

Die Juli-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken und zu den Auswirkungen notleidender Kredite auf die Kreditvergabepolitik der Institute. Zudem war eine Frage zur Kreditangebotspolitik und zur Kreditnachfrage in den wichtigsten Wirtschaftssektoren enthalten. Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal etwas verschlechterten Refinanzierungssituation. Die Höhe der NPL-Quote (prozentualer Anteil des Brutto-NPL-Bestands am Bruttobuchwert der Kredite) hatte im ersten Halbjahr 2022, im Einklang mit den Erwartungen der Banken, keine oder nur marginale Auswirkungen auf die Kreditangebotspolitik. Auch für das zweite Halbjahr 2022 rechnen die Banken mit keinem nennenswerten Einfluss der NPL-Quote auf ihre Angebotspolitik. Die deutschen Banken ließen die Kreditrichtlinien in der ersten Jahreshälfte 2022 in nahezu allen erfragten Wirtschafts­sektoren weitgehend unverändert. Erkennbare Verschärfungen meldeten sie nur im Wohnimmobiliensektor. Die Kreditbedingungen verschärften sie hingegen gegenüber allen Sektoren. Für die zweite Jahreshälfte planen die Banken eine sektorübergreifende Verschärfung der Richtlinien und Bedingungen. Die Kreditnachfrage legte in den vergangenen sechs Monaten laut Angaben der Banken in nahezu allen Wirtschaftssek­toren zu. Einzig vonseiten des Handels kamen kaum Impulse. Für das zweite Halbjahr 2022 zeigen sich die Banken insgesamt pessimistischer. So rechnen sie insbesondere mit einem deutlichen Rückgang des Mittelbedarfs von Unternehmen aus dem Gewerbe- und Wohnimmobiliensektor.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X