Enge Partnerschaft zwischen Sparkassen und Mittelstand

Peter Schneider, Foto: Wolfgang List, Sparkassenverband Baden-Württemberg

Sowohl die starke Exportorientierung als auch die Bedeutung des deutschen Mittelstandes wird gerne am Beispiel Baden-Württembergs festgemacht. Mit Blick auf das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen und Sparkassen findet der Autor in den Zahlen der Bundesbankstatistik auch einen Beleg für die überdurchschnittliche Beteiligung der dortigen Sparkassen an der Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Belastet sieht er die traditionelle Partnerschaft von Sparkassen und Mittelstand derzeit allerdings durch erhöhte handelspolitische Risiken wie auch durch das Absinken der Bestände an Risikovorsorge, wobei er als Gegenmaßnahme auf eine Verdopplung der Kernkapitalquoten der Sparkassen hinweist. Als positive Signale der europäischen Politik wertet er zum einen die kürzlich beschlossene Kopplung des Umfangs der Regulierung an die Größe und Komplexität eines Kreditinstitutes. Und zum anderen begrüßt er die Festsetzung des Korrekturfaktors bei der Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen im Rahmen der europäischen Umsetzung von Basel III. (Red.)

Die baden-württembergische Wirtschaft ist sehr stark von ihrer mittelständischen Struktur geprägt. So existieren neben bekannten Weltkonzernen zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen, die als sogenannte "Hidden Champions" oftmals Weltmarktführer in einem Nischenmarkt sind. Die Qualität beziehungsweise weltweite Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen "Made in Baden-Württemberg" wird auch an der relativ hohen Exportquote von rund 40 Prozent deutlich.

Handelspolitische Risiken als potenzielle Bedrohung

Wo zum einen der Erfolg begründet ist, liegt zum anderen aber auch die Gefahr. Gerade für eine so exportorientierte Wirtschaft wie die baden-württembergische stellen die zuletzt gestiegenen handelspolitischen Risiken weltweit eine potenzielle Bedrohung dar. Zeitgleich beschäftigen die Diskussionen rund um den wichtigsten Wirtschaftszweig - die Automobilindustrie - zunehmend die baden-württembergischen Unternehmen. In Zeiten zunehmender konjunktureller Instabilitäten ist es notwendig, einen verlässlichen und kompetenten kreditwirtschaftlichen Partner an seiner Seite zu haben.

Traditionell ein zuverlässiger kreditwirtschaftlicher Partner für die baden-württembergische Wirtschaft - sowohl in konjunkturell positiven wie negativen Phasen - sind die 51 Sparkassen in Baden-Württemberg. Aufgrund ihrer engen, oft über Generationen hinweg gewachsenen Kundenbeziehung und der tiefen Verwurzelung in der Region agieren die Sparkassen dabei stets auf Augenhöhe gerade mit den kleinen und mittleren Unternehmen. Nicht von Ungefähr nennt jedes zweite mittelständische Unternehmen in Baden-Württemberg ein Institut aus der Sparkassen-Finanzgruppe als seine Hausbankverbindung.

Die enge Beziehung zwischen den Unternehmen und den Sparkassen in Baden-Württemberg wird auch am Beispiel der Kreditvergabe in den letzten 15 Jahren deutlich. So haben die Sparkassen in Baden-Württemberg ihre Kredite an Unternehmen und Selbstständige im Vergleich zu allen deutschen Sparkassen beziehungsweise zur gesamten deutschen Kreditwirtschaft überdurchschnittlich stark ausgebaut (siehe Abbildung).

Eine ausgeprägte Treue zu den heimischen Unternehmen

Wie verlässlich, loyal und nachhaltig eine Partnerschaft ist, wird meistens erst in schwierigeren Phasen deutlich. Die oftmals jahrzehntelange Beziehung zwischen den Unternehmen und den Sparkassen in Baden-Württemberg hat sich dabei auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als sehr belastbar herausgestellt. Betrachtet man beispielsweise die Finanz- und Weltwirtschaftskrise wird deutlich, dass die Sparkassen eine ausgeprägte Treue zu den heimischen Unternehmen bewiesen haben, während sich andere Kreditinstitute zurückgezogen und ihr Kreditengagement im Unternehmenskundengeschäft zurückgefahren haben.

Seit 2009 haben die Sparkassen ihre Kredite an Unternehmen und Selbstständige um 37 Prozent auf heute über 62 Milliarden Euro ausgebaut. Damit konnte gemeinsam mit den Genossenschaftsbanken einerseits in der Krise eine Kreditklemme in der baden-württembergischen Wirtschaft verhindert werden. Andererseits haben die Sparkassen die verstärkte Investitionstätigkeit der Unternehmen und damit die rasche Überwindung der Krise und den wirtschaftlichen Aufschwung der baden-württembergischen Unternehmen in den letzten 10 Jahren mit ihrer Kreditvergabe unterstützt.

Die gute wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen hat allerdings auch dazu geführt, dass die Risikovorsorgebestände bei den Sparkassen inzwischen auf ein historisch niedriges Niveau gesunken sind. Umso wichtiger war beziehungsweise ist es, dass die Sparkassen die guten Ergebnisse in den letzten Jahren dazu genutzt haben, um entsprechende Eigenkapitalreserven aufzubauen. Seit 2002 konnten die Sparkassen in Baden-Württemberg das gesamte Kernkapital inklusive der Vorsorgereserven nach HGB nahezu verdoppeln.

Neben der Tatsache, dass die Sparkassen in Baden-Württemberg mit einer aggregierten Kernkapitalquote von aktuell 15,5 Prozent die regulatorischen Vorgaben nahezu zweifach erfüllen, bildet diese gute Eigenkapitalausstattung die Basis dafür, dass die Sparkassen auch in der nächsten Wirtschaftskrise in der Lage sind, für die mittelständischen Unternehmen ein verlässlicher Partner zu sein und sie mit ausreichend Krediten zu versorgen.

Strategischer Sparringspartner und Problemlöser

Damit die in der Vergangenheit sehr erfolgreiche Beziehung zwischen den Sparkassen und dem Mittelstand in Baden-Württemberg auch zukünftig bestehen bleibt ist es notwendig, dass die Partnerschaft weitaus mehr beinhaltet als die reine Versorgung mit Krediten. Vielmehr geht es darum, dass sich die Sparkassen als strategischer Sparringspartner der Unternehmen und als Problemlöser präsentieren. Das Produkt- und Dienstleistungsuniversum von Sparkassen bietet daher neben der reinen Finanzierungslösung zum Beispiel auch Unterstützung in Bereichen wie der Unternehmensnachfolge oder dem Unternehmensverkauf an.

Zudem begleiten die Sparkassen gemeinsam mit der Landesbank Baden-Württemberg die Unternehmen der stark exportorientierten baden-württembergischen Wirtschaft mit entsprechender Expertise und den passenden Produkten in ausländische Märkte. Als Hausbank des Mittelstands ist es das Selbstverständnis von Sparkassen, gemeinsam im Verbund und mit ihren Angeboten die Finanzdienstleistungsplattform vor Ort in ihrem Geschäftsgebiet für ihre Unternehmenskunden zu sein. Ob über die Onlinekanäle oder im persönlichen Kontakt - die Sparkassen sind vor Ort präsent und bieten je nach Bedarf den richtigen Zugang für ihre Kunden.

Festschreibung des KMU-Korrekturfaktors als wichtiger Schritt

Für die zukünftige Beziehung zwischen den Sparkassen und den mittelständischen Unternehmen in Baden-Württemberg spielt auch die dem Kundengeschäft zugrunde liegende Regulierung eine bedeutende Rolle. Je höher die regulatorischen Vorgaben beziehungsweise je mehr Ressourcen zur Erfüllung der regulatorischen Vorgaben aufgebracht werden müssen, desto schwieriger ist es für die Sparkassen, weiterhin ein verlässlicher Partner in allen konjunkturellen Phasen für die Unternehmen zu sein. Deshalb ist das Ziel des aktuell auf europäischer Ebene abgeschlossenen Bankenpakets (CRR II / CRD V), den Regulierungsumfang an der Größe und Komplexität eines Kreditinstituts festzumachen, ein erster wichtiger Schritt für die Sparkassen in Baden-Württemberg.

Für die vergleichsweise risikoarme Mittelstandsfinanzierung im Speziellen war die Festschreibung des sogenannten "KMU-Korrekturfaktors" im Rahmen der europäischen Umsetzung von Basel III äußerst wichtig, damit es zu keiner Erhöhung der Eigenkapitalunterlegung in der Kreditvergabe an kleine und mittelständische Unternehmen in der Zukunft kommt. Diese Beispiele in den jüngsten Regulierungsvorhaben zeigen, dass auch vonseiten der Politik die Bedeutung der kreditbasierten Mittelstandsfinanzierung zunehmend wieder Beachtung findet, die für die wirtschaftliche Entwicklung, das Wachstum und den Wohlstand gerade in Baden-Württemberg von ganz entscheidender Bedeutung ist.

Peter Schneider Präsident, Sparkassenverband Baden-Württemberg, Stuttgart
Peter Schneider , Präsident , Sparkassenverband Baden-Württemberg e.V., Stuttgart

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