Stabilität und Wandel vereinen

Helmut Schleweis, Präsident DSGV
Quelle: DSGV

Die Zukunft der deutschen Sparkassen ist einmal mehr herausfordernd. Zwar ist das Volumen an notleidenden Krediten in den Büchern der Institute 2020 sogar weiter zurückgegangen, da die Zahlungsmoral der Kunden gestiegen ist und die staatlichen Hilfsprogramm die Wirtschaft stützen. Doch ab 2021 wird die Zahl der Insolvenzen steigen. Darauf sind die Sparkassen eingestellt. Das Prinzip der lokalen und regional geprägten Hausbank bewährt sich nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern auch für ganze Regionen und die Wirtschaft als Ganzes, so der Präsident des DSGV. Für die Zeit nach Corona geht es aber um mehr, nämlich um die Frage, wie wir dem Gesamtsystem - Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt - nicht mehr Ressourcen entziehen, als wir selbst hinzufügen können beziehungsweise nachwachsen kann. Und es geht um eine gerechte Vermögensbeteiligung breiter Bevölkerungsschichten, um den sozialen Frieden zu sichern und die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter aus einander gehen zu lassen. Das ist eine Herausforderung für Politik, aber auch für Zentralbanken, Wirtschaft und Kreditinstitute. (Red.)

Das Jahr 2020 hat die Welt in einer Weise verändert, die noch lange nachhallen wird. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden uns noch weit über den Jahreswechsel hinaus beschäftigen. Schon jetzt müssen wir uns auf ein Jahr 2021 einstellen, das weltweit besondere Herausforderungen mit sich bringen wird. Für uns in Deutschland wird es neben der Konsolidierung des wirtschaftlichen Aufschwungs um nicht weniger gehen als die Frage, wie wir künftig leben wollen.

Die Balance zwischen gesundheitlichem Schutz und der Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Lebens erfordert den Einsatz der öffentlichen Haushalte und ein hohes Maß an Vernunft und Gemeinsinn der Bevölkerung. Dennoch ist schon jetzt absehbar, dass es nicht ohne wirtschaftliche Einbußen für Teile der Bevölkerung und der Unternehmen ausgehen wird.

Umso wichtiger wird im Jahr 2021 die Frage sein, auf welchen Grundlagen wir als Gesellschaft ein neues Wachstum aufbauen wollen. Dabei ist entscheidend, ein hohes Maß an gesellschaftlicher Stabilität zu bewahren, das den wirtschaftlichen Wandel stützt. Aus der Schicksalsgemeinschaft, die wir im vergangenen Jahr gewesen sind, muss erneut eine Gesellschaft werden, die Zutrauen in das eigene Vorwärtskommen hat.

Schon vor der Pandemie hat in Teilen unserer Gesellschaft der Veränderungsdruck spürbar zugenommen, nicht zuletzt durch die sich beschleunigende Digitalisierung Das Unbehagen jener, die sich einem permanenten Wandel in Arbeitswelt und Alltag ausgesetzt sahen, ohne davon spürbar zu profitieren, hat sich in vielen Umfragen messbar niedergeschlagen. Wie unter einem Brennglas verstärkt die Erfahrung der weltweiten Pandemie derzeit genau diese Entwicklung.

Gesellschaft stabilisieren

Trotz umfassender staatlicher Alimentierung driften Teile der Gesellschaft weiter auseinander - finanziell und auch ideologisch. So ist zum Beispiel in Deutschland die Zahl der im Niedriglohnsektor Beschäftigten im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hoch - fast jeder fünfte Arbeitnehmer zählt dazu. Ihre wirtschaftliche Absicherung hat sich auch nicht geändert, seit Paketboten und Bringdienste das Leben der Menschen zu Hause abschirmen und einen Gutteil der Versorgung mit täglichen Gütern übernehmen.

Das Credo von gleichen (Bildungs-)Chancen in allen Regionen lässt sich in der Infrastruktur dieses Landes nicht belegen. Während in den städtisch geprägten Gebieten teilweise deutlich über 90 Prozent der Haushalte an das Breitbandnetz angeschlossen sind, sieht es in einigen Flächenländern ganz anders aus. Insgesamt ist in ländlichen Gegenden in Deutschland nur knapp jeder sechste Haushalt mit dem schnellen Internet verbunden. Auch diese Unterschiede entfalten jetzt besondere Wirkung, da das wirtschaftliche Leben weitgehend in das Digitale ausweicht.

2021 müssen wir also wirtschaftliche und soziale Herausforderungen gleichermaßen adressieren. Dazu wird es Kapital brauchen - aber auch Respekt vor tragenden Strukturen.

Grundlagen sichern

Gesellschaftliche Stabilität hat vor allem zwei Quellen. Sie setzt zum einen voraus, dass jeder Einzelne darin bestärkt wird, sein Leben selbstständig zu meistern. Das meint gerade nicht wirtschaftliche Vollversorgung, sondern eine Grundausstattung an Bildung, persönlicher Wertschätzung, Förderung der Talente, Anleitung zur Initiative - und finanzielle Inklusion. Sie ist die gesellschaftlich wichtigste Dienstleistung der Finanzwirtschaft, weil ohne wirtschaftliche Teilhabe ein selbstbestimmtes Leben und soziale Einbindung nicht möglich sind.

Der andere Faktor gesellschaftlicher Stabilität ist, dass Probleme dort gelöst werden können, wo sie entstehen. Dafür bietet Deutschland mit seiner föderalen und subsidiären Verfasstheit eine gute Grundlage. Dezentralität ist keine Zersplitterung, sondern eine Vervielfachung von Kraft. Gesellschaftliche Stabilität ist gerade in der Krise ein hohes Gut. Die Sparkassen haben daher ihre Kräfte darauf gerichtet, ihren Kunden durch diese schwierige Zeit zu helfen. Sie tragen damit auch dazu bei, die soziale und wirtschaftliche Lage in ihren jeweiligen Trägergebieten zu verbessern.

In der ersten Phase der Corona-Pandemie ging es um die Aufrechterhaltung einer umfassenden Kredit- und Geldversorgung in allen Teilen des Landes. Und dann sehr schnell auch um zusätzliche Kredite oder häufig auch Stundungen von Kreditverpflichtungen, um Unternehmen und Privatpersonen kurzfristig wirtschaftliche Entlastung zu verschaffen.

In den ersten Krisenwochen im Frühjahr 2020 wurden 1,4 Millionen Beratungsgespräche mit gewerblichen Kunden geführt. Wichtigste Sofortmaßnahmen waren die unbürokratische Inanspruchnahme von Kreditlinien sowie die Aussetzung von Zins und Tilgung. Bis zum Ende 2020 werden weit über 400 000 private und gewerbliche Kunden dieses Angebot in Anspruch genommen haben - und dies zum Teil deutlich weitgehender und länger als im gesetzlichen Rahmen vorgesehen.

Sparkassen und Landesbanken haben den größten Teil der öffentlichen Hilfskredite zu den Kunden gebracht und aus eigenen Mitteln einen Rekordwert an neuen Krediten vergeben: 87 Milliarden Euro (bis einschließlich Oktober 2020). Das entspricht einem Plus von 15,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Solide Grundlagen

Deutschlands Mittelständler sind gut kapitalisiert in diese Krise gegangen. Sie haben die zurückliegenden Jahre genutzt und Gewinne im Unternehmen gehalten. Die Eigenkapitalquote des Mittelstands lag 2019 - also im Jahr vor Corona - im Durchschnitt bei 38,4 Prozent. Gleichzeitig ist das Liquiditätspolster der Unternehmen seit 2008 um rund 70 Prozent gewachsen. Beide Faktoren sind echte "Stresspuffer" in Krisenzeiten.

2020 konnten sich die Betriebe vielfach aus dem Eigenkapital und im Rahmen von Kreditlinien finanzieren. Die notleidenden Kredite in den Büchern der Sparkassen sind 2020 sogar zurückgegangen. Die Zahlungsmoral ist gestiegen. Das liegt natürlich daran, dass der Staat mit vielen Hilfen derzeit Verluste abfedert. Dank ihrer Eigenkapitalstärke können sich viele deutsche Unternehmen auf die neue Situation einstellen und schneller erholen als gedacht - auch wenn der neuerliche Lockdown sicherlich einige Unternehmen zurückwerfen wird.

2021 wird die Zahl der Insolvenzen steigen. Die Sparkassen sind darauf eingestellt. Auch in der aktuell schwierigen Situation treffen sie Vorsorge, um die Kreditversorgung der Realwirtschaft abzusichern und mit ihren Kunden flexible Lösungen in beiderseitigem Interesse zu finden.

Aufgabenorientierung statt alter Debatten

Für eine Erholung nach dem aktuellen Einbruch haben einzelne Branchen, aber auch Betriebe in Stadt und Land unterschiedliche Voraussetzungen. Ein wenig wahrgenommener Aspekt ist dabei die Kraft der Fläche. Obwohl Unternehmen in ländlichen Räumen die vorhandenen Standortfaktoren (zum Beispiel Infrastruktur, Fachkräfte, Wertschöpfungsnetze) im Ganzen schlechter bewerten als ihre städtische Konkurrenz, stehen sie in wichtigen Kennzahlen besser da. Sie verfügen im Schnitt über mehr Eigenkapital und haben eine leicht höhere Umsatzrentabilität. Diese Tendenz ist keine Momentaufnahme, sondern bestätigt sich auch über längere Sicht.

Das Prinzip der lokalen und regional geprägten Hausbank bewährt sich nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern auch für ganze Regionen und die Wirtschaft als Ganzes. Es liefert Ergebnisse. Das widerlegt die Einschätzung, dass volkswirtschaftlicher Erfolg notwendigerweise grenzüberschreitende Fusionen in der Finanzwirtschaft voraussetzt. Es ist auch nicht zu erkennen, wieso diese durch den unternehmerischen Erfolg dezentraler Verbünde limitiert wären. Hier haben schlicht die Kunden mit den Füßen abgestimmt.

Es ist ein kaufmännischer Grundsatz: Die eigenen Risiken bleiben nur dann unternehmerisch eingehegt, wenn sie an die eigene Haftung gebunden sind. Deshalb ist die Sparkassen-Finanzgruppe strikt dagegen, die Bankenunion durch eine Form der europäischen Einlagensicherung zu ergänzen, die genau solche Sicherungsmechanismen aufweicht. Aus einer unkontrollierten Verteilung von Risiken ist schon einmal eine große Finanzkrise entstanden. Man muss Fehler ja nicht mehrmals machen.

Die Sparkassen-Finanzgruppe stellt sich der Aufgabe, die eigene Effizienz zu verbessern. Sie arbeitet deshalb die ihr gestellten Vorgaben der Europäischen Zentralbank zu ihrem Sicherungssystem sorgfältig und pünktlich ab. Grundsätzlich bestätigt sich hier aber der Wert eines präventiven Sicherungssystems: Es beugt Insolvenzen vor. Seit der Gründung des Sicherungssystems unserer Gruppe in den siebziger Jahren hat noch nie ein Kunde eines Mitgliedsinstituts einen Verlust seiner Einlagen erlitten. Gelder hierfür einzusetzen ist sinnvoller, als nachträglich zu entschädigen.

Engagement für eine Erneuerung der Wirtschaft

Der Gedanke der Prävention durch eigenes, verantwortliches Handeln sollte ein Leitmotiv 2021 werden. Im zurückliegenden Jahr war es durch die extrem raschen Veränderungen der Gesamtlage und das vielfach erforderliche politische Eingreifen nicht leicht, Entwicklungen langfristig zu steuern. Der Planungshorizont der Unternehmen hat sich dramatisch verkürzt.

In vielen Bereichen auch der Finanzwirtschaft war krisenbedingt unmittelbares Handeln gefragt - und das ist auch gelungen. Dass die von der Bundesregierung und der KfW bereitgestellten Hilfskredite von den Sparkassen binnen fünf Arbeitstagen für Antragsteller digital umgesetzt und verfügbar gemacht wurden, ist ein solches Beispiel.

Gerade um im Krisenfall handlungsfähig zu sein, braucht es starke Grundlagen. Die Marktnähe der Verbünde und ihre dezentralen Strukturen, operativ abgebildet durch eine leistungsfähige IT und ausreichend fachlich geschultes Personal, hat Hundertausenden Unternehmen den Zugang zur Hilfe sehr erleichtert. Das über Jahre aufgebaute Wissen über die wirtschaftliche Lage dieser Firmen machte schnelles Handeln auf solider Basis erst möglich.

Selbst wenn die Wirtschaft, wie derzeit prognostiziert, im Laufe von 2021 weiter anzieht, kommen wir noch nicht unbedingt in ruhiges Fahrwasser. Vielmehr werden in mehreren Bereichen gleichzeitig Kraftanstrengungen nötig sein. Wir können sie aber nicht in einem dauerhaften Krisenmodus angehen, sondern müssen auch hier Grundlagen schaffen und präventiv - das heißt aktiv und abwägend - handeln.

Der Klimawandel hat gleichzeitig das Potenzial, unser Leben schleichend, aber auch dauerhaft mindestens ebenso stark zu beeinträchtigen wie die aktuelle Pandemie. Und die wachsende Spaltung der Gesellschaft zeigt uns, dass wir dem sozialen Zusammenhalt künftig noch mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.

Weder Umwelt noch Vermögensgüter noch sozialer Friede sind im Übermaß belastbar. In allen drei Bereichen der Nachhaltigkeit gibt es Kipp-Punkte. Danach ist ein Regenerieren nicht mehr möglich. Es geht also um die Frage, wie wir dem Gesamtsystem - Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt - nicht mehr Ressourcen entziehen, als wir selbst hinzufügen können beziehungsweise nachwachsen kann. Das wird eine sehr große Herausforderung.

Die Sparkassen-Finanzgruppe wird daher ihren gesellschaftlichen Auftrag 2021 verstärkt so umsetzen, dass sie sich für eine Erneuerung der Wirtschaft engagiert. Es ist ein Gebot der ökonomischen Tragfähigkeit, dass wir den Schutz der ökologischen und sozialen Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt stellen.

Den Strukturwandel aktiv gestalten

Die Institute der Gruppe unterstreichen diese Bereitschaft mit einer "Selbstverpflichtung für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften". Sie basiert auf den Zielen des Pariser Klimaabkommens und den "Principles for Responsible Banking", der Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.

Wer die freiwillige Selbstverpflichtung unterzeichnet, bekennt sich zu dem Ziel, bis spätestens 2035 den eigenen Geschäftsbetrieb CO2 -neutral zu gestalten, auch indem unvermeidbare Restemissionen durch geeignete Maßnahmen kompensiert werden. Mehr als 170 Sparkassen sowie Landesbanken und Verbundunternehmen sind als Erstzeichner von Beginn an dabei.

Die Umsetzung der Pariser Klimaziele ist ein enorm ehrgeiziges Modernisierungsprogramm für die gesamte deutsche Volkswirtschaft und damit ein attraktiver Markt für Finanzinstitute. Die Transformation wird jedoch vor allem durch die Realwirtschaft geleistet. Deshalb muss auch die Steuerung und Förderung der Transformation genau dort ansetzen - sie ist der wahre Hebel der Veränderung. Die Finanzwirtschaft kann und sollte das positiv begleiten, aber sie ist ein Umweg, wenn es darum geht, Lebensgewohnheiten und Investitionsziele zu prägen.

Die Sparkassen-Finanzgruppe beteiligt sich auf drei Arten an der Finanzierung des enormen Strukturwandels, der durch den ökologischen Wandel nötig wird.

Erstens sehen sich Sparkassen, Landesbanken und Verbundpartner in der Pflicht, die Transformation der Wirtschaft zu ermöglichen. Denn dieser Wandel ermöglicht Akzeptanz in einer Demokratie (Good Governance) und den Erhalt geschaffener Vermögenswerte (ökonomische Nachhaltigkeit). Deshalb bekennt sich die Sparkassen-Finanzgruppe dazu, auch Unternehmen Kredite zu geben, die sich spürbar auf den Weg zu einer ökologischen Nachhaltigkeit machen. Es ist nicht möglich, die alte Wirtschaft aus- und eine gleich starke neue Wirtschaft anzuknipsen. Die ökologische Transformation ist Grundlagenarbeit. Sie darf ehrgeizig sein, sollte aber nicht durch zu viel Bürokratie erschwert werden.

Ökologischer Wandel erfordert Umdenken

Zweitens reagieren Sparkassen auf der Anlageseite und werden Kunden beratend unterstützen, ihre Chancen durch Investments in nachhaltige Kapitalanlagen zu nutzen. Es ist in vielen Beratungsgesprächen offensichtlich, dass auch Kunden "etwas tun" wollen. Sparkassen sind deshalb die ersten in Deutschland, die flächendeckend die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen von Kunden bereits systematisch in die Wertpapierberatung integriert haben. Damit fördern Sparkassen, Landesbanken und Deka-Bank den strukturellen Wandel in der Breite.

Drittens setzen die Sparkassen auch Anreize für nachhaltig ausgerichtete Investitionen, indem sie sehr stark öffentliche Förderprogramme etwa der KfW nutzen. Die KfW hat im Jahr 2019 über Hausbanken Energiewende-Kredite für insgesamt 17,4 Milliarden Euro refinanziert. Davon wurden 39 Prozent des Gesamtbetrags von Sparkassen vergeben - sie sind Marktführer in diesem Segment. Beim Teilbereich der Energieeffizienz-Programme liegt der Anteil der Sparkassen und Landesbanken sogar noch höher - bei über 43 Prozent (2019).

Die Zahlen für die ersten drei Quartale zeigen ein nochmal verstärktes Engagement, genauer: eine Verdopplung im Teilbereich "energieeffizientes Bauen und Sanieren" (EBS). Von allen 92 100 KfW-Förderkrediten der Sparkassen-Finanzgruppe entfielen 31 900 auf EBS-Kredite. Das waren nicht viel weniger als die Corona-Hilfskredite (35 100). Die EBS-Förderung durch Sparkassen hat rasant zugelegt - um 125 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 7,0 Milliarden Euro.

Dieser dreifache Beitrag zum ökologischen Wandel aus dem Kerngeschäft der Sparkassen heraus ist eingebettet in ihre unternehmerische Verantwortung für das Geschäftsgebiet. Sie kann daher nur nach Kriterien der ökonomischen Tragfähigkeit und im Interessenausgleich unterschiedlicher Anspruchsgruppen erfolgen.

Vor allem aber steht dieser Beitrag nicht allein. Mit fast 32 Milliarden Euro Steuerzahlungen in den letzten 10 Jahren, über 750 Stiftungen und über 430 Millionen Euro für gemeinwohlorientierte Projekte (2019) unterstreichen die Sparkassen ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung.

Soziale Verantwortung unternehmerisch umsetzen

Die Geschäftsidee der Sparkassen ist soziale Teilhabe oder Financial Inclusion. Das ist ihre Kernphilosophie seit über 200 Jahren. Sparkassen wissen, dass Prosperität sozialen Frieden voraussetzt - und sozialer Friede aus vergleichbaren Chancen entsteht. Auch das ist eine entscheidende Ressource, die knapp zu werden droht.

Der Vormarsch der digitalen Marktplätze hat auch viele prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Mehrfachjobs geschaffen. Dort ist keine Vorsorge und damit auch finanzielle Selbstbestimmtheit nur schwer möglich. Die geldpolitischen Maßnahmen seit der Finanzkrise haben die Vermögensbildung derer beflügelt, die schon Sach- und Vermögenswerte besitzen. Der Abstand zu den reinen Sparern und den Menschen mit einem Einkommen, das gerade einmal auskömmlich ist für den täglichen Bedarf, ist dadurch jedoch sehr groß geworden.

Corona ist ein weiterer Schub für diese ungleiche Vermögensverteilung. Die letzten Monate trennen jene, die ihre Arbeit - wenn auch erschwert - fortsetzen können, von jenen, die durch Kurzarbeit oder Schließung von Betrieben Einkommen verlieren. Es geht daher um eine gerechte Vermögensbeteiligung breiter Bevölkerungsschichten; den bieten Sparkassen durch den einfachen Zugang zu Wertpapierengagements. Hier sehen wir 2020 einen deutlichen Nachfrageschub. Und es geht um gute Lebensperspektiven in allen Regionen. Dazu tragen Sparkassen durch ihre dezentrale Struktur bei. Nicht zuletzt sind sie auch im Corona-Jahr der wichtigste Ausbilder der deutschen Kreditwirtschaft.

Das Jahr 2021 wird anspruchsvoll werden - ökonomisch, sozial und ökologisch. Sparkassen sind jedoch ein wesentlicher Stabilitätsanker unserer Gesellschaft. Durch die kommunale Trägerschaft und ihr auf die jeweilige Region ausgerichtetes Geschäftsmodell schaffen sie die Basis für die Entwicklung aller Teile unseres Landes. Den gesellschaftlichen Wandel gestalten die Sparkassen aktiv und tragen ihren Teil dazu bei, dass möglichst viele Bevölkerungsgruppen mitgenommen, möglichst wenige Menschen zurückgelassen werden. Das ist ihre Aufgabe heute und in Zukunft.

Helmut Schleweis Präsident, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Berlin
Helmut Schleweis , Präsident, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Berlin
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