Entwicklungsbanken

AIIB und NDB - Antwort auf IWF und Weltbank

Prof. Dr. Britta Kuhn, VWL und International Economics, Wiesbaden Business School, Hochschule RheinMain, Wiesbaden
Quelle: privat

Seit 1944 bestimmen der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und deren regionale Entwicklungsbanken zu großen Teilen, welches zahlungsschwache Land zu welchen Bedingungen vergünstigte Kredite erhält. Beide Schwesterorganisationen sitzen in Washington D.C. und sind Teil der Nachkriegsordnung von Bretton-Woods. Die USA halten seit 2016 beim IWF 17,5 Prozent des Kapitals und eine Sperrminorität. Chinas Anteil wurde medienwirksam auf 6,4 Prozent aufgestockt - und erreicht doch nicht einmal Japans Quote. Dabei ist die Volksrepublik längst die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt - auf Basis von Kaufkraftparitäten sogar die Nummer eins. Selbst in der Asiatischen Entwicklungsbank ADB gehören dem Reich der Mitte nur 6,4 Prozent der Mittel gegenüber den 15,6 Prozent der USA beziehungsweise Japans. Chinas Versuch, die Kapitalverhältnisse der wirtschaftlichen Realität anzupassen, scheiterten an diesen beiden Ländern.

Auch zwei Neugründungen vergeben deshalb seit 2016 Entwicklungskredite zu Sonderkonditionen, nämlich die Asian Infrastructure Investment Bank und die New Development Bank. Die AIIB verfügt inzwischen über 70 Mitglieder und 23 Beitrittskandidaten. Aus der EU sind alle großen Volkswirtschaften dabei, während die USA und Japan fehlen. Die Bank arbeitet mit knapp 100 Milliarden US-Dollar Kapital von Beijing aus, Hauptaktionär ist China mit derzeit 30,9 Prozent. Auch AIIB-Präsident Jin Liqun kommt aus diesem Land. Indien erreicht mit 8,7 Prozent Quote den zweiten Platz, die insgesamt 44 regionalen Teilnehmerländer halten zusammen 76,6 Prozent. Bisher hat die AIIB zwar erst 7,5 Milliarden US-Dollar für 35 Projekte ausgereicht. Weitere 50 Milliarden US-Dollar sind aber schon bewilligt. Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank entwickelt sich damit auch zu einem wichtigen Geldgeber der Neuen Seidenstraße, die von den USA und Japan bisher aus geostrategischen Gründen abgelehnt wird.

Zur Neuen Entwicklungsbank NDB gehören die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Sie soll zunächst über 50 Milliarden US-Dollar Kapital verfügen und wie die AIIB vor allem Infrastrukturvorhaben fördern. Anders als sonst üblich hält jedes Mitglied 20 Prozent der Anteile und Präsident Kamath ist Inder, nicht Chinese. Allerdings operiert die Bank von Shanghai aus und China-Experte Tom Miller schreibt in seinem Buch "China's Asian Dream", die Volksrepublik verfüge bei wichtigen Entscheidungen über eine Veto-Minoriät. Bisher wurden 27 Kredite für insgesamt 6,7 Milliarden US-Dollar bewilligt. Weitere Länder können Mitglied werden. Die fünf Gründungsstaaten sichern sich aber ein Stimmrecht von zusammen mindestens 55 Prozent.

Ist die Finanzarchitektur von Bretton-Woods also ein Auslaufmodell? Gut möglich, soweit die USA auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit weiterhin auf eine umfassende Eindämmung Chinas setzen.

Prof. Dr. Britta Kuhn, VWL und International Economics, Wiesbaden Business School, Hochschule RheinMain, Wiesbaden

Prof. Britta Kuhn , VWL und International Economics, Hochschule RheinMain, Wiesbaden
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