Standortpolitik

Digitalisierungsgrad der deutschen Wirtschaft

Quelle: pixabay

Die Bestrebungen, Deutschland im Standortwettbewerb für ausländische Banken und andere Teilnehmer der Finanzbranche attraktiver zu machen, sind schon lange Zeit ein parteiübergreifendes Anliegen der Politik. Der Brexit verstärkt diesen Trend noch zusätzlich. Die Digitalisierung der Wirtschaft und damit auch der Finanzbranche ist dabei in den vergangenen Jahren ein wichtiger Grundstein geworden, um die Attraktivität des Standorts zu gewährleisten. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, so gibt es einen großen gesellschaftlichen und politischen Konsens, müssen sich Unternehmen den Herausforderungen der Digitalisierung stellen und die Chancen nutzen, die digitale Technologien und Geschäftsmodelle bieten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und Kantar TNS untersuchen zu diesem Zweck in Vorgängerformen seit dem Jahr 2000 und in dieser Form seit 2009 jährlich den Digitalisierungsgrad der gewerblichen Wirtschaft, differenziert nach elf Branchen und Unternehmensgrößenklassen, und veröffentlichten dazu kürzlich den "Monitoring-Report Wirtschaft Digital 2017". In diesem Jahr hat der Report einen Schwerpunkt auf das Thema "Digitale Vernetzung und Kooperationen" gelegt.

Im Monitoring-Report ist Industrie 4.0 das große Schlagwort. Dazu gehört auch die digitale Wirtschaft, bestehend aus Informationsund Kommunikationstechnologie (IKT) und der Internetwirtschaft, die auch 2017 Vorreiter der digitalen Transformation geblieben ist. So ist die Bruttowertschöpfung der IKT-Branche im Jahr 2016, dem Bericht zufolge, um 3,8 Prozent auf 105 Milliarden Euro gestiegen. Die Innovationsbudgets der IKT-Branche haben sich auf 17,2 Milliarden Euro erhöht, was einem Zuwachs von knapp 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert entspricht. Über 1,1 Millionen Erwerbstätige sind in der IKT-Branche beschäftigt und damit etwas mehr als in starken Branchen wie dem Fahrzeug- oder Maschinenbau. Im internationalen Index zur Leistungsfähigkeit der Digitalen Wirtschaft, dem Standort index Digital, liegt Deutschland mit 57 Punkten wie im Vorjahr auf Rang sechs. Die USA sind mit 81 Indexpunkten Spitzenreiter, vor Südkorea und Großbritannien. Der Monitoring-Report zeigt, dass Deutschland den größten Fortschritt im vergangenen Jahr bei der Verfügbarkeit von Wagniskapital (Venture Capital) erreichen konnte. Im Zehn-Länder-Vergleich verbessert sich die Platzierung in dieser Kategorie um vier Plätze auf Rang drei. Führend ist Deutschland bei der allgemeinen Innovationsfähigkeit. Ein Schlusslicht bildet die Bundesrepublik bei Teilbereichen der Industrie 4.0 wie "Big Data" und "Smart Home" beziehungsweise umfassender "Smart Services". Diese werden bislang nur von jedem fünften Unternehmen beziehungsweise jedem dritten Unternehmen genutzt. Auch die künstliche Intelligenz (KI) steht noch am Anfang.

Der Monitoring-Report zeigt, Deutschland hat technologisch und wirtschaftlich vielversprechende digitale Unternehmen und es ist in den letzten Jahren auch gelungen, die Rahmenbedingungen für Start-up-Finanzierungen attraktiver zu gestalten. Trotzdem sieht der Bericht noch Luft nach oben auf dem Weg zu einer durchgängig digitalisierten Wirtschaft. Ein Problem, auf das jedoch nicht eingegangen wird, sind die sich überlappenden politischen Zuständigkeiten. So wurde die Digitale Agenda von Wirtschafts-, Innen-, und Verkehrsministerium entwickelt. Da wundert es nicht, dass seit einiger Zeit in der Politik Stimmen laut werden, die nach einem eigenen Digitalministerium rufen.

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