Bundesbank

Endlich wieder vollzählig

Quelle: Deutsche Bundesbank

Endlich, mag sich manch einer in der Deutschen Bundesbank denken. Seit Anfang September ist der Vorstand mit sechs Mitgliedern wieder vollzählig besetzt. Damit endet eine ziemlich lange Übergangszeit - von Mai bis September - in der die Aufgaben der beiden ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Andreas Dombret und Carl-Ludwig Thiele von den übrigen Kollegen übernommen werden mussten. Das lag daran, dass sich Bundesfinanzminister Olaf Scholz einerseits mit der Suche nach dem vorgegebenen Profil "weiblich, Banker, SPD-Mitglied" lange Zeit sehr, sehr schwertat und andererseits der frühzeitig auserkorene Europapolitiker Burkhard Balz noch wichtige Papiere für Brüssel fertigstellen wollte. Erstmals in der Geschichte der deutschen Notenbank gehören damit nun zwei Frauen, Vizepräsidentin Claudia Buch und die ehemalige KfW-Direktorin Sabine Mauderer, dem Vorstand an. Erster weiblicher Vorstand der Deutschen Bundesbank wurde am 1. Juni 2011 Sabine Lautenschläger, bevor sie lange vor Ablauf ihres Vertrages Anfang 2014 als Direktorin zur EZB wechselte.

Die lange Übergangszeit brachte nun auch Überraschungen bei der mit jeder Neubesetzung verbundenen veränderten Ressortverteilung mit sich. So bekommt Balz, ein ehemaliger Commerzbanker und erfahrener Europapolitiker, nicht wie erwartet das Ressort Bankenaufsicht. Dieses übernimmt nun der frühere Sparda-Präsident Joachim Wuermeling, der es in den vergangenen Monaten interimistisch wohl so gut gemacht hat, dass man daran nichts mehr ändern wollte. Vielleicht, wahrscheinlich, hätte Balz sich hier etwas stärker positionieren müssen, wenn er diese Aufgabe denn tatsächlich hätte übernehmen wollen. Um ihm dennoch reizvolle Aufgaben zu übertragen, werden zwei Ressorts auseinandergerissen, die Dombret und Thiele erfolgreich zusammengeführt haben. So übernimmt Balz den Bereich "Internationales", also die Zusammenarbeit mit anderen Zentralbanken und internationalen Organisationen, die bislang gemeinsam mit der Bankenaufsicht verantwortet wurde, und das spannende Feld des Zahlungsverkehrs und der Abwicklungsthemen. Davon abgespalten wird die Abteilung "Bargeld", die Johannes Beermann zugeteilt wird, obwohl doch barer und unbarer Zahlungsverkehr irgendwie zusammengehören und entsprechend auch von Thiele verantwortet wurden.

Für Balz ist das eine Aufgabenstellung, bei der ihm seine europapolitischen Kontakte natürlich helfen werden. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen, Wirtschafts- und Währungsturbulenzen längst nicht mehr nur in den Schwellenländern, der bevorstehende Brexit, die zunehmende Dominanz der US-Amerikaner im Zahlungsverkehr mit ihrem Einfluss auf Visa, Mastercard und Swift - all das erfordert viel Einsatz vom neuen "Außenminister" der Bundesbank. Unter anderem die schwierigen Verhandlungen zur Finalisierung von Basel III haben aber auch gezeigt, wie wichtig eine äußerst enge Abstimmung der Bereiche Bankenaufsicht und "Internationales" ist. Es bleibt aus Sicht der deutschen Banken, die nicht noch mehr Unheil von Europa verkraften wollen, zu hoffen, dass dies künftig auch personenübergreifend funktioniert.

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