Leasing

Erweiterte Wertschöpfung

Während Banken, Versicherungen, Fonds und Bausparkassen derzeit vor allem über zu viel Regulierung und zu wenig Zins klagen, hat die Leasingbranche ein ganz anderes Problem: Es wird von den Unternehmen aus Industrie, verarbeitendem Gewerbe und Mittelstand einfach nicht oder zu wenig investiert. "Der industrielle Mittelstand kürzt seine Investitionen", verkündete jüngst der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen im Fahrzeugbau brächen die Investitionspläne regelrecht ein. Damit ist es auch um die Zukunft für die an der Konjunktur und den Investitionen hängenden Leasinggesellschaften alles andere als rosig bestellt. Man blicke verhalten optimistisch in das kommende Jahr, sagte jüngst Kai Ostermann, Vorstandsvorsitzender des Branchenprimus Deutsche Leasing. Denn es liege ein Jahr vor der Deutschen Leasing, in dem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sicherlich nicht einfacher oder beständiger würden. Was fehle, so Ostermann, seien "Wachstumsperspektiven und Planungssicherheit". Hier vermisse er ein stärkeres Eintreten der deutschen Politik gegenüber wirtschaftspolitischen Bestrebungen aus Brüssel einer stärkeren Kapitalmarktorientierung auch des Mittelstandes. Diese würde nur zu höherer Volatilität führen. Internationale Bilanzierungsregeln wie IFRS verstärkten dies noch.

Wohl dem, der da rechtzeitig über eine Erweiterung des Geschäftsmodells nachgedacht hat. Asset Finance, sprich die Ergänzung des klassischen Leasinggeschäfts um Full-Service-Dienstleistungen bis hin zur reinen Objektfinanzierung, heißt das Zauberwort. Hier ist die Deutsche Leasing einer der Vorreiter der Entwicklung und sieht im Asset-Finance-Geschäft "in jedem Fall attraktive Marktchancen und Entwicklungspotenziale". Auch durch das Auslandsgeschäft und das Factoringgeschäft, das sich "äußerst erfreulich" entwickelt und "noch einiges Potenzial" hat, gibt es Kompensationsmöglichkeiten für die DL-Gruppe, die ein monolinear aufgestellter Leasinganbieter so nicht hat. Allerdings verschwimmen dadurch auch die Grenzen des Leasingunternehmens zu den klassisch kreditgebenden Banken mehr und mehr.

Mit dem Geschäftsjahr 2013/2014 (Stichtag 30. September 2014) waren die Verantwortlichen der DL "zufrieden". Das Neugeschäftsvolumen betrug 7,9 Milliarden Euro und lag damit um fünf Prozent über dem Vorjahr. Das Ausland legte um vier Prozent zu und steuerte insgesamt 1,8 Milliarden Euro bei. Das Gesamtbild sähe noch erfreulicher aus, wenn bei der DAL nicht ein Neugeschäftsrückgang von insgesamt acht Prozent zu Buche stehen würde, 15 Prozent im Immobilienleasing und ein Prozent im Segment Energie und Transport. Fairerweise muss angemerkt werden, dass gerade das Immobilienleasing aufgrund der Abhängigkeit von einigen wenigen Großprojekten sehr volatil ist.

Zum Gesamterfolg beigetragen hat auch die vor einigen Jahren übernommene ehemalige WestLB-Tochter Universal Factoring. Diese wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr zweistellig. 90 Prozent davon kommen von den 142 mit der UFG kooperierenden Sparkassen aus dem gesamten Bundesgebiet - Tendenz in Sachen Umsätzen weiter steigend. Eine Konkurrenzsituation zu der ebenfalls im Sparkassenlager beheimateten Deutschen Factoring Bank sieht Ostermann aber nicht. Diese sei viel größer, mache im großen Stil Direktgeschäft, weniger Verbundgeschäft und sei in anderen Märkten unterwegs. Die UFG konzentriere sich auf das standardisierte Angebot für den Mittelstand und mache nur Geschäft mit den Sparkassen. Diese schätzten es aber, alles aus einer Hand geliefert zu bekommen. Das sei ein Pfund der DL-Gruppe, findet Ostermann. Wenn das mal keine Ansage ist.

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