Kreditgenossenschaften II

Frankfurt drängt vorwärts

Quelle: Frankfurter Volksbank

Stillstand ist Rückschritt. Getreu dieses Zitats des früheren Veba-Chefs und deutschen Topmanagers Rudolf von Bennigsen-Foerder krempelt die Frankfurter Volksbank sich ordentlich um. "2021 war eines der lebendigsten und eines der bewegendsten Jahre überhaupt. Wir haben das Virtuelle als Chance begriffen", fasst Eva Wunsch-Weber bei Vorlage des Geschäftsergebnisses die vergangenen Monate zusammen. Es ist noch kein Jahr her, da kündigte die Vorstandschefin den Zusammenschluss mit der VR-Bank Alzenau und damit die erste die Landesgrenzen überschreitende Fusion zweier Genossenschaftsbanken an. Diese wurde am 21. Juni 2021 in das Genossenschaftsregister eingetragen.

Doch Fusionen allein beschäftigen die mittlerweile Zusammenschluss-erprobte und sechtsgrößte Volksbank lange schon nicht mehr - auch nicht in Corona-Zeiten. Gleichzeitig wurde intensiv an der Zukunftsaufstellung des Instituts gearbeitet. Im Herbst wurde schließlich das neue Konzept "Filiale der Zunkunft" und die Erweiterung des Geschäftsmodells verkündet. Die Filialen werden Stück für Stück umgebaut, die Schalter entfernt und moderne Begegnungsstätten für Kunden und Berater geschaffen. Diese neuen Filialen sind die Schnittstelle zwischen der analogen und digitalen Welt, denn gleichzeitig wurden alle Vertriebswege von der Filiale bis zur App weiterentwickelt und miteinander verzahnt. Dabei stehen der Plattformgedanke und das Thema Nachhaltigkeit im Fokus.

Wie ernst das Team um die umtriebige Vorstandschefin das alles meint, zeigt auch, dass mit der früheren Unicredit-Bankerin Angelika Stallhofer zum 1. April eine digitale Kundenmanagerin berufen wurde, die nach Genehmigung durch die Aufsicht in den Vorstand einrücken soll. Ein weitere bemerkenswerte Besonderheit: Die Frankfurter Volksbank nutzt nicht die Standard-App der Kreditgenossenschaften, sondern lässt sich von der Atruvia eine eigene Lösung bauen, die "den Kunden einen Mehrwert im Omnikanal-Umfeld" bieten soll. Und als wäre das alles noch nicht genug, laufen bereits Gespräche mit der Rüsselsheimer Volksbank, woraus die 21. Fusion in 20 Jahren resultieren dürfte.

Die Frankfurter Volksbank kann sich das alles leisten und agiert aus der Position der Stärke heraus. Das betreute Kunden- und Depotvolumen wuchs im vergangenen Geschäftsjahr um 7,5 Prozent und überschritt erstmals die Schwelle von 30 Milliarden Euro, genau 30,2 Milliarden Euro. Im Einzelnen: Kundenkreditvolumen plus 400 Millionen Euro auf 7,6 Milliarden Euro, Kundenanlagevolumen plus 1 Milliarde Euro auf 9 Milliarden Euro, Kundeneinlagen plus 700 Millionen Euro auf 11,7 Milliarden Euro.

Und auch die Ergebniszahlen des zweiten Corona-Jahres können sich sehen lassen. Der Zinsüberschuss stieg, nicht zuletzt dank der DZ-Bank-Dividende, um 1,7 Millionen Euro auf 192,4 Millionen Euro, der Provisionsüberschuss um 5,2 Millionen Euro auf 89,6 Millionen Euro. Die Kosten stiegen zwar um 6,7 Millionen Euro auf 185,9 Millionen Euro, dieser Anstieg ist aber mit den Zukunftsinvestitionen bestens begründbar. Und die Cost Income Ratio hat sich sogar um 0,1 Basispunkte auf 67,8 Prozent verbessert. Da keine nenneswerten Kreditausfälle zu verzeichnen waren, das Bewertungsergebnis sank von 7,8 Millionen Euro auf 2 Millionen Euro, verzeichnete die Frankfurter Volksbank ein um 10,2 Prozent höheres Ergebnis nach Bewertung in Höhe von 91,9 Millionen Euro und einen um sogar 13,2 Prozent höheren Jahresüberschuss in Höhe von 14,6 Millionen Euro. Quasi nebenbei werden noch eine Rekorddividende von 7,6 Prozent an die Mitglieder ausgeschüttet und die Reserven nach § 340g mit mehr als 50 Millionen Euro gestärkt. Entsprechend sieht Eva Wunsch-Weber "gute Gründe für viel Zuversicht für 2022".

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