Großbanken II

Fusionitis

Es mag an den tendenziell eher nachrichtenarmen Urlaubswochen in den Sommermonaten liegen, dass meist in diesem viel beschworenen Sommerloch verstärkt über eine Konsolidierung in der deutschen Bankenlandschaft nachgedacht wird. Mal bei den Landesbanken, mal bei den Großbanken, mal rein national, mal grenzüberschreitend europäisch. In diesem Jahr geht es mal wieder um die generelle wie auch gemeinsame Zukunft von Deutscher und Commerzbank. Klar, der Aktienkurs und die damit verbundene Marktkapitalisierung lassen viel Raum für Fantasien. Bei der Deutschen Bank beispielsweise beträgt der aktuelle Marktwert groben Schätzungen zufolge gerade einmal noch rund ein Viertel des Wertes der in der Bank enthaltenen Assets. Da muss doch eigentlich irgendein Wettbewerber zuschlagen, und sei es nur, um die lästige Deutsche zu zerschlagen und Kasse zu machen.

Dann spricht da der Deutsche-Bank-Chef von europäischen Fusionen. Die Bundeskanzlerin hat sich wohl mal mit dem früheren Bundesbank-Chef und amtierenden UBS-Chairman Axel Weber unterhalten und Christian Sewing wurde auch noch zusammen mit dem neuen Dealmaker im Finanzministerium, dem früheren Goldman-Sachs-Banker Jörg Kukies, gesehen. Da wird dann schnell die Zusammenlegung von Deutscher und Commerzbank zur neuen Sau.

Dafür ist es aber doch noch viel zu früh. Die Commerzbank befindet sich, zwar strategisch inzwischen einwandfrei sortiert, immer noch in der Ausbauphase und muss zeigen, dass sie das Versprochene auch erreichen kann. Während hier also lediglich Zeitdruck das Problem ist, muss Christian Sewing, muss die Deutsche Bank sich erst noch neu sortieren, eine glaubwürdige Identität finden. Was passiert mit dem Investment Banking? Die Commerzbank hat sich davon erfolgreich verabschiedet und konzentriert sich auf das klassische Bankgeschäft mit dem Mittelstand und Firmenkunden. Die Deutsche will daran festhalten. Wozu braucht es zwei Marken mit zwei Sitzen für das Retailgeschäft - Bonn und Frankfurt, Postbank und Deutsche? Führt das nicht wieder zu jener Zwei-Klassen-Gesellschaft, die den blauen Konzern schon einmal vor eine Zerreißprobe gestellt hat? Die Fusion von zwei ordentlich aufgestellten Großbanken ist schon ein gewaltiger Akt, siehe Vereinsbank und Hypotheken- und Wechselbank, siehe Dresdner und Commerzbank. Eine Konzernfusion in Findungs- und Umbruchphasen ist schlicht Wahnsinn. Auch wenn sich die Commerzbank dann wenigstens keine Sorgen mehr über einen Dax-Abstieg machen müsste. Aber genauso wie trefflich spekuliert wird, wer mit wem auf Mykonos weilt, welcher Superstar zu welchem Fussballverein wechselt und welcher Popstar endlich schwanger ist, wird auch weiterhin die ein oder andere Fusionsidee die Sommer-Schlagzeilen beherrschen.

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