Kreditgenossenschaften

Hamburger Zuversicht

Sinkende Zinsüberschüsse, stagnierende Provisionseinnahmen, steigende Wertberichtigungen, höhere Aufwendungen. Die Bilder gleichen sich: Volksbanken in der Republik, erst recht in den Metropolregionen, müssen sich immer stärker gegen die anhaltend ungastlichen Rahmenbedingungen wehren - und sich dabei teils auch verändern. Entsprechend aufmerksam wird die vom BVR angestoßene Strategiedebatte verfolgt. Hier geht es vor allem um mehr Effizienz - in den Prozessen der einzelnen unabhängigen Volksbanken und Raiffeisenbanken, aber auch in der Zusammenarbeit im genossenschaftlichen Finanzverbund. Das kann, das müsste auch die Rolle der Bank vor Ort stärker verändern, als das der eine oder andere bislang vielleicht erwartet. "Die Strategiedebatte geht absolut in die richtige Richtung," sagte beispielsweise der neue Vorstandsvorsitzende der Hamburger Volksbank, Thorsten Rathje, bei Vorlage der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. "Genossenschaftsbanken haben sich im Laufe ihrer Geschichte immer verändert und sind so erfolgreich geblieben. Wir müssen die Kräfte im Verbund stärker bündeln. Und wenn es der Organisation und damit auch den Banken hilft, Dinge stärker zu zentralisieren, dann ist das nicht schlimm, sondern richtig, auch wenn es dazu führen würde, dass manches nicht mehr in der Banken selbst stattfindet." Angesichts des wachsenden Drucks wünscht sich Rathje aber auch mehr Schnelligkeit.

Die will der Vorstandschef auch in der eigenen Bank an den Tag legen. Denn das erste Geschäftsjahr unter seiner Verantwortung war von Corona und dem einen oder anderen Sonderfaktor belastet. Der Zinsüberschuss sank weiter um rund eine Million Euro auf 53,1 Millionen Euro, der Provisionsüberschuss gar um zwei Millionen Euro auf 23,1 Millionen Euro. Gleichzeitig stiegen die Kosten von 59 auf 61 Millionen Euro und das Bewertungsergebnis schlug mit 6 Millionen Euro zu Buche, nachdem es 2019 noch Zuschreibungen von 1 Million Euro gab. In Summe führt all das zu einem Rückgang des Betriebsergebnises vor Bewertung von 18 auf 15 Millionen Euro und des Jahresüberschusses von 4 auf 3 Millionen Euro. Dabei ist es aber eigentlich noch recht gut gelaufen für die Hamburger Volksbank. Berücksichtigt man fehlende Dividendenzahlungen der DZ Bank, die rund 1 Million Euro ausmachen, den ausbleibenden Tourismus, der zu einer schlechteren Auslastung von GAA und geringeren Nutzung von Kartenzahlungen führte und einen Ergebnisrückgang von rund 1,5 Millionen Euro mit sich brachte, und die Corona-bedingt zunehmenden Einzelwertberichtigungen im Kreditgeschäft, relativiert das den Rückgang der Ertragskennziffern ein wenig.

Aber ein einfaches "Weiter so" kann es nicht geben, denn die Marge im so wichtigen Zinsgeschäft ist in den vergangenen zehn Jahren um 1,2 Prozentpunkte gesunken. Gegensteuern wollen die Hamburger mit einem Dreiklang: Dieser beinhaltet Wachstum über den Markt, vor allem durch einen Ausbau des Immobilien- und des Wertpapiergeschäftes, höhere Gebühren für die Kunden und die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Hierbei zielt der Vorstand zum einen auf Unternehmer ab, die zwar Firmenkunden, aber keine Privatkunden seien, und auf einen Ausbau des Firmenkundengeschäfts. So soll mittelfristig ein Betriebsergebnis von rund 20 Millionen Euro erzielt werden, was deutlich über den bisher stets angepeilten 15 Millionen Euro liegt. Dann sollen auch die Reserven wieder kräftiger aus eigener Kraft bedient werden. Rathje sieht herausfordernde Zeiten auf sein Haus zukommen, dieses sei aber auf einem guten Weg.

Ach ja, zum Feiern ist den Hamburgern nicht zumute. Anstatt das 160-jährige Firmenjubiläum groß zu bejubeln wird gefördert, und zwar mit 160 000 Euro für Hamburger Vereine und Institutionen.

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