Börsen

Happy Birthday Xetra

Quelle: Xetra-Handel

Es hat sich viel verändert in den vergangenen 20 Jahren. Große Veränderungen gab es auch im Börsenhandel. Am 28. November 1997 wurde pünktlich um 8.30 Uhr der Startschuss zum Xetra-Handel gegeben. Erstmals wurden Aktien in Deutschland über ein vollelektronisches System gehandelt, das Kauf- und Verkauf-Aufträge im Orderbuch automatisch ausführt. Davor waren noch der Handel auf Zuruf und der Telefonhandel üblich. Der Kontaktmann auf dem Parkett war unersetzlich und in dem bisweilen lauten und hektischen Treiben ging auch manches unter.

Nach drei Jahren Vorbereitung und 45 Tagen Simulation gab es zum Start noch Bedenken, ob Xetra stabil und zuverlässig genug sei, erinnerten sich die Beteiligten des Projekts. Seitdem wurde das System jedoch mehrfach modernisiert und ist mittlerweile auch für den Hochfrequenzhandel ausgelegt. Es hat zwar einige wenige Pannen und Ausfälle gegeben, aber diese gingen selten über ein paar Stunden hinaus und das auch an handelsstarken Tagen, an denen in der Spitze Wertpapiere im Volumen von mehr als zwei Billionen Euro den Besitzer wechseln. Zum Start von Xetra waren zunächst 109 Aktien über das System handelbar - neben den Dax- und MDax-Werten waren das auch die Stamm- und Vorzugsaktien der Dax-Titel. Mit dem neuen Segment wurde der Börsenhandel am Finanzplatz Frankfurt deutlich internationaler: Vom ersten Handelstag an waren unter den insgesamt 222 an Xetra angeschlossenen Handelshäusern neun Institute aus Großbritannien, drei aus den Niederlanden, drei aus der Schweiz, zwei aus Frankreich und je ein Institut aus Österreich und Finnland. Heute sind von 182 Handelsteilnehmern mit direktem Anschluss 95 aus dem Ausland. Zudem wurde mit dem Start von Xetra der Handel wesentlich beschleunigt. Die Ausführung der Order durfte nur noch höchstens zwei Sekunden dauern und die Bestätigung des Geschäfts musste in 60 Sekunden erfolgen. Für die heutigen Händler liegen auch solche Zahlen weit in der Vergangenheit - 100 Mikrosekunden sind derzeit der Standard. Aktuell hat der Handelsplatz Xetra einen Anteil von rund 90 Prozent am gesamten Handelsvolumen aller deutschen Börsen. Im Schnitt werden mit den rund 2 500 liquide handelbaren Wertpapieren, darunter deutsche und internationale Aktien sowie Exchange Traded Products wie ETFs täglich über fünf Milliarden Euro umgesetzt. Xetra ist damit der weltweite Referenzmarkt für deutsche Aktien und der führende Börsenplatz für ETFs in Europa.

Der Start von Xetra wird mittlerweile als Revolution des deutschen Börsenhandels gesehen, mit der der Finanzplatz Frankfurt in die Spitzenliga der internationalen Finanzplätze vorgedrungen ist. Der Wertpapierhandel wurde transparenter, kostengünstiger und deutlich schneller. Gleichzeitig kam mit Xetra jedoch auch das Ende der Kursmakler, die nach und nach ihre Existenzgrundlage verloren. Auch die Regionalbörsen kostete Xetra erhebliche Marktanteile. Nur wenige Börsen wie in Stuttgart oder München konnten sich durch Spezialisierung neue Nischen erarbeiten. Xetra war der Anfang des Endes des Parketthandels. Es gibt ihn zwar noch, aber er spielt nur noch eine Rolle für Papiere kleinerer Unternehmen und dient als Kulisse für die Börsenreporter des Fernsehens.

Übrigens: Vor gut 20 Jahren, im März 1997, startete die Deutsche Börse auch den "Neuen Markt", das Börsensegment für junge Internetunternehmen. Nach einem fulminanten Auftakt wurde er nach der Finanzkrise eingestellt - Xetra hingegen lebt noch!

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