Landesbanken II

Helaba mit eigenständigen Zielen

Quelle: Helaba

Auch Thomas Groß hätte sich seine ersten Monate als neuer Vorstandsvorsitzender der Helaba sicherlich anders gewünscht. Denn die Übernahme des Postens fiel am 1. Juni 2020 mitten in die Wirren nach dem ersten Corona-Lockdown. Doch wie auch in München beim Kollegen Stephan Winkelmeier machte sich bezahlt, dass Groß das Haus gut kennt und wesentliche Entscheidungen schon viele Jahre als Vorstandsmitglied mit getroffen hat. Da lassen sich ein solcher Übergang und vor allem die Herausforderungen einer Pandemie einfacher meistern. Dadurch konnte sich Thomas Groß freuen, nach seiner ersten Pressekonferenz zum Halbjahr 2020, als noch ein Verlust zu Buche stand, nun für das Gesamtjahr ein positives Jahresergebnis verkünden zu können. Gründe für diesen Ergebnisswing im zweiten Halbjahr sind zum einen geringer als befürchtet ausgefallene Bewertungseffekte und zum anderen eine gute operative Performance. Herauszuheben ist die Steigerung des Provisionsüberschusses um gut zehn Prozent auf 435 Millionen Euro. Laut Groß sei das kein Einmaleffekt, sondern verschiedene Geschäftsfelder hätten zu dieser positiven Entwicklung beigetragen, er nannte den Zahlungsverkehr, das Wertpapier- und Depotgeschäft der Frankfurter Sparkasse und die Vermögensverwaltung der Frankfurter Bankgesellschaft.

Durch das Transformationsprogramm Scope konnte zudem der stetige Trend steigender Aufwendungen durchbrochen werden. Die Verwaltungsaufwendungen gingen um 53 Millionen Euro auf 1,468 Milliarden Euro zurück. Und gleichzeitig blieb der Zinsüberschuss dank Volumensteigerungen trotz sinkender Margen fast auf Vorjahresniveau (1,172 Milliarden Euro nach 1,191 Milliarden Euro). Eine spürbar höhere Risikovorsorge (305 Millionen Euro nach 86 Millionen Euro) und die im ersten Halbjahr deutlich negativen Bewertungsergebnisse, die das Fair-Value-Ergebnisse von 128 Millionen Euro auf 4 Millionen Euro haben sinken lassen, führten zu einem Einbruch des Konzernergebnisses um 57 Prozent auf 223 Millionen Euro.

"Die Helaba hat 2020 genutzt, um die Weichen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung zu stellen. Mit der weiterentwickelten strategischen Agenda und den darin angestoßenen Initiativen sind wir gut auf die anstehenden Herausforderungen eingestellt", blickt Groß nach vorn. Und meint dabei natürlich die eigenständige Zukunft. Denn auch wenn er von der Sinnhaftigkeit eines Zusammenschlusses mit Deka und eventuell sogar Nord-LB überzeugt ist, stehen die Zeichen für weitere Verhandlungen auf absehbare Zeit eher schlecht. Die Helaba muss aber aufpassen, dass sie sich nicht auf diese eine Option zu sehr versteift, denn wie die Übernahme des Zins- und Währungsmanagements der Bayern-LB durch die LBBW oder des Verbundgeschäfts der ehemaligen HSH Nordbank ebenfalls durch die Stuttgarter Landesbank zeigen, dreht sich das Konsolidierungsmodell zwar nicht auf Fusionsebene, wohl aber bei Geschäftsfeldern munter weiter.

Die Helaba hat sich dagegen drei strategische Handlungsfelder zum Ziel der kommenden Jahre gesetzt: Das Geschäftsmodell breiter aufstellen und die Effizienz steigern, die IT modernisieren und die digitale Transformation vorantreiben sowie Nachhaltigkeit als Wachstumschance nutzen und Diversity stärken. So soll ein Konzernergebnis vor Steuern im mittleren dreistelligen Millionen-Bereich erzielt werden und ein Provisionsergebnis von dauerhaft mindestens 500 Millionen Euro die Anhängigkeit vom zinstragenden Geschäft dauerhaft reduzieren. Stellschrauben dafür sieht Groß im Asset Management, dem Zahlungsverkehr und im Verbundgeschäft. Das allerdings noch nicht 2021, denn das laufende Jahr werde noch stark von Corona geprägt sein, fürchtet Groß.

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