Helaba

Kein Scherz

Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. So heißt es im Volksmund und so beherzigt es Hans-Dieter Brenner, der zum 30. September dieses Jahres seinen Vorstandsposten bei der Helaba räumt. Dass diese Nachricht nur wenige Tage nach der Bilanzpressekonferenz und just am 1. April verkündet wurde, wird seine Gründe haben und ist beileibe kein Scherz. Denn schon vor einem Jahr trug Brenner sich wohl mit dem Gedanken, aus seinem noch bis 2017 laufenden Vertrag vorzeitig auszuscheiden und sich wieder verstärkt Themen der Bilanzierung und Wirtschaftsprüfung zuzuwenden. Offensichtlich konnte man den Abschied noch etwas hinauszögern und auf der Bilanzpressekonferenz betonte Brenner noch, er fühle sich keineswegs amtsmüde und es gebe noch einiges zu tun. Doch nun heißt es seitens des dann 63-Jährigen schlicht: "Nach 14 Jahren der Verantwortung im Vorstand - davon mehr als vier Jahre als Vorstandsvorsitzender - entspricht dieser Schritt meiner persönlichen Lebensplanung."

Der letzte Jahresabschluss von Hans-Dieter Brenner ist des Abschieds eines Vorstandsvorsitzenden allemal würdig. Der "herausragende" Konzernabschluss weist einen Rekordgewinn von 607 Millionen Euro vor Steuern aus, über 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei wurde gar nicht einmal alles gezeigt, sondern die Ausschüttung an die Träger wurde erhöht, die Substanz deutlich gestärkt und zukünftige Belastungen wie Pensionszusagen vorweggenommen. Es ist in der Tat ein "außergewöhnlich gutes Ergebnis" in einem "ertragreichen Jahr". Dabei spielte allerdings neben dem erfolgreichen Kundengeschäft die gute Konjunkturlage eine Rolle, die sich beim Bewertungsergebnis positiv bemerkbar machte (80 Millionen Euro nach 240 Millionen im Jahr 2013).

Insgesamt wurden im mittel- und langfristigen Neugeschäft mit Kunden Darlehen im Volumen von 18,4 Milliarden Euro zugesagt, was einem Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dass es unter dem Strich "nur" zu einem ganz kleinen Plus im Bestand von 91 auf 91,1 Milliarden Euro gereicht hat, liegt an den Fälligkeiten und den häufigen Tilgungen. Das niedrige Zinsniveau und der harte Wettbewerb bei anstehenden Prolongationen führten dazu, dass die Margen im Neugeschäft leicht zurückgingen. Während die Forderungen an Firmenkunden stiegen, nahmen die an die öffentliche Hand und an die Sparkassen ab. Der Anteil der Kundenforderungen einschließlich des Verbundgeschäfts an der Bilanzsumme beläuft sich auf 56 Prozent.

Alle Geschäftssegmente (Immobilien, Corporate Finance, Financial Markets und Asset Management sowie Verbund-, Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft) übertrafen die Vorjahresergebnisse und Planwerte, obwohl die Prognosen zweimal nach oben korrigiert wurden.

Brenner übergibt seinem Nachfolger Herbert Hans Grüntker, der die Helaba als Chef der Frankfurter Sparkasse und damit Gastmitglied im Vorstand der Landesbank ausgesprochen gut kennt, also ein wahrlich gut bestelltes Haus. Strukturen und Prozesse stimmen. Die Systeme sind auf dem neuesten Stand. Die Eigenmittelbasis ist mit 10 Milliarden Euro auskömmlich. Sowohl die harte Kernkapitalquote als auch die Quote unter Annahme aller Vorschriften ab 2019 liegen weit über den geforderten Standards. Die Geschäftsaufstellung als die Verbund-Landesbank und mit der Fraspa und der 1822 direct stimmt. Die Übernahme der ehemaligen WestLB ist abgearbeitet. In der Außenhandelsfinanzierung etabliert sich die Helaba als der Partner der Großsparkassen. Mit Blick auf die Herausforderung Digitalisierung und Veränderungen im Kundenverhalten hat sich die Landesbank still zum zweitgrößten Zahlungsverkehrs-Clearer in Deutschland entwickelt und nimmt im Kartengeschäft des Verbunds eine führende Rolle ein. Das Effizienzprogramm "Helaba Pro" wird ab 2016 die Kostenseite spürbar entlasten. Schön, wenn man sich so und aus freien Stücken verabschieden kann.

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