Gespräch des Tages

Landesbanken I - Zeit für die Bilanz

Die Landesbank Hessen-Thüringen hat auch für das Jahr 2013 eine mehr als ordentliche Bilanz vorgelegt und damit die Wahrnehmung untermauert, das deutsche Bankhaus zu sein, das am besten durch die Krise gekommen ist. Der Jahresabschluss vor Steuern von 510 Millionen Euro verfehlte das Vorjahresrekordergebnis nur ganz knapp um zwei Millionen Euro und wurde vom eigentlich eher als zurückhaltend bekannten Konzernchef Hans-Dieter Brenner mit dem Prädikat "sehr zufriedenstellend" geadelt. Brenner betonte, dass 2013 das Kundengeschäft und die Ertragskraft gestärkt wurden, dass die Integration der Verbundbank NRW vollständig abgeschlossen sei, dass das Konzernergebnis trotz erheblicher Belastungen aus der Integration, aber auch dem regulatorischen Umfeld erreicht wurde und dass die Kapitalgeber mit einer erhöhten Ausschüttung von 11,6 Prozent bedient wurden. Berücksichtigt man darüber hinaus die nicht explizit erwähnte Pauschalwertberichtigung für eventuelle, aber keineswegs erkennbare oder sich abzeichnende Risiken in Höhe von 237 Millionen Euro, wird die Qualität des Ergebnisses noch deutlicher.

Brenner, der im Vorstandsvorsitz der Helaba im Oktober 2008 auf Günther Merl folgte, nahm dies zum Anlass, eine Bilanz über die vergangenen sieben Jahre vorzulegen, um "zu belegen, wo dieser Erfolg herkommt". Das Geschäftsvolumen liegt mit 200 Milliarden Euro um 19 Milliarden Euro unter dem des Jahres 2007, trotz Übernahme der Verbundbank NRW. Ein Ausdruck der strikten Risikopolitik in der Ära Brenner ist die Entwicklung der Risikoaktiva, die sich im gleichen Zeitraum von 78,1 auf 54,1 Milliarden Euro verringert haben. Die Kernkapitalquote legte von 6,5 Prozent auf 12,8 Prozent zu, die Gesamtkapitalquote von 11,4 Prozent auf 17,4 Prozent. Operativ stieg die Summe aus Zins- und Provisionsüberschuss um gut 350 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro. Im Zinsergebnis profitierte die Helaba zum einen von Volumenszuwächsen, zum anderen von einer Zinsmarge, die sich seit 2007 nahezu verdoppelt hat. Der Helaba gelingt es also, trotz erheblich niedriger Zinsen, höhere Margen bei den Kunden durchzusetzen. Respekt. Und schließlich wurde das Kapital um knapp 1,4 Milliarden Euro gestärkt, während im gleichen Zeitraum 654 Millionen Euro an die Träger ausgeschüttet wurden. Die Bilanz Brenners kann sich also sehen lassen, weshalb man sich natürlich fragen darf, warum er sie überhaupt vorgelegt hat.

Beim Ausblick für 2014 war Brenner dann aber doch wieder der, der er immer war: der vorsichtige Kaufmann. Euphorische Prognosen sind seine Sache nicht, und angesichts der Unwägbarkeiten tut er gut daran, die Erwartungen nicht zu sehr zu konkretisieren. 2014 erwartet die Helaba ein leicht unter den Vorjahren liegendes Ergebnis, was in erster Linie an den höheren Kosten durch Regulatorik liegen dürfte, denn auf der Ertragsseite geht man eher von einer Verstetigung aus. Gleichzeitig soll investiert werden, zum einen in das Verbundgeschäft, zum anderen in das Auslandsnetzwerk. In beidem verspricht man sich noch Wachstumspotenzial. Die Zusammenarbeit mit den Sparkassen in Nordrhein-Westfalen, also dem alten WestLB-Gebiet, ist gut angelaufen, bereits 2013 wurden mit den Sparkassen mehr Umsätze generiert als mit der hessisch-thüringischen Stammkundschaft. In den kommenden Jahren soll die Verbundquote auf 60 bis 80 Prozent steigen. Auch im Derivategeschäft sind die Frankfurter überaus erfolgreich. Zwei Drittel des geplanten Derivate absatzes wurden in den ersten Monaten dieses Jahres bereits auf die Bücher genommen, da stört auch eine Deka-Bank nicht.

Bleibt die Außenhandelsfinanzierung: Diese wurde in den vergangenen Jahren bereits gestärkt, und soll weiter ausgebaut werden. So plant die Helaba die Eröffnung weiterer Auslandsstützpunkte beispielweise im Mittleren Osten sowie eine Intensivierung der Korrespondenzbanken-Aktivitäten. Um eine Landesbank nachhaltig erfolgreich betreiben zu können, weiß Brenner, reicht das Verbundgeschäft nicht aus, es bedarf zusätzlicher eigener Aktivitäten. Gleichzeitig müsse man sich aber innerhalb der S-Finanzgruppe ein wenig abstimmen, denn es mache schließlich keinen Sinn, wenn alle Landesbanken in den gleichen Regionen gleich stark vertreten sind. Hinsichtlich möglicher weiterer Konsolidierungsschritte beispielsweise bei den Landesbausparkassen, die eigene hat 2013 ein unerfreuliches Loch in den Helaba-Erfolg gerissen, oder auf Landesbankenebene mit Blick nach Hannover oder Hamburg/Kiel zeigte sich der Helaba-Chef offen, aber sybillinisch. Man verschließe sich nichts, aber alles müsse betriebswirtschaftlich Sinn machen. Ob die WestLB als Blaupause dienen kann? Aus Sicht der Helaba sicherlich, aus Sicht der Träger der Nord-LB oder der HSH, die dann die Altlasten zu schultern hätten, wohl eher nicht.

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