Sparkassen

Konzentration auf das Wesentliche

Allen Unkenrufen zum Trotz durfte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes für das Berichtsjahr 2015 seiner zum Jahresende noch 413 Institute einen um 1,8 Prozent gestiegenen Jahresüberschuss von 2 Milliarden Euro vermelden. Dabei zeigt insbesondere der Blick auf die beiden wichtigsten Ertragskomponenten ein bemerkenswertes Ergebnis. Denn der Zinsüberschuss hat sich mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 23,0 (23,1) Milliarden Euro nicht nur vergleichsweise gut gehalten. Sondern das Plus von 5,1 Prozent beim Provisionsüberschuss konnte seiner absoluten Höhe nach die Einbußen im Zinsgeschäft überkompensieren. Mit Blick auf die weitere Entwicklung kann das für Georg Fahrenschon freilich nur ein schwacher Trost sein. Denn der auf 6,9 (6,6) Milliarden Euro gestiegene Überschuss beim Provisionsgeschäft macht bei den Sparkassen lediglich rund 23 Prozent des Rohertrages aus. Und bei dem anhaltenden Druck auf das Zinsergebnis ist für die kommenden Jahre nicht annähernd zu erwarten, dass sich die längst in den Planungsrechnungen eingestellte Lücke Jahr für Jahr wird schließen lassen.

Entsprechend deutlich formulierte der DSGV-Präsident seine Bedenken gegen die aktuelle Geldpolitik der EZB (siehe auch Leitartikel). Und sein Vorstandskollege Peter Schackmann-Fallis hat noch einmal deutlich gemacht, wie wenig die bei den Sparkassen auf den Weg gebrachte Prozessoptimierung und die Schaffung von einheitlichen Schnittstellen nutzen, wenn immer neue Meldeanforderungen die daraus resultierenden Effizienzgewinne immer wieder aufzehren. Die 400 wichtigsten Prozesse der Sparkassen sieht er schon standardisiert, weitere 360 sollen im Laufe dieses Jahres noch hinzukommen. Ebenfalls 2016 soll darüber hinaus auch die zum Gruppendienstleister aufgewertete Sparkassen Rating und Risikosysteme GmbH (SR) ihren Regelbetrieb aufnehmen und mit 46 Mitarbeitern die Sparkassen vor Ort mit eigens entwickelten Messverfahren und Serviceinstrumenten rund um die Themen Kreditrisiko und Portfoliosteuerung unterstützen.

Gleichwohl klingt die Berichterstattung über all diese Aktivitäten ein wenig nach einem aussichtslosen Rennen von Hase und Igel. Denn immer wenn die Sparkassenorganisation einen Erfolg in der Bewältigung der regulatorischen Anforderung melden kann, haben Regulierung und Meldeanforderungen schon wieder die nächste Stufe erreicht, beispielsweise bei dem europäischen Kreditregister Ana-Credit. Im Ergebnis stärkt das in beiden großen Verbundgruppen die Befürworter einer Differenzierung der regulatorischen Anforderungen nach dem Vorbild der USA. International tätige (Aktien-)Banken sollten in der Regulierung anders behandelt werden als regional tätige Institute, so lautet die Zielvorstellung, die in der Sparkassen- wie in der Genossenschaftsorganisation immer mehr Befürworter findet und von den Ortsbanken als Verhandlungsauftrag für die Verbandsarbeit formuliert wird.

Mit Blick auf ein anderes Zukunftsthema der gesamten Bankenwelt - nämlich den Chancen und Risiken der Digitalisierung - waren beim DSGV erstaunlich optimistische Töne zu hören. Der seit Anfang März als geschäftsführender Vorstand für den Bereich Markt-, Betriebs- und Personalstrategie zuständige Joachim Schmalzl sieht jedenfalls die Sparkassen in diesem Feld besser aufgestellt, als das in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbar wird und es viele in der eigenen Gruppe glauben. Sein Optimismus für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung all der relevanten Entwicklungen, einschließlich neuer Ideen aus dem Fundus der Fintechs gründet sich maßgeblich auf den schon erreichten Stand und die Bedingungen für eine Umsetzung einheitlicher technischer Lösungen sowie insbesondere auf die Volumina, die die Sparkassen in die Waagschale werfen können.

Wenn Entwicklungen aus der Fintechszene für die weitere Marktentwicklung wirklich in der Breite relevant sind, sollen sie aufgegriffen und richtig gut umgesetzt werden. Sein Blick gilt dabei eindeutig der klugen Kombination von Online- und stationärem Vertrieb. Aber er will sich im Zweifel auf wenige Produkte und Dienstleistungen konzentrieren. Menschlicher Kontakt, gute Erreichbarkeit, Einfachheit, Datenschutz und Sicherheit sind demzufolge die Kriterien, anhand derer sich die Entscheidungen ausrichten sollen. Aus dem fernen Berlin betrachtet erscheint das alles klar und überzeugend. Von der Sparkasse vor Ort verlangt die praktische Umsetzung aber gerade mit Blick auf das Filialnetz und möglicherweise auch die Mitarbeiter nach Entscheidungen, die erhebliches Konfliktpotenzial in sich tragen. Und auch die Einigung in den Gremien über die wirklich wichtigen Investitionsprojekte dürfte allen Erfahrungen nach kein Selbstläufer werden.

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